Caritas startet Pflege-Kampagne und fordert langfristige Finanzierung
Die Caritas stellt in ihrer Pflegekampagne 2022 ihre mehr als 5.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiterinnen im Pflegebereich in den Mittelpunkt. Die Organisation kämpfe seit Jahren um bessere Rahmenbedingungen in der Branche und mache auf den immer der dramatischeren Mangel im Pflegebereich, betonte Caritas-Generalsekretärin Anna Parr bei der Präsentation der Sujets unter dem Motto "Nächstenliebe deinen Job" am Donnerstag in Wien. Man wolle damit die positiven Seiten des Berufs und ein "realistisches Bild" kommunizieren. Pflegende seien die Antwort auf das oftmals resignierende "who cares?", zeigte sich die Generalsekretärin überzeugt.
Das Pflegethema sei "brandaktuell", auch bei der Caritas spüre man Personalengpässe, viele Dienststellen könnten nicht besetzt werden, so Parr. Umso wichtiger sei es, ein positives Bild zu vermitteln und die schönen Seiten des Berufs zu zeigen. Pflegekräfte seien während der Pandemie oft beklatscht worden, "das reicht aber nicht, es braucht langfristige Lösungen". Die Pflegereform sei dabei ein guter erster Schritt gewesen, besonders die Schwerpunkte auf die Pflegekräfte und die Ausbildung seien wichtig.
Die Regierung sei nach Jahrzehnten des Stillstands in Sachen Pflege "endlich vom Reden ins Tun gekommen", würdigte Parr, das alles reiche aber nicht, es brauche dringend mehr Tempo und längerfristige Finanzierung. "Unsere Pflegemitarbeiterinnen und -mitarbeiter sind der Schlüssel, um die Pflegekrise zu verhindern", deswegen brauche es mehr als ein "Zuckerl für 2 Jahre". Konkret forderte Parr deswegen die langfristige Finanzierung der Maßnahmen sowie die Beendigung des österreichweiten "Fleckerlteppichs". Es brauche stattdessen einen "Schulterschluss" über alle Bundesländer hinweg, so die Generalsekretärin.
Mitarbeitende im Vordergrund
Es gehe bei der Kampagne darum, das positive Image des Pflegeberufs hervorzuheben, betonte auch der geschäftsführende Caritasdirektor der Erzdiözese Wien, Klaus Schwertner. Es brauche bis 2030 100.000 Fachkräfte im Pflegebereich, deswegen sei es umso wichtiger, die Stärken des Pflegeberufs hervorzuheben. "Die Mitarbeitenden müssen im Vordergrund stehen", so Schwertner. Die gute Nachricht sei, dass so viele Menschen wie noch nie in Gesundheits- und Pflegeberufen tätig seien, so Schwertner. Es reiche aber noch nicht, der Fachkräftemangel sei an allen Ecken und Enden erlebbar. "Wir können Pflegehäuser nicht einfach tage- oder stundenweise zusperren", so Schwertner.
Der Wiener Caritasdirektor appellierte, den Pflegebereich nicht "systematisch schlechtzureden". Die Tätigkeit sei nicht nur Beruf, sondern Berufung. "Die Identifikation mit der Arbeit ist in der Branche riesig", das merke man auch bei der Caritas. In Wahrheit gebe es im Pflegebereich 100.000 Jobs mit Sinn, die sicher sind, das sei eine unglaubliche Chance. Die Bundesregierung habe mit der Pflegereform wichtige Schritte zur Attraktivierung des Berufs gesetzt, in einem zweiten Schritt müsse es jetzt darum gehen, Pflege- und Sozialbetreuungsberufe langfristig absichern, denn, "die größte Reform ist zum Scheitern verurteilt, wenn es nicht gelingt, sie zu stärken", so Schwertner.
Auch Elisabeth Hirnschall vom Pflegezentrum Zentralraum der Caritas der Diözese St. Pölten plädierte dafür, ein positives Bild des Pflegeberufs sichtbarer zu machen, denn die Tätigkeit sei "unheimlich abwechslungsreich und sinnstiftend". Das Bild, das während der Pandemie von Pflegenden entstanden sei, habe viele potenzielle Bewerber abgeschreckt, sodass man einen Rückgang bei den Bewerbungen feststellen konnte, aber: "Pflege ist mehr als der Abdruck der Schutzbrille im Gesicht", so Hirschall. Gleichzeitig müsse der Beruf attraktiver ausgestaltet werden. "Zufriedene Pflegepersonen machen einen besseren Job, dafür braucht es ein gutes Team, vertrauenswürdiges Zusammenarbeiten, flexible Dienstzeiten und die äußeren Bedingungen müssen passen", fasste sie die Forderungen an die Politik zusammen.
Quelle: kathpress