Heiligenkreuzer Altabt Henckel-Donnersmarck wird 80
Der Heiligenkreuzer Altabt Gregor Henckel-Donnersmarck feiert am Montag, 16. Jänner, seinen 80. Geburtstag. Von 1999 bis 2011 stand der frühere Manager an der Spitze der Heiligenkreuzer Zisterzienser. Seit seiner Emeritierung als Abt lebt er sowohl in Wien als auch in Heiligenkreuz. Wiewohl medial nicht mehr so präsent wie früher, äußerte sich Henckel-Donnersmarck auch in den vergangenen Jahren immer wieder zu aktuellen Themen, hielt Vorträge, nahm an Veranstaltungen teil und schrieb Bücher.
Zuletzt war er am 5. Jänner als Experte beim Begräbnis von Papst Benedikt XVI. in "OE24-TV" im Einsatz und gab Auskunft über Leben und Wirken des Verstorbenen. Dabei bezeichnete Henckel-Donnersmarck den Besuch von Papst Benedikt XVI. am 9. September 2007 in Heiligenkreuz als "historischen Höhepunkt meines Lebens".
Vom Manager zum Mönch
Gregor Henckel-Donnersmarck wurde am 16. Jänner 1943 als Ulrich Maria Karl Graf Henckel von Donnersmarck im schlesischen Breslau geboren. Nach der Flucht vor den Sowjets siedelte sich seine Familie 1945 zunächst in Bayern und dann in Kärnten an. Henckel-Donnersmarck studierte in Wien an der Hochschule für Welthandel, spondierte zum Diplomkaufmann und war dann bei der Speditionsfirma "Schenker" tätig, ab 1973 als Geschäftsführer für die spanische Niederlassung in Barcelona.
1977 trat er als Novize im Stift Heiligenkreuz ein, nahm den Ordensnamen Gregor an und studierte Theologie. 1982 zum Priester geweiht, war er ab 1986 Prior in Stift Rein und ab 1992 Assistent des Zisterzienser-Generalabtes in Rom, ehe er von 1994 bis 1999 die Päpstlichen Missionswerke in Österreich als Nationaldirektor leitete. Am 11. Februar 1999 wählte ihn der Konvent von Heiligenkreuz zum 67. Abt des Stiftes; dieses Amt übte er bis 2011 aus. Von 2003 bis 2007 war er zudem Abtpräses der Österreichischen Zisterzienserkongregation. Als Henckel-Donnersmarck in das Stift Heiligenkreuz eintrat, gehörten 53 Mitbrüder der Klostergemeinschaft an. Am Ende seiner Amtszeit als Abt waren es 84.
Wirtschaft, Islam, Kirchenreformen
Henckel-Donnersmarck äußerte sich in der jüngeren Vergangenheit etwa oftmals zu seinem Leibthema Wirtschaft. Er forderte mehr Moral und Ethik ein und warnte vor einer "Entmenschlichung" der Wirtschaft. Ebenso äußerte er sich wortgewandt zu Themen wie Migration, Islam oder Reformen in der Kirche. In einem Interview für die "Wiener Zeitung" (24.12.2020) zeichnete er ein düsteres Bild der Kirche in Europa. Diese sei erschlafft und im Gegensatz zur wachsenden Kirche in Afrika, Asien und Teilen Lateinamerikas nicht mehr im Wachstum, sondern am Schrumpfen. Die Kirche müsse sich wieder auf ihre zentralen, wichtigen Botschaften konzentrieren und diese verkünden, so der Altabt. Das Frauenpriestertum oder verheiratete Priester zählen für ihn aber jedenfalls nicht zu diesen zentralen Botschaften. Henckel-Donnersmarck scheute freilich auch schwierige Themen nicht. So war er etwa 2019 Gast in der ORF-Diskussionssendung "Im Zentrum" zum Thema Missbrauch in der Kirche.
Aufgrund seiner langjährigen Führungserfahrung hätte Henckel-Donnersmarck zuletzt eigentlich die interimistische Leitung des Augustiner-Chorherrenstifts Klosterneuburg übernehmen sollen. Auf Vorschlag des Päpstlichen Delegaten Kurienbischof Josef Clemens war der Altabt mit Dekret vom 19. April 2021 zum Administrator bestellt worden. Nur wenige Tage später teilte das Stift dann aber mit, dass Henckel-Donnersmarck das Amt aus gesundheitlichen Gründen nicht übernehmen könne.
In seinem 2018 veröffentlichten Buch "Der Spediteur Gottes: Ein Leben zwischen Welt und Kloster" schreibt Henckel-Donnersmarck im Vorwort: "Ich bin kein Heiliger, ich bin ein Spediteur - und das auf zweifache Weise: Bei 'Schenker & Co' kümmerte ich mich darum, dass weltliche Waren von ihrem Produktionsort an den Abnehmer kamen. Als Geistlicher habe ich mich dann darum bemüht, dass die Ware 'Glauben', die in himmlischen Gefilden ihren Ursprung hat, ihren Weg auf die Erde findet. Der weltliche Spediteur ist unter anderem auch für die Verpackung der Ware, die er transportieren lässt, zuständig, und im Grunde ist das ja der geistliche Spediteur auch, denn er präsentiert seine Glaubensinhalte in einer Form, die ansprechend ist. Das Handeln des Priesters als Seelsorger und Spender von Sakramenten ist eine Art Dazwischentreten, nicht um zu trennen, sondern um den Kontakt überhaupt erst herzustellen. Er ist letztlich ein Vermittler geistiger Inhalte oder, anders gesagt, ein himmlischer Spediteur. Das ist es wohl, was ich im Eigentlichen bin."
Quelle: Kathpress