
Erstes "MusiKunsTheater" in Salzburger Kollegienkirche
"MusiKunsTheater" nennt sich ein neues Kulturfestival, das aktuell in der Salzburger Kollegienkirche stattfindet und in Zukunft alle zwei Jahre veranstaltet werden soll. Laut Christian Wallisch-Breitsching von der Katholischen Hochschulgemeinde (KHG) Salzburg sollen mit einer bisher in Salzburg noch nicht realisierten Konzeption die drei Kunstformen Musik, bildende Kunst und Theater gleichwertig zusammengeführt werden, um so generationsübergreifend alle kunstinteressierten Salzburger und Touristen anzusprechen. Vernetzungen mit Vertretern insbesondere der freien Kulturszene in Salzburg werden angestrebt, Kooperationen unterschiedlichster Kunstsparten und Kulturschaffenden gesucht. Der Eintritt ist frei.
Außerdem soll der Raum der Salzburger Universitäts- und "Kunstkirche" ganz neu erleb- und erfahrbar gemacht werden, verwies der KHG-Mitarbeiter auf einige Konzerte, die zu ungewöhnlichen Zeiten, nämlich spätabends, angeboten werden. Das "MusiKunsTheater" soll in jeder Ausgabe einen neuen Schwerpunkt haben, für 2022 wurde das Motto "Zwischen den Zeiten" gewählt. Thematisch würden dabei noch bis 25. September aktuelle Ängste und Bedürfnisse vieler Menschen aufgegriffen - und das bei freiem Eintritt, erklärte Wallisch-Breitsching.
Baum als Symbol für Leben und Tod
Besonders augenscheinlich wird das bei einer Baumskulptur, die während der gesamten Festivalwoche in der Kollegienkirche zu sehen ist: Platziert im Mittelkreis des Gotteshauses auf einer dafür gebauten Insel zeigt sich dieser Baum einerseits, in grüner, voller Pracht als Symbol für Sommer, Leben und Hoffnung, andererseits in karger Form und dunkler Farbe für Winter, Unheil und Tod. Die in einer Origami-Technik gefaltete Oberfläche des Baumes weist laut den Veranstaltern zusätzlich über ihre langwierige Herstellungsweise auf den Aspekt der Kostbarkeit von Zeit hin.
Neben diesem zentralen Beitrag der bildnerischen Kunst dominiert musikalisch der US-amerikanische Komponist John Cage. Seine Verarbeitung der europäischen Operntradition kommt in "Europeras 3&4" durch Pianisten und Gesangsstimmen der Kammeroper Salzburg wie auch Plattenspielern am 25. September um 19 Uhr unter der musikalischen Leitung von Gordon Safari zur Aufführung; Premiere war am 17. September. Cages "Prinzip der Freiheit und des Zufälligen" wird dabei künstlerisch umgesetzt. Teil des Abends sich auch exklusiv für das Festival von der jungen Salzburger Autorin Anja Bachl geschriebene Texte zum Motto "Zwischen den Zeiten", die das Ensemble der Kammeroper frei improvisierend realisiert.
Bereits am 22. September ist um 22 Uhr in der Kollegienkirche "White Noise - Medi(t)ation with the Past" - eine auf John Cage zurückgehende elektronische Klangcollage - zu hören sein, die "zum Nachdenken, Verweilen und Meditieren einlädt". Das Musikprogramm ergänzen "Klänge aus Südamerika", dargeboten vom argentinische Duo Maria Agustina Calderon (Gesang) und Max Balanowsky (Gitarre) am 22. September um 19 Uhr.
Theaterpremiere mit aktuellem Bezug
"Zerreißprobe" schließlich betitelt Autor, Regisseur und Schauspieler Konstantin Paul seine Theater-Uraufführung am 23. September um 19 Uhr (Wiederholung tags darauf). In dem Stück geht es um eine Theaterprobe zu Euripides' Iphigenie in Aulis zwischen einer ukrainischen Schauspielerin - dargestellt von Solomia Kushnir - und einem deutschen Regisseur, der die nicht friktionsfreie Frage nach den Beziehungen beider Länder sowie der beiden Individuen aufwirft. Weltpolitisch aktuell ist dabei auch Thema, ob Frieden besser mit oder ohne Waffen erreicht wird, heißt es in der Ankündigung.
Die Kollegienkirche ist nicht nur die Universitätskirche, sondern versteht sich auch als "die Kunstkirche Salzburgs", wies Christian Wallisch-Breitsching hin. Nicht nur die Salzburger Festspiele, auch viele junge Künstler ließen sich vom Kirchenraum immer wieder inspirieren. Die Kollegienkirche Salzburg/Universitätspfarre und die Kammeroper Salzburg als Veranstaltende des ersten "MusiKunsTheaters" luden junge Kunstschaffende ein, ihren Ideen im Dialog mit dem Kirchenraum Gestalt zu geben und ein "Gesamtkunstwerk" entstehen zu lassen. (Info zum Programm: http://www.kollegienkirche.at/de/veranstaltungen.html)
Quelle: kathpress