
Bischof Aichern ist 90: Scheuer würdigt "Bischof bei den Menschen"
Der frühere Linzer Bischof Maximilian Aichern hat am Montag seinen 90. Geburtstag gefeiert und von seinem amtierenden Nachfolger einen Glückwunschbesuch erhalten. "Die Kirche hat durch ihn als Gesprächspartnerin in sozialen Fragen Bedeutung gewonnen", würdigte Diözesanbischof Manfred Scheuer den Jubilar. Die vielen Zuschreibungen für Aichern - wie "Sozialbischof" oder "Bischof bei den Menschen" - kämen nicht von ungefähr, sondern zeugten von seiner "prägenden Handschrift" für die Kirche in Oberösterreich. Aichern "steht für die Vitalität der Kirche in der sozialen Frage", unterstrich Scheuer in einer Aussendung der Diözese Linz vom Montag.
Aichern lebe eine "wache und aufmerksame Zeitgenossenschaft", sei "historisch höchst interessiert und informiert, gesprächsfähig, Dialog eröffnend für unterschiedliche Ideologien" und habe sich zudem nie gescheut, "die Bereiche aufzuspüren und zu bespielen, wo sich die Kirche in den Zugängen geschichtlich belastet, schwergetan hat", sagte Scheuer. Besonders sei auch, dass der emeritierte Bischof angesichts der heutigen Konfliktgesellschaft und vielfältiger Polarisierungen stets "große Gelassenheit und innere Ausgewogenheit" an den Tag gelegt habe. Leitend sei für ihn die Überzeugung, dass der christliche Glaube die Kraft zur "Veränderung der Welt zum Guten" und zum "Einreißen von Grenzen" habe.
Mit dieser Grundhaltung sei der frühere Linzer Oberhirte federführend gewesen für den Sozialhirtenbrief der österreichischen Bischöfe oder auch das ökumenische Sozialwort der Kirchen, so Scheuer über Aicherns Wirken. Sein Name stehe auch "für eine starke Sozialpartnerschaft, für die Allianz für den freien Sonntag, für die Sozialverträglichkeitsprüfung, für Joseph Cardijn, für Marcel Callo". Auch für die intensive Auseinandersetzung mit der NS-Zeit - konkret mit der Vernichtungsanstalt Hartheim und dem KZ Mauthausen - habe sich Aichern stets eingesetzt. In seinen Ansprachen seien "Aggiornamento" (Verheutigung) und "Coraggio" (Mut) die Grundvokabel, und das verkörpere er auch in seinem Leben und Wirken. "Insolvenzrhetorik war ihm immer fremd", betonte Scheuer.
Bei all dem lebe Aichern "aus der Mitte des Glaubens und hat das Charisma der Unaufgeregtheit", so Scheuer über die Persönlichkeit des Ordensmann aus Stift St. Lambrecht. Dieser sei nach seiner Bischofsweihe 1982 "innerlich ein Benediktiner geblieben, aber äußerlich und spirituell zum Wanderprediger geworden". In 24 Jahren Amtszeit habe Aichern die Diözese Linz entscheidend geprägt und gestaltet, habe "Kontakte und Fäden geknüpft, von dem wir heute noch und wohl weit in die Zukunft hinein profitieren". Herausragend sei dabei die Zusammenarbeit mit den Kirchen in Osteuropa und auf dem Balkan, durch Hilfsbrücken oder der unter Aichern gegründete Osthilfe-Fonds.
Doch auch jetzt noch, als emeritierter Bischof, stehe Aichern "für eine menschenfreundliche, ermutigende und hoffnungsfrohe Kirche", erklärte Scheuer. Sein Interesse am kirchlichen und gesellschaftlichen Geschehen sei auch mit 90 Jahren "genauso ungebrochen wie seine Bereitschaft, die Freude am Evangelium und am Christsein weiterzutragen". Bischof Maximilian sei weiterhin oft bei Veranstaltungen anzutreffen und bereichere diese mit seinem "ungeheuren Wissen und seiner großen Erfahrung". Scheuer abschließend: "Ich danke ihm für seinen bischöflichen Dienst, für seine Menschenfreundlichkeit und seinen tiefen Glauben, für seine Strahlkraft und sein Vertrauen in eine gute Zukunft."
Ordensmann und Bischof
Maximilian Aichern wurde am 26. Dezember 1932 in Wien geboren, arbeitete nach der Matura in der elterlichen Fleischhauerei und trat 1954 in das Kloster St. Lambrecht ein. Nach dem Studium in Salzburg und Rom wurde er 1959 zum Priester geweiht, wurde 1977 Abt von Sankt Lambrecht sowie schon im Jahr darauf zum Abtpräses der österreichischen Benediktiner gewählt. Ende 1981 ernannte ihn Papst Johannes Paul II. zum Bischof von Linz, gefolgt von der Bischofsweihe am 17. Jänner 1982 mit rund 10.000 Gläubigen im Linzer Dom.
Höhepunkte in Aicherns diözesanem Wirken waren u.a. die Feier zum 200-jährigen Bestehen der Diözese Linz 1985, eine Diözesanversammlung 1986 und die Besuche von Papst Johannes Paul II., der 1988 nach Enns-Lorch sowie ins ehemalige Konzentrationslager Mauthausen kam. In nur zehn Jahren war Aichern in sämtlichen 485 Pfarren der Diözese zur offiziellen bischöflichen Visitation.
Einen besonderen Namen machte sich Aichern jedoch auch österreichweit als "Sozialbischof": etwa durch seine Federführung beim "Sozialhirtenbrief" der österreichischen Bischöfe 1990, beim Sozialwort der 14 christlichen Kirchen 2003 oder durch seinen vehementen Einsatz in der "Allianz für den arbeitsfreien Sonntag". In Linz gründete er die Bischöfliche Arbeitslosenstiftung und beherbergte Flüchtlingsfamilien im Bischofshaus.
Am 18. Mai 2005 nahm Papst Benedikt XVI. das Rücktrittsgesuch von Bischof Aichern an, der sein Amt vier Monate später an seinen Nachfolger, Bischof Ludwig Schwarz, übergab. Diesen sowie auch den derzeitigen Linzer Diözesanbischof Manfred Scheuer unterstützte Aichern weiter in liturgischen und repräsentativen Aufgaben.
Quelle: kathpress