
KPH-Rektor Weber: "Lehrerberuf ist absoluter Zukunftsberuf"
"Der Beruf der Lehrerin und des Lehrers ist ein absoluter Zukunftsberuf. Und alle Investitionen in diesen Beruf sind Investitionen in die Zukunft." Das hat der Rektor der Kirchlichen Pädagogischen Hochschule Wien/Krems (KPH), Hubert Weber, betont. Gemeinsam mit Bildungsminister Martin Polaschek (ÖVP) warb Weber am Dienstag bei einem Pressegespräch am Kremser Standort der KPH für die Ausbildung zum Lehrer. "Wir müssen wieder stärker vermitteln, wie schön dieser Beruf und vor allem auch wie wertvoll dieser Beruf ist", so Weber.
In die gleiche Kerbe schlug Bildungsminister Polaschek. Das Ansehen des Berufsstandes und das Bewusstsein für die Bedeutung von Lehrerinnen und Lehrern müsse gestärkt werden. Dem diene u. a. die Lehrkräfte-Initiative "Klasse Job" des Ministeriums. "Wir wollen junge Menschen für diesen Beruf begeistern und wir wollen auch Quereinsteiger einladen und sie gut begleiten", so Polaschek. Nachsatz: "Schule ist so viel mehr als nur Unterricht."
Der Minister betonte zudem, dass es eine Attraktivierung und Anpassung der Lehramtsstudien brauche. Diese Reform sei bereits im Laufen. Seit 2015 müssen angehende Lehrer zunächst ein vierjähriges Bachelorstudium abschließen, nach dem bereits an der Schule unterrichtet werden darf. Danach folgt bei Volksschullehrern ein einjähriger, bei Sekundarstufenlehrern (Mittelschule, AHS, BMHS) ein zweijähriger Master. Für Volksschullehrer wird künftig eine Umstellung auf drei Jahre Bachelor- und zwei Jahre Masterstudium erfolgen, so der Minister.
Die Sekundarstufenlehrer-Ausbildung soll von sechs auf fünf Jahre verringert werden, bestehend aus drei Jahren Bachelor und zwei Jahren berufsbegleitendem Master. Wobei man für den Master derzeit bereits - da berufsbegleitend - bis zu fünf Jahre Zeit hat. Wie diese Zeitspanne künftig gestaltet sein wird, stehe derzeit noch nicht fest, so Polaschek. Der Lehrerbedarf sei enorm, räumte der Minister ein. Mit der geplanten Reform könnten die Studierenden früher in die Schule einsteigen.
Wünsche der Studierenden
Laut einer Erhebung an der KPH würden derzeit bereits bis zu 40 Prozent der Studierenden nebenbei unterrichten, so Lukas Leidenfrost von der Studierendenvertretung der KPH. Die Studierenden für die Primarstufe wünschten sich zudem eine Verkürzung der Studienzeit. Ein Wunsch, den Bildungsminister Polaschek allerdings nicht erfüllen will, wie er betonte. Und auf Nachfrage, ob es tatsächlich notwendig sei, für die Volksschule ein fünfjähriges Hochschulstudium zu absolvieren, zeigte sich Polaschek davon überzeugt. Weber ergänzte: "Wir brauchen die besten Leute für die Volksschule", denn in den ersten Jahren der Schullaufbahn werden das Meiste bereits grundgelegt.
Dem Anliegen der Studentin Simone Kortschak, die für mehr Praxis in der Ausbildung plädierte, konnte Polaschek hingegen sehr viel abgewinnen. Entsprechende Überlegungen zur Weiterentwicklung der Curricula seien im Gange, sagte er.
Im Studienjahr 2023/24 sollen laut Bildungsministerium die rechtlichen Voraussetzungen für die neue Struktur vorliegen, dann können die Pädagogischen Hochschulen (PH) (im Volksschulbereich) bzw. die Verbünde aus PHs und Universitäten (bei den Sekundarstufenlehrern) die neuen Studienpläne erstellen. Start der neuen Studien sowohl für Volksschul- als auch Sekundarstufenlehrer soll dann 2024/25 sein.
KPH-Rektor Weber bekräftigte auf Anfrage das Engagement der Kirche im Bildungsbereich. Das Engagement der Kirchen für die Aus-, Fort- und Weiterbildung von Lehrerinnen und Lehrern sei ein wesentlicher Dienst für die Entwicklung der Gesellschaft. Die KPH Wien/Krems sei zudem eine weltweit einzigartige Einrichtung, weil sie von mehreren christlichen Kirchen gemeinsam und in Kooperation mit anderen Religionsgemeinschaften getragen wird.
Weber hob die Bedeutung des Religionsunterrichts für die Schulen wie auch die Gesellschaft hervor. Die KPH sei bestrebt, auch im Blick auf den Religionsunterricht eine Ausbildung auf höchstem Niveau zu bieten. Angesichts des Mangels an Lehrpersonen gerade auch im Religionsunterricht wurde im Sommer ein Hochschullehrgang gestartet, der auch berufsbegleitend absolviert werden kann.
Die Kirchliche Pädagogische Hochschule Wien/Krems gilt als europaweit einzigartiges ökumenisches Vorzeigeprojekt: Sie bietet als Österreichs größte Private Pädagogische Hochschule an sieben Standorten in Wien und Niederösterreich Erstausbildung, Fort- und Weiterbildung für Lehrkräfte der Primär- und Sekundarstufe sowie ein Bachelorstudium Elementarbildung und Lehrgängen mit Masterabschluss. Träger der von einer ökumenischen Perspektive getragenen KPH sind die Erzdiözese Wien und die Diözese St. Pölten seitens der Katholischen Kirche sowie die Evangelische Kirche A. und H.B., die Orthodoxen Kirchen, die Orientalisch-Orthodoxen Kirchen sowie die Altkatholische Kirche.
In der Ausbildung von Religionslehrerinnen und -lehrern und im Rahmen der Förderung interreligiöser Kompetenzen gibt es auch Kooperationen mit den Freikirchen, der Islamischen Glaubensgemeinschaft, der Alevitischen Glaubensgemeinschaft, der Israelitischen Religionsgesellschaft und der Buddhistischen Religionsgesellschaft. Die Hochschule hat derzeit ca. 2.600 Studierende in der Erstausbildung und ca. 1.000 Studierende in Weiterbildungslehrgängen sowie rund 13.700 Studierende im Bereich der Fortbildung.
Quelle: kathpress