Experten: Gesundheit ist nicht nur Abwesenheit von Krankheit
Gesundheit ist mehr als nur die Abwesenheit von Krankheit. Das war der Tenor eines "Quartals.Gespräches" zum Thema Gesundheit, an dem Fachleute aus Theologie und Gesundheitswesen teilnahmen: Im Festsaal der Elisabethinen Linz diskutierten laut einer Aussendung der Katholischen Privat-Universität Linz am Freitag die Kirchenhistorikerin Ines Weber und der Moraltheologe Michael Rosenberger mit dem Pneumologen Christopher Lambers und dem Geschäftsführer der Elisabethinen, Oliver Rendel.
Für ein ganzheitliches Verständnis von Gesundheit warb der auch als Umweltethiker wirkende Rosenberger. Der Mensch sei nicht aufteilbar in einen körperlichen, einen psychischen, einen sozialen und einen spirituellen Teil seiner Persönlichkeit, sondern es gehe immer um den einen ganzen Menschen. Deshalb müsse auch Gesundheit in dieser Ganzheitlichkeit gesehen werden. Medizinische, pflegerische und seelsorgliche Versorgung eines Menschen bedingten einander und müssten auch im klinischen Alltag zusammen gedacht werden, so Rosenberger. Durch die strikten Corona-Maßnahmen sei diese Notwendigkeit einer ganzheitlichen Versorgung durch Besuchsverbote und teilweise Verbote einer seelsorglichen Begleitung schmerzlich bewusst geworden.
Nicht zuletzt in öffentlichen Diskursen rund um die Pandemie wurde laut der Linzer Kirchenhistorikerin Prof. Ines Weber ein allgemein geteiltes Verständnis von Gesundheit vorausgesetzt - vor allem die Abwesenheit einer schweren Erkrankung. Aber Gesundheit spiele weit über diese allgegenwärtige aktuelle Herausforderung eine zentrale Rolle für das Leben. Weber sprach sich dafür aus, die Vielschichtigkeit von Gesundheit näher in den Blick zu nehmen. Denn es gebe viele unterschiedliche Vorstellungen davon, was Gesundheit ist bzw. viele unterschiedliche physische, psychische und gesellschaftliche Dimensionen der Gesundheit.
Als Abwesenheit von Krankheit sehe man als Mediziner die Gesundheit natürlich auf den ersten Blick, so der Leiter der Pneumologie des Ordensklinikums, Primar Christopher Lambers. Seine Aufgabe sei es schließlich, bestimmte Krankheiten zu bekämpfen und Menschen "gesund zu machen". Auf den zweiten Blick aber gehe es um ein umfassenderes und differenziertes Verständnis von Krankheit, das - gerade im Hinblick auf die Arbeit eines Spitals - die Zusammenarbeit der unterschiedlichen Berufsgruppen mit ihren je eigenen Fähigkeiten herausfordere.
Dies unterstütze der Geschäftsführer der Elisabethinen, Oliver Rendel, der auch an Dienste und Voraussetzungen erinnerte, die leicht in Vergessenheit geraten: Nicht nur Medizin und Pflege, sondern beispielsweise auch die Haustechnik oder Selbstverständlichkeiten wie die Gewährleistung von sauberem Wasser seien unabdingbar für das Wohlergehen der Patientinnen und Patienten. Ähnlich wie das Verständnis von Gesundheit, stelle sich auch die Gesundheitsversorgung als unglaublich vielschichtig und je nach Perspektive auch unterschiedlich dar.
Zum Quartals.Gespräch hatten die Theologisch-praktische Quartalschrift der Katholischen Privat-Universität Linz, die Elisabethinen Linz-Wien Gmbh sowie das Bildungshaus Schloss Puchberg geladen. Die Theologisch-praktische Quartalschrift erscheint bereits seit 1848 und richtet sich an ein breiteres, an religiösen Themen interessiertes Publikum. Sie wird von den Professorinnen und Professoren der Fakultät für Theologie der Katholischen Privat-Universität Linz herausgegeben. Das erste Heft des Jahrgangs 2022 war dem Thema des Quartals.Gesprächs gewidmet: Gesundheit - Begriff, Phänomen, Konstrukt. (Infos: thpq.at)
Quelle: kathpress