Grabesritter-Investitur: Fünf neuen Mitglieder und Sanierungsprojekt
Die Ritter und Damen vom Heiligen Grab ("Grabesritter") haben am Wochenende ihr jährliches österreichweites Treffen in Wien veranstaltet und dabei in einer feierlichen Investitur fünf neue Mitglieder - vier Ritter und eine Dame - in ihre Reihen aufgenommen. An der Investitur in der Wiener Augustinerkirche nahmen u.a. der St. Pöltner Bischof Alois Schwarz und der frühere Salzburger Erzbischof Alois Kothgasser teil. Vorgenommen wurde die Investitur durch den Großprior der Grabesritter, Abt Raimund Schreier.
Die Ordensgemeinschaft, die sich vorrangig um die Unterstützung der katholischen Kirche im Heiligen Land bemüht, hat als Investiturprojekt für das aktuelle Jahr die Finanzierung der Renovierung des Priesterseminars in Beit Jala vorgesehen, teilte der Orden mit. Das 1852 gegründete und 1936 nach Beit Jala verlegte Priesterseminar des Lateinischen Patriarchats von Jerusalem liegt zehn Kilometer südlich von Jerusalem entfernt. Bisher wurden dort 289 Priester ausgebildet. Viele Räume wie Küche und Badezimmer befinden sich noch im Originalzustand und müssten dringend saniert werden. Der Orden werde daher das Sanierungsprojekt finanziell unterstützen, um die Wohn- und Studienräume auf heutige Standards zu heben "und so zur Sicherstellung der Zukunft eines nachhaltigen Seminarbetriebs beizutragen".
Der "Ritterorden vom Heiligen Grab zu Jerusalem" ("Grabesritter") wurde in der heutigen Form im 19. Jahrhundert durch Papst Pius IX. gegründet, gleichzeitig mit der Gründung des Lateinischen Patariarchats von Jerusalem. Es bezieht sich auf ein mittelalterliches Brauchtum, wonach adelige Pilger am Heiligen Grab zu Jerusalem zum Ritter geschlagen wurden. Der Orden ist eine eigenständige juristische Person des Kirchenrechts und wird vorwiegend von Laien - Frauen und Männern - getragen, die mit den geistlichen Mitgliedern gleichberechtigt sind. Vor allem fungiert er als humanitäre Organisation zur Unterstützung der im Heiligen Land lebenden und von den politischen Auseinandersetzungen betroffenen Christen. Weltweit gibt es 30.000 Mitglieder in 52 Statthaltereien, an deren Spitze ein vom Papst ernannter Kardinal-Großmeister in Rom - seit 2019 ist dies Kardinal Fernando Filoni - steht.
Der 1954 gegründeten, in zwölf Komtureien gegliederten österreichischen Statthalterei des Ordens gehören rund 560 Mitglieder an, Tendenz leicht steigend. Großprior ist aktuell der Wiltener Abt Raimund Schreier, daneben gibt es weitere geistliche Mitglieder wie Kardinal Christoph Schönborn, der Salzburger Erzbischof Franz Lackner, dessen Vorgänger Alois Kothgasser, St. Pöltens Diözesanbischof Alois Schwarz, Militärbischof Werner Freistetter, Altbischof Paul Iby aus Eisenstadt sowie zahlreiche Äbte. Seit 2021 wird die Wiener Komturei als größte Komturei innerhalb der Statthalterei Österreich mit Gabriele Dernesch erstmals von einer Ordensdame geleitet.
Die Mitgliedsbeiträge und Spenden an den Orden unterstützen seit jeher das Lateinische Patriarchat von Jerusalem bzw. die Caritas Jerusalem bei deren sozialen und schulischen Aktivitäten. So finanzieren die Grabesritter etwa den Unterhalt von Kirchen, Schulen, Kindergärten, Sozialstationen und Altenheimen in Israel, Jordanien und Palästina. Seit dem Ausbruch der Corona-Pandemie gibt es vor allem Corona-Nothilfeprojekte, wobei im Vorjahr eine bisherige Rekordsumme von 701.000 Euro aufgebracht wurde. Bezahlt werden damit unter anderem Lebensmittel und Medikamente für verarmte Familien, Schulgelder für Kinder aus sozial schwachen Familien sowie medizinische Behandlungen für Menschen in Not.
Für die Abwicklung der Projekte ist das in Israel, Palästina, Jordanien und Zypern tätige Lateinische Patriarchat von Jerusalem zuständig. Die Grabesritter finanzieren 95 Prozent der entsprechenden Aufwendungen.
Quelle: kathpress