Grazer Theologin beklagt Abwertung einer weiblichen Seite Gottes
Eine Abwertung einer weiblichen Seite Gottes hat nach den Worten der Grazer Fundamentaltheologin Martina Bär auch einen Bedeutungsverlust von Frauen in der Kirche zur Folge. "In der Alten Kirche spielte die weibliche Seite Gottes noch eine große Rolle. In der syrischen Theologie etwa wurde der Heilige Geist weiblich angesehen", sagte Bär in einem am Freitag veröffentlichten Interview des Portals katholisch.de. Es gebe auch in hiesigen Breitengraden Bilder wie zum Beispiel Fresken, auf denen "Gott Vater und Gott Sohn als zwei Männer und der Heilige Geist mit weiblichen Zügen" dargestellt seien.
Laut der deutschen Theologin kann man heute mit gutem Gewissen "Vater-Mutter-unser, der du bist im Himmel" beten. Sie finde es auch "wichtig, Kindern zu erklären, warum Gott für uns auch wie eine Mutter ist. Viel zu lange ist Gott nur auf seine väterliche Liebe reduziert worden".
Zwischen dem 2. und 4. Jahrhundert habe der "Vermännlichungsprozess des Heiligen Geistes" begonnen, die weibliche Dimension sei zumindest theologisch in der Westkirche verloren gegangen, so Bär. Das habe "fatale Konsequenzen" für die Stellung der Frau in der Kirche gehabt. "Wenn die weibliche Seite Gottes abgewertet wird, dann verlieren auch wir Frauen in der Kirche an Bedeutung. Ich glaube, die Zukunft der Kirche wird sich auch an dieser Frage mitentscheiden, ob Frauen den Zugang zu allen Ämtern und Diensten bekommen werden oder nicht."
Frauen müssten in der Kirche viel selbstbewusster auftreten und sollen bei allen kirchlichen Themen mitreden, forderte Bär. "Wir müssen fixierte Geschlechterbilder aufbrechen. Ein veraltetes Frauenbild möchte ich nicht mehr weitertragen, und das wird auch von jungen Frauen heute so nicht mehr akzeptiert."
Früher seien theologische Fakultäten an den Unis "stark von Priestern geprägt" gewesen. Das beginne sich jetzt aufzulösen, ihre Vorgängerin als Fundamentaltheologin sei auch eine Frau gewesen, erinnerte Bär. "In Graz gibt es schon lange eine gute Tradition, Frauen auf Professuren zu berufen und überhaupt qualifizierten Frauen den Weg in die Wissenschaft zu ermöglichen", sagte die Theologin. "Ich bin froh, dass ich nach Graz berufen wurde."
Quelle: Kathpress