Welttag der Suizidprävention: Hinterbliebenen Mut machen
Das Thema Suizid enttabuisieren, Hinterbliebenen Mut machen und Hilfe zur Selbsthilfe bereitstellen. Das sind die Ziele der Kontaktstelle Trauer der PfarrCaritas und Nächstenhilfe der Erzdiözese Wien. "Ein Suizid in der Familie oder im Freundeskreis verändert das Leben grundlegend. Neben dem Schmerz des Verlustes stoßen Menschen auf ein großes Tabu in der Gesellschaft", erklärte Kathrin Unterhofer, Leiterin der Kontaktstelle, in einer Aussendung am Dienstag anlässlich des bevorstehenden "Welttags der Suizidprävention" am 10. September.
Menschen, die einen Angehörigen durch Suizid verloren haben, sind mit ihrer Trauer oft allein und würden in manchen Fällen sogar von ihrem Umfeld gemieden. "Für das nahe Umfeld ist es oft schwer, mit dem schambehafteten Thema Suizid umzugehen. Menschen haben Angst, etwas Falsches zu sagen" so Unterhofer. Die Kontaktstelle Trauer der Caritas Wien wendet sich Betroffenen zu und bietet ihnen etwa Einzel- und Gruppenbegleitung an.
Ziel sei es, trauernden Menschen einen guten Platz in der Gesellschaft zu bieten, so Unterhofer. Als einzige Institution in Wien biete das Team der Kontaktstelle offene Trauergruppen für Angehörige nach einem Suizid an. So wolle sie den Austausch unter Angehörigen und den Trauerprozess insgesamt fördern.
"In den Trauergruppen treffen sich Eltern, Partnerinnen und Partner, Geschwister sowie Freundinnen und Freunde, die einen lieben Menschen durch Suizid verloren haben", so Unterhofer. Hier könnten sie das Unaussprechliche aussprechen und im Gespräch erfahren, dass sie mit ihrer Trauer nicht allein sind, sondern dass auch andere Menschen unter demselben Schicksal leiden. In den Gruppenstunden hätten auch schöne Dinge ihren Platz, Angehörige machten sich gegenseitig Mut und schenkten einander Hoffnung durch das Teilen positiver Erfahrungen.
Trauer ist immer individuell
"Trauer ist nicht nur ein Gefühl, es betrifft den ganzen Menschen. Jeder Mensch trauert anders, ein Patentrezept für Trauer gibt es nicht", weiß Kathrin Unterhofer. Das Team der Kontaktstelle Trauer empfiehlt daher neben der Gruppenbegleitung auch Einzelbegleitung, in der die persönliche Geschichte intensiv zur Sprache kommen kann. "Schuldgefühle und die Frage nach dem 'Warum' sind die häufigsten Reaktionen trauernder Hinterbliebener, die einen Angehörigen aufgrund eines Suizides verloren haben. Viele fragen sich, wie sie den Suizid verhindern hätten können, ob sie zu wenig getan oder etwas falsch gemacht haben", so die Trauerbegleiterin.
Am 12. September lädt die Kontaktstelle Trauer zudem in die Wiener Ruprechtskirche zu einer Gedenkfeier (18 Uhr, Ruprechtsplatz 1) ein. "Jeder Mensch hinterlässt eine große Lücke im Leben der Angehörigen und Freunde. Suizid ist nur die Todesursache, er macht nicht den Menschen aus. Achtung, Anerkennung und Dankbarkeit für das Leben jedes und jeder Einzelnen möchten wir daher bei der Gedenkfeier zum Ausdruck bringen", lädt Unterhofer zur Feier ein.
(S E R V I C E - Sie sind in einer verzweifelten Lebenssituation und brauchen Hilfe? Sprechen Sie mit anderen Menschen darüber. Die Telefonseelsorge ist rund um die Uhr und gebührenfrei unter der Notrufnummer 142 erreichbar sowie unter www.telefonseelsorge.at. Hilfsangebote für Personen mit Suizidgedanken und deren Angehörige bietet das Suizidpräventionsportal des Gesundheitsministeriums unter www.suizid-praevention.gv.at.)
Quelle: kathpress