Innsbruck: Platz nach weltweit erster Theologie-Dekanin benannt
Die Stadt Innsbruck hat einen Platz im Gedenken an die feministische Theologin Herlinde Pissarek-Hudelist (1932-1994) benannt. Der neue "Univ.-Prof.in-Dr.in-Pissarek-Hudelist-Platz" erinnert an die weltweit erste Dekanin einer Katholisch-theologischen Fakultät. Er befindet sich zwischen Theologischer Fakultät, Volksschule Innere Stadt und Akademischem Gymnasium. Die Grußworte zur Eröffnung sprachen dieser Tage Stadträtin Ursula Schwarzl, Uni-Innsbruck-Vizerektor Wolfgang Streicher sowie Martina Kraml und Liborius Lumma von der Katholisch-Theologischen Fakultät. Anwesend war auch Doris Linser. Die Mitbegründerin der autonomen Innsbrucker Frauenbewegung hatte bereits 1997 im Gemeinderat einen Antrag zur Benennung eines Platzes nach Pissarek-Hudelist gestellt.
Die heute als an der Uni Innsbruck lehrende Religionspädagogin Martina Kraml, die selbst bei Pissarek-Hudelist studiert hatte, fand bei der Feier zur Platzbenennung kritische Worte in Bezug auf eine nach wie vor männerdominierte Welt. Früher sei noch viel öfter versucht worden, kritische Frauen zum Schweigen zu bringen: "Aber wer das versucht, der blendet einen wichtigen Teil der Realität aus", sagte die Universitätsprofessorin, die auch die wissenschaftliche Laufbahn und das religionspädagogische Engagement von Herlinde Pissarek-Hudelist hervorhob.
Für Vizerektor Streicher gibt bis zur Gleichberechtigung noch viel zu tun. In Syrien etwa, liege der Frauenanteil in technischen Berufen fast bei der Hälfte, in Österreich hingegen noch bei zwei bis drei Prozent. Er würdigte die langfristige Wirkung des Engagements der Namensgeberin des neuen, stark frequentierten Platzes: Mit der Benennung werde Herlinde Pissarek-Hudelist "ein schönes Denkmal gesetzt".
Die Stadt Innsbruck würdigt mit Straßen- und Platznamen die Errungenschaften wichtiger verstorbener Innsbruckerinnen und Innsbrucker, derzeit vorwiegend Frauen, weil der Großteil der Straßennamen bisher nach Männern benannt ist, heißt es seitens der Stadt.
An der Innsbrucker Katholisch-Theologischen Fakultät wird Pissarek-Hudelist seit einigen Jahren u.a. mit einer jährlichen Vorlesungsreihe gedacht, zuletzt Mitte November mit der 7. Herlinde-Pissarek-Hudelist-Vorlesung unter dem Titel "Im Gravitationsfeld von Mystik und Politik". Petra Steinmair-Pösel, Rektorin der Kirchlichen Pädagogischen Hochschule Edith Stein, stellte die Frage nach dem Besonderen der Christlichen Sozialethik inmitten anderer Sozialethiken. Der "Globalisierung der Gleichgültigkeit" (Papst Franziskus) stellte sie das Leben und Wirken dreier christlicher Mystikerinnen entgegen: Maria Skobtsova, Dorothee Sölle und Chiara Lubich. Deren mystische Erfahrungen brachte sie ins Gespräch mit gegenwärtigen globalen Herausforderungen. Sie hob die mystische Begabung jedes Menschen hervor und die besondere Motivationskraft, die daraus hervorgeht.
Herlinde Pissarek-Hudelist wurde 1932 in Innsbruck geboren. Sie unterrichtete ab 1978 an der Theologischen Fakultät und war 1989 bis 1993 deren Dekanin. Ihr Einsatz für die Religionspädagogik und für eine geschwisterliche Kirche, stehen neben ihrer akademischen Laufbahn, im Mittelpunkt ihres Lebenswerks. Ab Anfang der 1980er Jahre begeisterte sich Pissarek-Hudelist zunehmend für die feministische Theologie. Ihre Amtsführung war geprägt vom Bemühen um Zusammenarbeit und Konsens auf breiter Basis. Am 19. Juni 1994 verstarb Herlinde Pissarek-Hudelist nach längerer schwerer Krankheit. (Infos: www.uibk.ac.at/theol/sophia/pissarek.html)
Quelle: kathpress