Pock: In Seelsorge und Ausbildung mehr Augenmerk auf Predigt legen
Sowohl in der Verkündigungspraxis als auch in der theologischen Ausbildung sollte größeres Augenmerk auf die Befähigung zu guten Predigten gelegt werden: Das hat der Wiener Pastoraltheologe Prof. Johann Pock im Gespräch mit Kathpress betont. Eine gute Predigt stelle einen "unmittelbaren Lebensbezug zwischen den Menschen, ihrem Alltag und dem Glauben bzw. dem Wort Gottes her". Das sei eine "große Chance zur seelsorglichen Kontaktaufnahme selbst mit Fernstehenden", so Pock. Schließlich könne man gerade im Blick auf die zentralen, für viele Menschen noch immer wichtigen Sakramente wie Taufe, Eheschließung und Krankensalbung durch gute Predigten Menschen erreichen.
Pock äußerte sich zum Abschluss der Jahrestagung der "Arbeitsgemeinschaft für Homiletik", die Expertinnen und Experten aus dem gesamten deutschsprachigen Raum versammelte. Die Tagung fand erstmals in Österreich statt - vom 19. bis 22. September im St. Pöltner Bildungshaus St. Hippolyt. Sie stand unter dem Titel "Was ist der Mensch? Konturen einer homiletischen Anthropologie". Anders als bei sonstigen Homiletik-Tagungen habe man heuer den Fokus nicht auf die Predigt oder den Prediger gelegt, erläuterte Pock, sondern auf die Zuhörerinnen und Zuhörer. Die Zuhörerschaft sei - dies sei deutlich herausgearbeitet worden - heute in Gottesdiensten sehr heterogen. Dies stelle enorme Anforderungen an eine Predigt, die Menschen in unterschiedlichsten Lebenssituationen und mit unterschiedlichsten Erwartungshaltungen erreichen sollte.
Zudem gelte es, auch in der Ausbildung den Fokus zu weiten: Predigten seien nicht mehr exklusive Sache von Priestern, sondern von Seelsorgerinnen und Seelsorgern insgesamt, die "mit ihrem Leben predigen". Entsprechend hatte etwa Diakonie-Direktorin Maria Katharina Moser bei der Tagung dafür plädiert, von Krankenhausseelsorgern zu lernen, die allein durch ein "glaubwürdiges, authentisches Lebenszeugnis" Menschen in besonderen Lebenssituationen erreichten. Auch Priester könnten von diesen unmittelbaren Lebensbezügen und Zugängen für ihre Predigt- und Verkündigungspraxis vieles lernen, zeigte sich Pock überzeugt: "Wir sollten den Menschen jedenfalls weder eine 'dünne Suppe' anbieten noch dogmatische Lehrpredigten, sondern stets um einen unmittelbaren Lebensbezug bemüht sein."
Quelle: kathpress