Diözese Graz-Seckau: Klare Regeln, wenn Exorzismus verlangt wird
In der Steiermark gibt es "klare Regeln, was zu tun ist, wenn Betroffene einen Exorzismus verlangen": Wie die "Kleine Zeitung" am Sonntag über das Prozedere berichtete, werden die Personen zuerst an einen Ombudsmann verwiesen. In weiterer Folge wird ihnen ein Priester für den begleitenden "Heilungs- und Befreiungsdienst" zur Seite stellt. Die Kirche sehe das Angebot als "Hilfe zur Selbsthilfe, um die Betroffenen in ein geordnetes Leben zu führen", informierte Johannes König, einer von sieben spezifisch Ausgebildeten unter den 263 aktiven steirischen Priestern.
Anlass für den Artikel in der "Kleinen Zeitung" war die für Sonntagabend angekündigte Österreich-"Tatort"-Folge, in der Roland Düringer als Exorzist böse Geister mit Weihwasser bekämpft. Auch in Hollywood ist das Thema Teufelsaustreibung nicht erst seit dem Film "Der Exorzist" vor knapp 50 Jahren - einer der erfolgreichsten Horrorfilme aller Zeiten - ein beliebtes Thema; aktuell wird in den USA das Leben des 2016 verstorbenen bekannten Exorzisten Gabriele Amorth unter dem Titel "The Pope's Exorcist" verfilmt, berichtete die "Kleine Zeitung".
"Böses weiß zu reizen"
Woher diese große Begeisterung für Exorzismen kommt, beantwortete König mit dem Hinweis: "Der Stil des Bösen weiß zu reizen." Er habe selbst schon Menschen erlebt, die sich - ähnlich wie in einschlägigen Filmen - am Boden wälzten. "Dann habe ich versucht, beruhigend auf sie einzuwirken." . König arbeitet vorrangig mit den seelsorglichen Mitteln und Sakramentenspendung wie Krankensalbung oder Beichte. "Wenn all das nichts hilft und er merke, dass 'böse Mächte' im Spiel seien, wird ein Exorzismus durchgeführt", hieß es im Blatt. Das Böse äußere sich dabei in Form von Stimmen oder einer verzerrten Wahrnehmung.
Der "Große Exorzismus" - ein einstündiges Gebet auf Latein - werde immer von zwei Priestern durchgeführt. Wer das ist, entscheidet der zuständige Diözesanbischof. In der Priester-Ausbildung ist Exorzismus fakultativ: In Rom werden dafür jährlich Kurse angeboten - mit strengen Teilnahmebedingungen. Ein in diesem Bereich eingesetzter Kleriker "muss jedenfalls eine Expertise im Bereich Besessenheit aufweisen. Sei es aus theologischer oder psychiatrischer Perspektive", erklärte die aus Graz stammende, in Innsbruck lehrende Religionswissenschafterin und Psychotherapeutin Nicole Bauer.
Es gebe allerdings auch Laien und Laiinnen, die auf eigene Faust Austreibungsrituale durchführen. Im Hintergrund spielen dabei kirchenpolitische, "ultra-katholische Ideologien" eine Rolle, weiß Johannes König. Selbsternannte Exorzisten hätten ein "sehr eingeschränktes und konservatives Weltbild" und unüberlegter Umgang könne das psychische Leid bei Betroffenen zusätzlich verstärken.
Ist die vermeintliche Besessenheit in Wahrheit eine Psychose? Kirche und Wissenschaft haben dazu laut "Kleiner Zeitung" unterschiedliche Meinungen. Doch bevor es zu einem Exorzismus-Ritual komme, "fragt der Priester in der Regel bei Betroffenen nach, ob sie sich in psychiatrischer Behandlung befinden".
Auch das ORF-Religionsmagazin "Orientierung" beschäftigte sich am Sonntag in ORF 2 anlässlich der "Tatort-Folge mit Exorzismus (Wiederholung am Dienstag, 8.55 Uhr, ORF III). Die Rituale der katholischen Kirche zeigen laut Carlos Watzka, Historiker und Soziologe der Sigmund-Freud-Privatuniversität Wien, durchaus ihre therapeutische Wirkung, hieß es in der Ankündigung der TV-Sendung. Freilich würden Dämonen und deren Bekämpfung letztlich auch die Macht der Kirche stützen. Zu Wort kam auch Psychiater Reinhard Haller zum Thema "Besessenheit": Deren "Diagnostizierung" sei durch den heutigen Wissensstand überholt und berge die Gefahr, psychische Erkrankungen zu übersehen und Heilung zu behindern.
Quelle: kathpress