Asylwerber in Zelten: Scharfe Kritik der Katholische Aktion
Scharfe Kritik an der Unterbringung von Asylwerbern in Zelten hat die Katholische Aktion Österreich (KAÖ) geübt. Statt Zelte müssten dringend Quartiere geschaffen und den Quartiergebern unter die Arme gegriffen werden. Die KAÖ ortet allerdings mangelnden politischen Willen. "Es ist jetzt, 2022, unwürdig, die ankommenden Flüchtlinge und Schutzsuchenden in Österreich in Zelten unterzubringen", so die KAÖ-Leitungsspitze in einer Aussendung am Mittwoch.
Präsident Ferdinand Kaineder und die beiden Vizepräsidentinnen Brigitte Knell und Katharina Renner betonten, dass der aktuelle Engpass an Quartieren nicht überraschend komme. Schon im Sommer sei absehbar gewesen, dass es im Herbst knapp werden wird. Und es sei schon länger zu sehen, dass die Aufteilung der Ankommenden unausgewogen ist. "Die Bundesländer außer Wien und das Burgenland kommen ihren Verpflichtungen nicht nach", kritisierte die KAÖ-Spitze. Das liege einerseits am fehlenden politischen Willen. Aber auch die gestiegenen Kosten seien eine Belastung für die Quartiergeber.
Die Tagsätze für die Unterbringung und Versorgung von Menschen in Grundversorgung seien bisher schon sehr gering gewesen, durch die gestiegenen Energiekosten und die Teuerungen könnten viele die Quartiere nicht mehr kostendeckend zur Verfügung stellen.
Es sei aber völlig unverständlich, dass es in einem der reichsten Länder der Welt nicht möglich sei, gute Quartiere für diejenigen zu finden, die auf die Klärung ihres Status warten, so die KAÖ. Die momentane Situation sei sicherlich angespannter als sonst, aber nicht mit 2015 zu vergleichen.
Kaineder, Knell und Renner würdigte zugleich das große Engagement der österreichischen Bevölkerung. Von den mehr als 60.000 Menschen aus der Ukraine, die derzeit in Österreich sind, sei der allergrößte Teil durch Privatpersonen untergebracht. Diese Freiwilligen stellten Wohnraum zu einem Preis zur Verfügung, der nicht einmal die Betriebskosten deckt. Pro Familie betrage der Mietzuschuss 300 Euro.
Nun sei aber für viele eine Grenze erreicht und sie müssten schweren Herzens die Prekariumsverträge kündigen. Die Folge sei ein noch größerer Druck auf die organisierten Quartiere. Deshalb fordert die KAÖ Bund und Länder auf, "mehr organisierte Quartiere zu errichten und außerdem die privaten und organisierten Quartiergeber finanziell besser zu unterstützen". Abschließend hielt die KAÖ-Spitze fest: "Auch wenn der Aufenthalt in Österreich vielleicht nur vorübergehend ist, hat jeder das Recht auf eine würdige Unterkunft."
Caritas für mehr Hilfen für Wohnungsgeber
Keine Lösung sind Flüchtlingszelte auch für den Vorarlberger Caritas-Direktor Walter Schmolly. Niemand wolle diese Form der Unterbringung, "auch nicht die Bevölkerung", sagte er im Interview der "Neuen Vorarlberger Tageszeitung" (Mittwoch). Die wohl beste Alternative dazu wäre die Adaptierung von größeren Objekten wie Pflegeheimen oder Firmengebäuden, doch scheine es hierzu in Vorarlberg kaum noch Möglichkeiten zu geben. Deshalb gelte es, Wohnraum in kleineren Einheiten zu finden, wofür "die Bevölkerung, Gemeinden, das Land und die Betreuungseinrichtungen jetzt nochmals über die Bücher gehen müssten". Für eine mittelfristige Lösung seien auch Container vorstellbar.
In Vorarlberg sei die Caritas schon seit dem Sommer 2021 im Auftrag des Landes mit dem erneuten Aufbau von Unterbringungskapazitäten beschäftigt und habe in den letzten 12 Monaten 183 Unterkünfte für knapp 1.200 Menschen zusätzlich neu eröffnet, informierte Schmolly. 2.160 Personen würden derzeit in 248 Quartieren von der Caritas-Flüchtlingshilfe betreut, darunter Menschen aus 45 Nationen, vor allem aus der Ukraine, Syrien und Afghanistan. 624 der Betreuten seien Asylwerber, 594 Minderjährige - 16 davon als unbegleitete minderjährige Flüchtlinge, zudem lebten in Quartieren der Caritas auch 690 Bleibeberechtigte.
Auf die Situation Letzterer wies der Caritas-Direktor ganz besonders. Für Bleibeberechtigte sei es "sehr schwierig, eine leistbare Wohnung zu finden und aus den Grundversorgungsquartieren auszuziehen", weshalb allein in Vorarlberg derzeit fast 700 bleibeberechtigte Personen in Grundversorgungsquartieren leben. Plätze, die dann wieder für asylwerbende Menschen, die aus der Bundesbetreuung übernommen werden sollten, fehlen.
Als weiteren Aspekt nannte Schmolly, dass viele Geflüchtete aus der Ukraine auch in Vorarlberg nun wieder aus privaten Unterkünften ausziehen müssten, etwa da die Wohnanbieter Eigenbedarf oder eine zu beengte Unterbringungssituation hätten. Bis dato habe die Caritas bereits 50 Familien mit insgesamt 147 Personen aus privaten Unterkünften in ihre Unterkünfte übernommen. Daher wäre es für den Caritas-Direktor wichtig, "die privaten Unterbringungen von ukrainischen Kriegsvertriebenen bestmöglich zu unterstützen, damit diese erhalten bleiben". Denn auch wenn die Hilfsbereitschaft der ersten Tage abgeflacht sei, könne man in Vorarlberg weiter auf die insgesamt positive Stimmung der Bevölkerung gegenüber ukrainischen Familien bauen, so Schmolly.
Quelle: kathpress