Pro Oriente: Weltsynode soll Erfahrung der Orthodoxie nutzen
Im Rahmen der katholischen Weltsynode zum Thema Synodalität soll auch die Stimme der Orthodoxie eingeholt werden. "Auf den Osten hören - Synodalität in Leben und Mission der orthodoxen Kirche" lautet der Titel einer Konferenz, die die Wiener Stiftung "Pro Oriente" gemeinsam mit dem Institut für Ökumenische Studien (IES) der Päpstlichen Universität St. Thomas von Aquin (Angelicum) vom 2. bis 5. November in Rom organisiert. Erwartet werden laut "Pro Oriente"-Generalsekretär Bernd Mussinghoff 80 bis 100 Teilnehmer, davon drei Viertel Vertreter fast aller orthodoxen Kirchen. Die Konferenz ist als Konsultation in die internationale Phase des synodalen Prozesses der katholischen Kirche eingebettet.
Die Konferenz wolle auf orthodoxe Stimmen zum Thema Synodalität hören, so Mussinghoff im Interview der Nachrichtenagentur Kathpress. Man wolle von katholischer Seite lernen, welche Theologien von Synodalität und welche Ausdrücke derselben im praktischen Leben der Kirchen in ihr bewahrt worden sind oder sich entwickelt haben. Man könne "sicher sagen, dass in den orthodoxen Kirchen eine stärkere synodale Prägung zu verzeichnen ist, als wir sie in der katholischen Kirche gegenwärtig haben".
So könne etwa der Patriarch einer autokephalen orthodoxen Kirche deutlich weniger Entscheidungen allein treffen als der römische Papst. Der Patriarch sei viel stärker an Entscheidungen des Heiligen Synods gebunden, aber mitunter auch an Entscheidungen anderer synodaler Gremien, in denen auch Laien (Frauen wie Männer) vertreten sein könnten. Diese hätten nicht nur beratende, sondern beschlussfassende Aufgaben.
Sinnvoll könnte ein vertiefter ökumenischer Austausch über die Frage der Beteiligung von Frauen am kirchlichen Amt, aber auch an kirchlichen Entscheidungsfindungsprozessen sein, sagte Mussinghoff. "So ist in der orthodoxen Kirche der Diakonat der Frau zwar über viele Jahrhunderte hinweg keine gängige Praxis mehr gewesen, formell abgeschafft wurde er aber nie." Dies habe ermöglicht, dass vor wenigen Jahren im für ganz Afrika zuständigen Patriarchat von Alexandria mehrere Frauen zu Diakoninnen geweiht worden seien - ohne dass dies des Beschlusses etwa eines pan-orthodoxen Konzils bedurft hätte.
Vielfältiges Programm
Die Tagung beginnt am Mittwochabend (2. November) mit einer Vesper in der Kirche des Angelicums. Es folgen Grußworte von Kardinal Kurt Koch, Präsident des vatikanischen Dikasteriums zur Förderung der Einheit der Christen, Kardinal Mario Grech, Generalsekretär der vatikanischen Bischofssynode, Metropolit Iob (Getcha), Ko-Vorsitzender der Internationalen Kommission für den katholisch-orthodoxen Dialog, Angelicum-Rektor P. Thomas Joseph White und Pro-Oriente-Präsident Alfons M. Kloss.
Schon im Herbst 2021 hatten sich Kardinal Koch und Kardinal Grech an die für die Ökumene verantwortlichen Bischöfe der nationalen Bischofskonferenzen gewandt und festgehalten, dass gerade die Erfahrungen und das Verständnis von Synodalität in den Schwesterkirchen eine besondere Gabe für die katholische Kirche sein könnten. In dem Brief wird ausdrücklich empfohlen, den anderen Kirchen zuzuhören.
Den ersten Hauptvortrag am Abend des 2. November hält der serbisch-orthodoxe Bischof Maxim (Vasiljevic) über die "Orthodoxe Kirche als synodale Kirche". An den folgenden Tagen werden in Vorträgen, Diskussionen und Workshops unterschiedlichste Aspekte des Generalthemas behandelt: Welche Entscheidungen werden synodal von der Bischofsgemeinschaft oder den Mitgliedern einzelner Synoden getroffen und binden den jeweiligen Patriarchen? Wie werden Nichtkleriker, Frauen und Männer in Entscheidungsprozesse eingebunden? Welche Perspektiven bringen junge Menschen in solche Prozesse ein? International anerkannte Theologinnen und Theologen sowie junge Menschen aus den orthodoxen Kirchen werden zu diesen Fragen referieren und damit ihre Erfahrungen aus synodaler Theologie, kirchlicher Praxis und der Spiritualität der Synodalität der aktuellen weltweiten Synode der katholischen Kirche zur Verfügung stellen.
Aus Österreich sind in Rom neben Pro-Oriente-Präsident Kloss auch Vizepräsident Rudolf Prokschi, die Wiener Theologen Thomas Nemeth, Ioan Moga und David Heith-Stade sowie Pro-Oriente-Vorstandsmitglied Andrea Riedl, Generalsekretär Bernd Mussinghoff und die Kommunikationsreferentin Viola Raheb mit dabei. Die Konferenz kann auch im Livestream mitverfolgt werden. (Infos: www.pro-oriente.at)
Weitere Konferenzen Ende November
Zwei weitere wissenschaftliche Konferenzen finden am 23./24. sowie am 25./26. November wieder im Angelicum statt. Sie sind den synodalen Erfahrungen der Kirchen der syrischen Traditionen bzw. der orientalisch-orthodoxen Kirchen gewidmet.
Die Ergebnisse aller drei Konferenzen werden in Form eines Dokumentarfilms präsentiert, der in verschiedenen Sprachen produziert und im Fernsehen ausgestrahlt wird. Zusätzlich wird ein Tagungsband in Buchform veröffentlicht.
Das Projekt steht unter der gemeinsamen Schirmherrschaft von zwei vatikanischen Körperschaften: dem Dikasterium zur Förderung der Einheit der Christen und dem Generalsekretariat der Bischofssynode. Damit soll eine gute Einbettung in den synodalen Prozess und in die Vorbereitung der Römischen Bischofssynode gewährleistet werden. Es ist auch vorgesehen, "die Konferenz-Ergebnisse in synthetisierter Form direkt an das Synoden-Sekretariat weiterzuleiten und auf diese Weise in den synodalen Prozess einzubringen", so Pro-Oriente-Generalsekretär Mussinghoff. (Website und Informationen: www.pro-oriente.at)
Quelle: kathpress