Slowenien: Bischof Saje besucht Massengrab im Gottscheer Hornwald
Mit einem Besuch eines Massengrabes im Gottscheer Hornwald (Kocevski Rog) hat der Vorsitzende der Slowenischen Bischofskonferenz, Andrej Saje, an ein dunkles Kapitel in der Geschichte des Landes erinnert. Konkret besuchte der Bischof von Novo mesto am Mittwoch die Karsthöhle von Macesnova Gorica. Dort werden seit letztem Herbst Ausgrabungen durchgeführt, um die Überreste von mindestens 3.000 slowenischen Männern und Jungen zu finden, die im Juni 1945 aus dem Sankt Stanislav Institut bei Laibach (Ljubljana) dorthin gebracht und ermordet wurden. Die Archäologen sind derzeit noch dabei, die Überreste der Verstorbenen und ihre persönlichen Gegenstände auszugraben.
Wie Bischof Saje am Donnerstag gegenüber Kathpress erklärte, habe er beim Massengrab gemeinsam mit den Anwesenden für die Ermordeten, für die Opfer des Krieges und ihre Angehörigen sowie um Frieden und Versöhnung gebetet. "Tief erschüttert über die verbrecherischen Taten habe ich dabei meine Erwartung zum Ausdruck gebracht, dass der Staat und die zuständigen Stellen dafür sorgen werden, dass all diejenigen, die während und nach dem Zweiten Weltkrieg gewaltsam ermordet wurden, ein würdiges Begräbnis erhalten und dass ihnen ein Platz im historischen Gedächtnis der Nation eingeräumt wird", sagte der Bischof. In Slowenien müsse zunächst ein Konsens zwischen allen Beteiligten über die historischen Fakten erzielt werden, was für die Fortsetzung des Versöhnungsprozesses unerlässlich sei.
Wie der Bischofskonferenz-Vorsitzende weiter ausführte, handle es sich bei Macesnova Gorica nach bisher gesammelten und bekannten Informationen um das größte Massengrab von slowenischen Männern und Jungen. Bischof Saje kündigte weiters an, dass noch heuer am 31. Oktober unmittelbar vor dem Abgrund der Karsthöhle Macesnova Gorica eine Gedenkveranstaltung für die Ermordeten stattfinden wird.
Begleitet wurde der Bischof von Novo mesto, in dessen örtlichen Zuständigkeitsbereich dieses und andere Massengräber im Gottscheer Hornwald fallen, von den Pfarrern der dortigen Ortschaften Kocevje (Gottschee), Kocevska Reka (Rieg) und dem Dechant des Gebiets. Offiziell empfangen wurde die kirchliche Delegation vom Grabungsleiter Tone Ostanek und von Gregor Kaplan von der im slowenischen Verteidungsministerium zuständigen Stelle zur Verwaltung des militärischen Erbes.
Die Kriegsverbrechen und Massenhinrichtungen, die von kommunistischen Tito-Partisanen rund um das Weltkriegsende begangen wurden, werden in Slowenien erst seit einigen Jahren wissenschaftlich erfasst. Mindestens 600 Massengräber sind inzwischen gekennzeichnet und untersucht. Bislang wurden die Opfer aber noch nicht ordentlich bestattet, die Massengräber haben auch noch nicht den Status einer Grabanlage.
Opfer der Massenhinrichtungen, die in der Regel ohne ein rechtliches Verfahren stattgefunden haben, waren in erster Linie Wehrmachtssoldaten und uniformierte kroatische, slowenische oder serbische Verbände, die auf der Seite NS-Deutschlands kämpften. Es gab auch zahlreiche zivile Opfer, denen pauschal Verrat und Kollaboration vorgeworfen wurde. Dazu zählten auch die Angehörigen der deutschsprachigen Minderheiten ("Volksdeutsche") im Gebiet des ehemaligen Jugoslawiens.
Quelle: kathpress