Stift Melk: Zehnjähriges Restaurierungsprojekt rettet Bücher
Ungeziefer, Feuchtigkeit und Sonneneinstrahlung haben Teile der Melker Stiftsbibliothek stark in Mitleidenschaft gezogen. Um historische Räume und Bestände zu erhalten, läuft bis 2032 ein umfassendes Restaurierungsprojekt in dem Wachauer Benediktinerstift mit einem Volumen von zwölf Millionen Euro, über das APA und noe.ORF.at jüngst berichteten. Die 1735 eingerichtete Bibliothek des Stiftes Melk umfasst mehr als 100.000 Bände, davon 1.800 Handschriften und 750 Inkunabeln aus der Frühzeit des Buchdrucks vor 1500. Die älteste Handschrift stammt vom Anfang des 9. Jahrhunderts und beschäftigt sich mit Naturkunde. Pro Jahr werden nun unter Leitung von Papierrestauratorin Bettina Dräxler etwa 10.000 Bände gereinigt, mit der Inventarliste abgeglichen und auf Schäden untersucht.
Beim Blick auf die über mehrere Stockwerke verteilten Regale findet man immer wieder Bücher ohne Einband, weniger offensichtlich ist durch Wasserschäden verursachte Schimmelbildung und Schädlingsbefall. "Der Holzwurm ist am meisten gefürchtet", so Dräxler gegenüber dem ORF. Ungefähr zehn Prozent des Bestandes dürften beschädigt sein und könnten restauriert werden, schätzt die Expertin. Bis 2032 sollen jedenfalls einige tausend Bücher restauriert werden.
Das kann im Einzelfall teuer sein: Anhand der Schadenskartierung wird entschieden, welche Bücher restauriert werden - diese Aufträge werden an Spezialfirmen vergeben. Fehlt der Einband, müsse mit mindestens 500 Euro gerechnet werden, berichtete Dräxler. Eine Restaurierung könne aber auch bei großem Zeitaufwand bis zu 10.000 Euro kosten.
Der größte Teil der Investitionskosten im Stift Melk entfällt allerdings auf bauliche Maßnahmen in der Bibliothek als Teil des UNESCO-Weltkulturerbes. Die Restaurierung umfasst u. a. die Sanierung der Türen und Fenster samt UV-Schutzverglasung, das Raumklima soll verbessert werden. Wichtig für die dauerhafte Erhaltung der Bücher sind laut Dräxler konstante Temperaturen und eine Luftfeuchtigkeit unter 60 Prozent. Eingebaut wird auch ein Brandschutz, der Feuer mit Wassernebel ersticken soll.
Außerdem werden die Bibliotheksräume erweitert und eine neue Handschriftenkammer sowie ein Archiv eingerichtet. Zudem wird die Fassade des Bibliothekstrakts saniert. Dabei gehe es darum, "das Gebäude für kommende Generationen zu schützen und Verschleißerscheinungen entgegenzuwirken", erläuterte Prior Jakob Deibl. Bei der Vergabe der Aufträge setze das Stift vor allem auf hausinterne Handwerker und regionale Anbieter. Man komme dem Auftrag aus der Klostergründung im Jahr 1089 nach, für die Region zu sorgen und als Bildungszentrum zu fungieren.
Weniger Touristen, hohe Kosten
Die Kosten für die erste Sanierungsetappe betragen 500.000 Euro, 47 Prozent davon trägt das Stift. 25 Prozent kommen vom Land, 15 Prozent vom Bund und drei Prozent von der Stadt Melk. Der Förderverein Ex litteris immortalitas ("Durch Bücher unsterblich") beteiligt sich mit zehn Prozent der Gesamtkosten.
Für das Barockstift wurden seit dem Ausbruch der Pandemie die Einnahmen aus dem Tourismus deutlich niedriger. Es kommen ca. 30.000 Besucherinnen und Besucher pro Monat weniger als in den Jahren vor Corona, vor allem asiatische Reisegruppen fallen nach den Worten von P. Ludwig Wenzl, dem Stiftsverantwortlichen für Kultur und Tourismus, weg; auch die Flusskreuzfahrtgäste würden wegen Ukraine-Krieg, Teuerung und auch aufgrund des derzeitigen Niederwasser weniger.
Quelle: kathpress