Familienverband fordert Maßnahmen gegen Lehrermangel
Sie stehen selten im Rampenlicht, prägen jedoch Kinder und Jugendliche ein Leben lang mit ihrem tagtäglichen Dienst und tragen entscheidend zu einem "Leben in Würde" bei: Die Lehrerinnen und Lehrer, die von der UNO seit 1994 jährlich am 5. Oktober mit einem eigenen Welttag gefeiert werden. Dem haben sich heuer auch katholische Verbände und Hilfswerke angeschlossen - und zugleich ihrer Sorge über den Lehrermangel in Österreich Ausdruck verliehen. Dringend seien Maßnahmen wie mehr Unterstützungspersonal und Erleichterungen für Quereinsteigende nötig, hieß es dazu etwa am Dienstag von Seiten des Katholischen Familienverbandes (KFÖ).
"Danke für Ihren Einsatz. Sie sind so wichtige Bezugspersonen im Leben unserer Kinder", sprach die KFÖ-Schularbeitskreisleiterin Andrea Kahl in einer Aussendung die Pädagoginnen und Pädagogen gleich direkt an. Deren Tätigkeit decke wesentliche Aufgabe des Gemeinwesens ab, kümmerten sich Lehrende doch um die heranwachsende Generation "und dadurch um unsere Zukunft - so wie Familien auch". Als Familienorganisation sei dem KFÖ das weiterhin gute Funktionieren der Schulpartnerschaft wie auch die Gewährleistung eines reibungslosen Schulalltages für die Kinder und Jugendlichen wichtig, unterstrich Kahl.
Der fortschreitende Lehrerinnen- und Lehrermangel sei freilich ein Wermutstropfen, betonte die Familienverbands-Expertin, selbst Lehrerin und Mutter. Pädagogen sollten sich auf ihre eigentlichen Aufgaben konzentrieren können, wozu es mehr Unterstützungspersonal an Schulen brauche. Als weitere Maßnahme forderte Kahl eine Offensive für den Quereinstieg in den Lehrberuf, bei Gewährleistung von fachlicher Kompetenz und pädagogischer Ausbildung. Lehrende bräuchten auch Verständnis dafür, dass sie durch die neue Ausbildung oftmals ihre Masterarbeit neben dem Berufseinstieg zu schreiben hätten und dann oft nur in Teilzeit arbeiten könnten. Auch die Vereinbarkeit mit der eigenen Familie sei für diese Tätigkeit wichtig.
Der Bildung im "Süden" fehlt es an vielem
Auch das vor allem im Bildungssektor tätige Hilfswerk "Jugend Eine Welt" würdigte die Lehrerinnen und Lehrer zu ihrem Welttag. Lehrpersonal und die von ihnen vermittelte Bildung sei der Schlüssel zur Überwindung globaler Armut. Oft müsse diese Vermittlungsarbeit jedoch unter widrigsten Umständen stattfinden: Schließlich sei der Schulbetrieb in ärmeren Ländern des Globalen Südens oft durch unzureichende Infrastruktur, fehlende Unterrichtsmaterialien, unregelmäßige Gehaltszahlungen, hungernde Kinder oder Klassen mit enorm hoher Schülerzahl erschwert, erinnerte Geschäftsführer Reinhard Heiserer in einer Aussendung.
Teils seien diese Hürden auch politischer Natur: Etwa in Afghanistan hätten Mädchen derzeit keinen Zugang zur Bildung. Etliche Lehrende würden dort das Schulverbot durch Unterricht im Wohnzimmer umgehen, was "größten Respekt" verdiene.
"Lernarmut" durch Corona-Pandemie
Die Corona-Pandemie hat laut "Jugend Eine Welt" das Problem der weltweiten "Lernarmut" noch drastisch verschärft: 244 Millionen Kinder und Jugendliche zwischen 6 und 18 Jahren besuchten im Jahr 2021 gemäß Angaben der UNESCO keine Schule. Als eine Folge davon dürften in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen 7 von 10 Kindern im Alter von 10 Jahren keinen einfachen Text sinnerfassend lesen können, schätzt die Weltbank.
Um das vierte Nachhaltigkeits-Ziel (SDG) der Vereinten Nationen - nämlich das Angebot qualitätsvoller Bildung - zu erreichen, seien "engagierte und qualifizierte Lehrer und Lehrerinnen, denen ganzheitliche Bildung der Kinder und Jugendlichen am Herzen liegt" unverzichtbar, hieß es vonseiten "Jugend Eine Welt". Heiserer wies auf die Notwendigkeit eines "Unterrichts, der zukunftsfit macht", hin: Das Profil von 70 Prozent der im Jahr 2050 zum Tagesgeschäft zählenden Jobs ist laut Fachexperten aktuell noch unbekannt. Unterricht müsse daher vor allem Interesse an der Materie wecken und lösungsorientiertes Arbeiten fördern. Die Gesellschaft müsse alles daran setzen, den Lehrerberuf "so attraktiv wie möglich" zu gestalten.
Quelle: kathpress