
Oö. Caritasdirektor: Auswirkungen der Teuerungswelle "gravierend"
Die "gravierenden" Auswirkungen der Teuerungswelle, u. a. im Bereich Energie und Wohnen, machen es den Menschen jetzt schon schwer, mit ihrem Geld auszukommen - und dies sei erst die "Ruhe vor dem Sturm": Das sagte der oberösterreichische Caritasdirektor Franz Kehrer im Interview mit dem "Oberösterreichischen Volksblatt" (Donnerstag). Die starken, unmittelbaren Effekte der Teuerung machten sich in der Bevölkerung gerade erst bemerkbar. Staatliche Einmalzahlungen wie die Sonderzahlung der Familienbeihilfe könnten temporär entlasten, dennoch würde noch "ganz viel Geld" vom Staat benötigt werden.
Die Zahl der Menschen, die sich Hilfe suchend an die Caritas wenden, spiegelt den erhöhten Hilfebedarf deutlich wider: Laut Kehrer führte die Caritas der Diözese Linz im ersten Halbjahr 13.000 Beratungen durch; das seien 1.000 Beratungen mehr als im Vorjahr gewesen. Die Zahl der Erstkontakte sei sogar um zehn Prozent gestiegen. Die Menschen, die die Beratung der Caritas in Anspruch nehmen, kämen mit billigeren Lebensmitteln und Einkäufen in Sozialmärkten zwar über die Runden, sagte Kehrer. "Aber wie sollen sie sich jetzt eine Strom-Nachzahlung von 600, 700 oder 800 Euro leisten?" Selbst Hilfszahlungen in der Höhe von 150 oder 200 Euro seien da "nur noch ein Tropfen auf dem heißen Stein".
Handlungsbedarf vonseiten der Politik ortet der Caritasdirektor auch im Bereich Pflege. Aufgrund der Personalengpässe in der stationären und mobilen Pflege habe die Caritas ihr Pflegekonzept geändert. Sie setze nun darauf, Menschen so lange wie möglich durch Freiwilligenarbeit oder pflegende Angehörige in ihrem Umfeld zu unterstützen. Von der Politik wünscht sich Kehrer, dass sie diese veränderten Rahmenbedingungen beachtet und entsprechend darauf reagiert.
Mit Blick auf die hohen Spritpreise bedürfe es etwa einer Anhebung des amtlichen Kilometergeldes, um Pflege-Mitarbeitende zu unterstützen, die Menschen zu Hause betreuen, forderte der Caritasdirektor. Auch müsse der Pflegeschlüssel in Pflegeheimen verbessert werden, da sich die Bewohner-Struktur verändert habe. Ein weiterer Wunsch Kehrers betrifft den Bürokratieabbau. Hier habe die Belastung der Mitarbeitenden im Pflegebereich durch diverse Dokumentationsvorgaben während Corona sogar zugenommen.
Quelle: kathpress