
Historisch belasteter Bischof: Linzer Gföllnerstraße wird umbenannt
In der oberösterreichischen Landeshauptstadt Linz sollen vier Straßen mit historisch belasteten Namen geändert werden. Das berichteten verschiedene Medien nach einem entsprechenden Beschluss im Linzer Stadtrat am Donnerstag. Eine Expertenkommission hatte die Umbenennung der Straßen Porscheweg, Gföllnerstraße, Pfitznerstraße sowie des Reslwegs vorgeschlagen. Der Stadtrat hatte dies mit den Stimmen von SPÖ, ÖVP und Grünen angenommen. Die Kosten, die evt. daraus für Bürger und Unternehmen erwachsen, werde die Stadt übernehmen, hieß es. Derzeit würden alternative Namensvorschläge erarbeitet.
Unter den vier belasteten Namen verweist die Gföllnerstraße in Linz-Kleinmünchen auf den früheren Linzer Bischof Johannes Maria Gföllner (1867-1941). Diesem wird u.a. vorgeworfen, dass er "1933 in einem Hirtenbrief den Antisemitismus propagierte", wie Stadtarchivar Walter Schuster, der die Kommission leitete, bei der Präsentation des Berichts erklärte. Die Diözese Linz bekräftigte dazu gegenüber Kathpress, dass man keinerlei Einwände erheben werde. Man bekenne sich zu einer "Lebendigen und aufrichtigen Erinnerungskultur" und wisse um die problematische Haltung des Bischofs, verwies die Diözese auf eine entsprechende Stellungnahme, die man bereits im November in Reaktion auf das Gutachten der Kommission abgegeben hatte.
Es sei bekannt, "dass das Agieren Bischof Gföllners gegenüber dem katholischen Volksverein bzw. der Christlichsozialen Partei im Zusammenhang mit der demokratischen Entwicklung der ersten Republik kirchlich und politisch schädlich war". Der Bischof habe mit seinem Vorgehen Vorarbeit für den Ständestaat auf Kosten demokratischer Legitimation geleistet.
"Bischof Gföllner stand in Übereinstimmung mit einem damals verbreiteten katholischen Antisemitismus, der ihm und der Kirche zu Recht angelastet wird", hatte die Diözese bereits im November erklärt. Auch wenn sich dieser Antisemitismus vom Rassenantisemitismus der Nationalsozialisten unterschied und Bischof Gföllner diesen ausdrücklich verurteilte, ändere dies nichts an der Tatsache, dass der katholische Antisemitismus ein dunkles Kapitel der Kirche in Oberösterreich darstelle. Die diesbezüglichen Äußerungen seien heute unmissverständlich zurückzuweisen und kirchlicherseits spätestens seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil offiziell überwunden.
Drei Jahre lang hatte eine Kommission die Linzer Straßennamen bzw. deren Namensgeber auf mögliche Belastungen in Bezug auf Nationalsozialismus, Antisemitismus, Rassismus oder autoritäres Gedankengut untersucht. Alle 566 Straßen, die nach Personen benannt sind, wurden von der Kommission analysiert. Bischof Gföllner zählt laut Kommission nun zu jenen vier von 64 problematischen Personen, die am meisten belastet sind.
Der höchsten Kategorie 1 ordneten die Experten vier Namen zu: Komponist Hans Pfister als "überzeugter und radikaler Antisemit", Ferdinand Porsche, der "eine zentrale Funktion in der NS-Kriegswirtschaft" einnahm und "aktiv die Zwangsarbeit förderte", Unterhaltungskünstler Franz Resl, der als "NS-Protagonist einen radikalen Antisemitismus vertrat", und Bischof Johannes Maria Gföllner.
In der nächsten Kategorie 2 mit 21 belasteten Personen finden sich u. a. Namen wie Ex-Landeshauptmann Heinrich Gleißner, Ex-Kanzler Julius Raab, Franz Dinghofer oder Franz Stelzhammer. In Stufe 3 werden 39 Personen aufgelistet, die eher "punktuell verbal NS-Propaganda" betrieben haben. Was diese Namensgeber betrifft, so will man sie im Rahmen von neu zu überarbeitenden Publikationen und Online-Medien der Stadt Linz "umfassend kommentieren".
Quelle: kathpress