Katholischer Familienverband feierte "20 Jahre Kinderbetreuungsgeld"
Seit 20 Jahren hilft das Kinderbetreuungsgeld Familien, die Betreuung ihrer Kinder selbstbestimmt zu organisieren. Am Montagabend wurde dieses Jubiläum bei einem Festakt in Wien gefeiert. Bei der Veranstaltung des Katholischen Familienverbands Österreich und des Österreichischen Instituts für Familienforschung in der Aula am Campus der Universität Wien waren zahlreiche Vertreter aus Kirche, Politik, Wissenschaft und Gesellschaft anwesend. Von kirchlicher Seite war u.a. der Wiener Weihbischof Franz Scharl der Einladung gefolgt, die Politik war an erster Stelle durch Familienministerin Susanne Raab vertreten. Auch der frühere Bundeskanzler Wolfgang Schüssel war anwesend.
Der in der Bischofskonferenz für Familienfragen zuständige Bischof Hermann Glettler war verhindert, hatte zum Jubiläum aber eine Grußbotschaft verfasst, die verlesen wurde. Glettler bezeichnete die Familien darin als "tragende Fundamente der Gesellschaft" und rief dazu auf, "sie aufgrund ihrer Bedeutung für eine nachhaltige und sozial sensible Entwicklung in unserem Land zu fördern, zu stärken und zu ermutigen".
Familien - so vielfältig sie auch sein mögen - seien "Orte der Sehnsucht", in denen Nähe, Zuwendung und ehrliches Interesse aneinander gelebt werden könne. Gerade für junge Menschen gehörten stabile, dauerhafte Beziehungen und die Gründung einer Familie nach wie vor zu den wichtigsten Lebenszielen, so der Bischof. Eine moderne Familienpolitik stehe freilich vor komplexen Aufgaben. Die Wertschätzung von Familienarbeit sei durch eine ständige Verbesserung der wirtschaftlichen, rechtlichen und sozialen Rahmenbedingungen für Familien in ihren unterschiedlichen Lebenssituationen und Kontexten zu forcieren, betonte Glettler und er fügte hinzu: "Als vor 20 Jahren das Kinderbetreuungsgeld eingeführt wurde, war dies ein wichtiges Signal in diese Richtung."
Trendl: "Meilenstein für Familien"
Alfred Trendl, Präsident des Katholischen Familienverbands, würdigte in seinem Grußwort die Einführung des Kinderbetreuungsgeldes als "Meilenstein für Familien". Familien bräuchten zwar Geld, viel wichtiger sei aber die gemeinsame Zeit mit den Kindern. Dies zu ermöglichen, sei das Ziel des Kinderbetreuungsgeldes bei dessen Einführung gewesen. In den letzten 20 Jahren hätte das Gesetz viele Änderungen erfahren, im Wesentlichen gelte es aber heute noch und würde Eltern ein großes Maß an Wahlfreiheit bei der Betreuung ihrer Kinder ermöglichen, so Trendl.
Ministerin Raab dankte allen, die vor 20 Jahren bei der Einführung des Kinderbetreuungsgeldes involviert waren, für ihre "großartige Leistung". Das Kinderbetreuungsgeld sei ein "visionäres System, auf dem wir heute als Politikerinnen und Politiker aufbauen können". Erst in den letzten Wochen sei es gelungen, eine Valorisierung der Familienleistungen durchzusetzen. Raab lobte das Gesetz aber nicht nur aus politischer Sicht, sondern auch aus persönlicher: Nach der Geburt ihres Sohnes 2021 schätzte sie vor allem die Flexibilität, die das Kinderbetreuungsgeld Familien ermöglicht. Diese Flexibilität sei laut Raab der eigentliche Kern von Familienpolitik, die die Aufgabe habe, einen Rahmen zu schaffen, der Familien Entwicklung ermöglicht.
Wolfgang Mazal, Leiter des Österreichischen Instituts für Familienforschung, das die Einführung des Kinderbetreuungsgeldes von Anfang an begleitete und bis heute wissenschaftlich evaluiert, blickte in seinem Impulsvortrag auf die Geschichte des Kinderbetreuungsgeldes zurück und nannte dessen Einführung einen "enormen Sprung in der Geschichte".
Sowohl Mazal als Trendl warnten davor, dass Frauen- oder Arbeitsmarktpolitik unter dem Deckmantel der Familienpolitik betrieben werde und den Familien die Wahlfreiheit bei der Betreuung ihrer Kinder durch forcierte außerhäusliche Betreuung weggenommen wird. Der Staat dürfe den Familien in ihrem eigensten Bereich keine Vorschriften machen, so Trendl. Familienpolitik müsse in erster Linie auf das Wohlergehen der Familien achten, was sich auch positiv auf Frauen und den Arbeitsmarkt auswirken würde.
Einen zweiten Impulsvortrag hielt die Berliner Entwicklungspsychologin Lieselotte Ahnert zum Thema "Die Bedeutung von frühkindlichen Bindungserfahrungen und die Rolle der Väter". (Infos: www.familie.at)
Quelle: kathpress