
Vorreiter beim Thema Dialog
Altbischof Iby feiert Weihejubiläum
Vorreiter beim Thema Dialog
Altbischof Iby feiert Weihejubiläum
Auf Höhepunkte seines bischöflichen Wirkens hat der frühere Eisenstädter Bischof Paul Iby anlässlich seines Weihejubiläums zurückgeblickt: Der demnächst 88-jährige Landwirtssohn aus Raiding (Burgenland) wurde vor 30 Jahren - am 24. Jänner 1993 - von seinem Vorgänger Stephan Laszlo geweiht und galt bis zu seiner Emeritierung im Sommer 2010 als einer der dialogfreudigsten Diözesanbischöfe Österreichs. Im Interview der burgenländischen Kirchenzeitung "Martinus" erinnerte Iby an den "Dialog für Österreich", den der damalige Vorsitzende der Bischofskonferenz, Johann Weber, nach dem Skandal um Kardinal Hans Hermann Groer und dem Kirchenvolksbegehren ins Leben rief: "Dieser Dialog ist erstickt. Nur wir waren die einzige Diözese, die ihn als 'Dialog für Burgenland' weitergeführt hat", so Iby.
Dadurch sei in der Diözese Eisenstadt "sehr viel in Bewegung gekommen". Es habe Gespräche mit den politischen Parteien, mit Kunstschaffenden und Jugendlichen gegeben, die Ökumene sei gewachsen und "eine der Früchte war die Frauenkommission", wies der Altbischof hin. Im "Maßnahmenkatalog" der Diözese seien auch innerkirchliche "heiße Eisen" angesprochen worden - was zu einem Gespräch mit dem damaligen Glaubenspräfekten im Vatikan, Kardinal Joseph Ratzinger, geführt habe, "bei dem ich mir einiges anhören musste". Er habe danach "ein paar Korrekturen angebracht", aber auch bestehende Ängste ausräumen können: "Etwa bei unserer Formulierung, dass die Jugend sich bemühe, einen aktiven Gottesdienst zu gestalten. Da konnte ich den Kardinal beruhigen, dass wir die Regeln für Gottesdienste nicht verändern."
Auf die Frage nach "Meilensteinen" in seinem Wirken nannte Iby u.a. das Bemühen um die Volksgruppe der Roma und Sinti, die in den Dialog und die Abläufe einbezogen worden sei. Er habe fast jedes Jahr an den Gedenkfeiern für Opfer des nationalsozialistischen Terrorregimes beim Roma-Denkmal in Lackenbach sowie beim Kreuzstadl in Rechnitz teilgenommen.
Rühriger "Jugendbischof"
"Sehr gut in Erinnerung" habe er seine Tätigkeit als österreichischer "Jugendbischof", so Iby weiter. "Ich habe angeregt, dass Jugendliche mir schreiben und habe allein aus unserer Diözese 500 Briefe bekommen." Seine Antwort darauf war der "Brief an die Jugend", der auch internationales Echo fand. Widerstände galt es bei der Errichtung des "Cenacolo" zu überwinden, einer Einrichtung u.a. für drogensüchtige Jugendliche in Kleinfrauenhaid. "Die Pfarre war dafür, die Gemeinde am Anfang dagegen."
Eines seiner Ziele war es nach den Worten des Bischofs, "lebendige, hellwache Gemeinden zu errichten". Bei Visitationen sei er bereits am Vorabend in die Gemeinden gekommen und habe ein Gespräch mit dem Pfarrgemeinderat gesucht. "Das hat die Atmosphäre locker gemacht." Iby habe auch bewusst einen anderen, nicht mehr "barocken" Stil als sein Vorgänger Laszlo gepflegt und die "Distanz zwischen dem Bischof und dem Volk" zu verringern gesucht, wie er berichtete. So wollte er statt mit "Exzellenz" einfach mit "Herr Bischof" angesprochen werden.
Auf die Abschlussfrage, was er den Burgenländerinnen und Burgenländern anlässlich seines Weihejubiläums gerne sagen möchte, rief Iby angesichts vieler Krisen zur Zuversicht auf: 1921 sei das Burgenland das "Armenhaus Österreichs" gewesen. Das habe sich durch Fleiß und Zusammenhalt der Menschen geändert. "Deshalb rufe ich den Menschen zu: Habt Vertrauen, habt Mut. Wir schaffen es, unser Land durch schwierige Zeiten zu führen."
"Bischof zum Anfassen"
Paul Iby wurde am 23. Jänner 1935 in Raiding, geboren, maturierte 1954 am BRG und BG Mattersburg und wurde nach Abschluss seiner theologischen und philosophischen Studien am 29. Juni 1959 zum Priester geweiht. Es folgte ein Kirchenrechtsstudium an der päpstlichen Universität Gregoriana und 1967 die Promotion. Bis 1974 war Iby persönlicher Sekretär von Bischof Laszlo, parallel dazu ab 1969 Leiter der diözesanen Caritas und ab 1973 des Schulamtes. Vor seiner Bischofsweihe am 24. Januar 1993 arbeitete Iby auch als Ordinariatskanzler und Generalvikar.
Über seinen Führungsstil heißt es auf der Diözesan-Website: "Kommunikation war ihm sehr wichtig; sowohl bei seinen vielen Pfarrbesuchen als auch durch die modernen Informationsmedien erwies er sich als 'Bischof zum Anfassen'."
Quelle: Kathpress