Bad Mühllacken: Kirch- und Altarweihe bei den Marienschwestern
In der ersten Adventwoche sind die Marienschwestern vom Karmel von Linz in ihr neues Mutterhaus in Bad Mühllacken übersiedelt. Am Samstag feierte Bischof Manfred Scheuer mit der Ordensgemeinschaft vor Ort die Kirch- und Altarweihe. Die Entscheidung, das Mutterhaus in Linz aufzugeben und die "Zentrale" in das inzwischen umgebaute ordenseigene Curhaus in Bad Mühllacken zu verlegen, wurde mit Blick auf die personelle und wirtschaftliche Zukunft getroffen, wie es in einer Aussendung der Diözese Linz am Montag hieß. 25 Schwestern, die Ordensleitung und die gesamte Verwaltung der Marienschwestern sind in den vergangenen Tagen vom Friedensplatz in Linz in das etwa 20 Kilometer entfernte Bad Mühllacken übersiedelt.
38 Marienschwestern seien nun in Summe dabei, anzukommen. Das neue Mutterhaus besteht aus einem Pflegetrakt für pflegebedürftige Schwestern, einem allgemeinen Wohntrakt und einem Bereich für die jüngeren Schwestern. Im Zuge der Umbauarbeiten wurde auch eine neue Klosterkirche errichtet, die - wie schon die ehemalige Klosterkirche in Linz - dem "Göttlichen Kinde Jesu" geweiht ist.
Der Kneipp-Bereich, der ursprünglich das gesamte Gebäude umfasste, bleibt in verkleinerter Form mit 16 Zimmern und mit dem therapeutischen (Tages-)Angebot als "Spirituelles Gesundheitszentrum" erhalten. Das frühere Mutterhaus in Linz haben die Marienschwestern in eine Miteigentümergemeinschaft eingebracht, die unter Führung des Stifts Admont die Immobilie auf dem Friedensplatz entwickeln wird.
"Wo ist mein Platz?"
Bischof Manfred Scheuer stellte an den Beginn seiner Predigt beim Weihegottesdienst die Frage: "Wo ist mein Platz?" Raumfragen seien nichts Nebensächliches, sondern auch Machtfragen: "Bei Räumen geht es um Hoheitsgebiete, um Übergriffe, Besetzungen, Vereinnahmungen. Vermutlich haben die meisten schon einmal die Erfahrung gemacht, fehl am Platz zu sein, weil ihnen vermittelt wurde: Du bist hier fremd; du verstehst nichts; du bist anders. Keinen Platz oder keinen Raum zu haben, das kann heißen: Du wirst hier nicht mehr gebraucht, du bist überflüssig, du gehörst zum alten Eisen."
Die Frage nach dem Platz stelle sich auch für die Kirche und für Ordensgemeinschaften, so Scheuer: "Äußere und innere Räume gehen zusammen. Räume verleiblichen Beziehungen, sie sind geprägt durch die Liebe, gerade im Karmel. Ihr habt die Räume, in denen ihr gewirkt habt, mit Liebe erfüllt und euer Herzblut hineingegeben. Dafür danke ich euch. Ihr sollt hier einen guten neuen Platz finden."
Die neue Klosterkirche sei dem göttlichen Kinde Jesu geweiht, das die Christenheit zu Weihnachten als "großartiges, aber eigentlich unbegreifliches Wunder" feiere: Gott werde Mensch in einem Säugling, dem Inbegriff an Hilfsbedürftigkeit und Verletzlichkeit. In der Geburt eines jeden Menschen werde somit eine entscheidende Dimension von Weihnachten greifbar. Bischof Scheuer erinnerte an die jüdische Philosophin Hannah Arendt, die nicht dem Ende, sondern der Geburt, dem Beginn des Menschenlebens eine entscheidende Bedeutung zumesse: "Jeder geborene Mensch steht für einen Neuanfang, mit jeder Geburt eines Menschen kommt etwas Neues in die Welt. Es ist die Einmaligkeit des nun beginnenden Lebens, die eine Geburt so besonders macht. Die Geburt eines Kindes ist ein Versprechen, eine Verheißung neuen Lebens. Für euch Marienschwestern beginnt eine neue Zeit der Nachfolge, eine neue Zeit der Gnade."
Generaloberin Schwester Michaela Pfeiffer-Vogl erinnerte in ihren Begrüßungsworten daran, dass die hl. Teresa von Avila (1515-1582) fünfzehn Frauenklöster und zwei Männerklöster gegründet habe. Eine solche Gründung sei für sie erst vollzogen gewesen, wenn in der Klosterkirche Messe gefeiert wurde. "In unserem neuen Mutterhaus gibt es da und dort noch kleinere Baustellen, insgesamt fühlen wir uns nach einer Woche schon sehr wohl hier. Und auch bei uns wird die Kirch- und Altarweihe dazu beitragen, dass wir uns noch mehr beheimatet fühlen", zeigte sich Pfeiffer-Vogl überzeugt.
Die künstlerische Gestaltung der Kirche lag bei Bruder Thomas Hessler vom Europakloster Gut Aich. Grundlage war eine intensive Auseinandersetzung mit der Spiritualität der hl. Teresa von Avila, der Ordensheiligen des Karmel. In den Altar wurden Reliquien von Teresa von Avila, Thérèse von Lisieux und Johannes vom Kreuz eingebracht. Die neuen Glasfenster wurden von den Glaswerkstätten Schlierbach gefertigt. Bestimmte Orte im Kirchenraum sind mit ermutigenden Schriftzügen versehen: "Entschließe dich", "Gott schenkt Weite", "Lass dich beflügeln", "Wachse über dich hinaus", "Geh mutig deinen Weg", "Bleibe in seiner Liebe".
Am Weihegottesdienst nahmen zahlreiche Äbte und Ordensoberinnen und Ordensobere sowie Vertreter der Politik teil, allen voran der OÖ-Altlandeshauptmann Josef Pühringer. Nach dem Festgottesdienst segnete Bischof Scheuer die neuen Räumlichkeiten des Mutterhauses.
Karmelitinnen von Gmunden eben ihr Kloster auf
Anfang Februar 2023 soll bei den Marienschwestern in Bad Mühllacken eine weitere ganze Ordensgemeinschaft aufnehmen. Die Karmelitinnen von Gmunden werden altersbedingt ihr Kloster aufgeben, wie die Kirchenzeitung der Diözese Linz berichtete. Damit findet nach 195 Jahren das älteste Karmelitinnenkloster Österreichs sein Ende, die Schwestern werden freilich in Bad Mühllacken eine neue Heimat finden. Sie erwartet demnach nicht nur spirituell in derselben Ordensfamilie, sondern auch von der pflegerischen Betreuung her ein guter Platz. Alle Gmundner Schwestern sind bereits älter als 80 Jahre.
Marienschwestern vom Karmel
Die Marienschwestern vom Karmel sind ein apostolisch tätiger Zweig des Karmelordens. Seit 1861 wirkt die Ordensgemeinschaft in Österreich, seit 1920 in Deutschland und seit 2002 in Uganda. Seit 1961 heißt sie "Marienschwestern vom Karmel". Derzeit leben in Österreich insgesamt 60 Schwestern: im Curhaus Bad Kreuzen, in Bad Mühllacken (Mutterhaus und Spirituelles Gesundheitszentrum), im Exerzitienhaus "Marienheim" in Grünau im Almtal und in den Fachschulen der Marienschwestern in St. Pantaleon-Erla bei St. Valentin (NÖ). Darüber hinaus sind Schwestern in Regensburg und Konnersreuth (Bayern) sowie in Uganda stationiert.
Quelle: kathpress