Theaterstück "Judas" kommt in Fastenzeit als Gast in Pfarrkirchen
"Judas" kommt in der diesjährigen Fastenzeit erneut als Gast in Pfarrkirchen Ostösterreichs. Mit ihrem Theaterstück "Judas - Theatermonolog eines Freundes" thematisiert die niederländische Autorin Lot Vekemans vorschnelle Verurteilungen und die zunehmende Schubladisierung in Menschen und Untermenschen. In diesem Monolog wird klar: Der in der kirchlichen Tradition als Verräter schlechthin geltende Judas "will gehört, vielleicht sogar verstanden werden", kündigte das Katholische Bildungswerk mit Blick auf die Aufführungen von Schauspieler Sebastian Klein unter der Regie von Berenice Hebenstreit an. Das Stück wird zwischen 26. Februar und 1. April in Pfarren der Diözesen Wien, Linz, Eisenstadt und St. Pölten sowie im Stift Herzogenburg aufgeführt.
Im Theatermonolog lässt Vekemans Judas ausführlich zu Wort kommen. Sebastian Klein, zuletzt zu sehen in Josef Haslingers Missbrauchs-Drama "Mein Fall", mimt die Rolle des Apostels, der eine überraschende Version seiner Lebensfreundschaft zu Jesus von Nazareth erzählt. Die Autorin hofft, dass die Zuschauer danach über beide mehr wissen, "womöglich auch über sich selbst und ihre eigenen Trugbilder", wie sie zu ihrem Stück erklärte: "Ich wollte nie sagen, dass Judas den Verrat nicht begangen hat. Deswegen habe ich mich gefragt: Warum hat er das gemacht?"
Der Schreibprozess sei für Vekemans zum Verstehensprozess geworden, wie sie erzählte. Die Autorin begegnete in Holland einem Priester, der ein wissenschaftliches Buch darüber geschrieben hatte, wie sich das Bild von Judas in 2.000 Jahren verändert hat. Sie habe die Geschichte interpretiert, weil sie nicht glaube, "dass es seine Absicht war, dass Jesus getötet wurde". Zudem zog sie Parallelen in die Gegenwart. "Es scheint, als ob wir etwas brauchen, um die Welt einzuteilen: Hier sind die Menschen, dort die Unmenschen. Für diese haben wir viele Wörter: Schweine, Ziegen, Ratten ..., eben alles, was kein Mensch ist." Dieses "Entmenschlichen" sei wieder zu beobachten: "Wir ziehen in Europa jeden Tag die Barriere zwischen den Menschen und den Unmenschen. Und das ist eigentlich das, was Judas am Ende versucht: wieder vom Unmenschen zum Menschen zu werden."
Die Inszenierung wird vor allem in Kirchen aufgeführt. Gotteshäuser entpuppten sich als spannungsgeladene Orte: Zwischen den allgegenwärtigen Aposteln und Heiligen nehme Judas Platz, in Sichtweite zum Altar, wo das Abendmahl gefeiert wird. Der Inhalt biete reichlich Diskussionsstoff. Nach einer Vorstellung sei etwa eine Ordensfrau auf die Autorin zugekommen und habe gesagt: "Ich hätte nie gedacht, dass mir der Judas einmal so sympathisch werden könnte." Vekemans freuen solche Reaktionen. "Wenn wir etwas aufbrechen können, dann kommen wir weiter. Wenn wir diesen Prozess verstehen und mehr in uns gehen und uns fragen, was ist eigentlich meine Verantwortung für das, was in der Welt passiert, dann hat sich für mich eine wichtige Botschaft des Stückes erfüllt", erklärte die Autorin.
Die Aufführung, von Berenice Hebenstreit ursprünglich für das Volkstheater Wien inszeniert, spricht in den Kirchenräumen Pfarrangehörige ebenso an wie Theaterfans. Start der Aufführungsserie ist am Sonntag, 26. Februar, um 15 Uhr in der Pfarrkirche Altsimmering in Wien-Favoriten, beendet wird sie am Palmsamstag, 1. April, um 19 Uhr in der Pfarre St. Christoph in Baden. Dazwischen sind Termine in St. Pantaleon (OÖ.), Langau bei Geras, Sommerein, im Stift Herzogenburg, St. Margarethen, Schiltern bei Langenlois und Podersdorf. (Info und Termine: https://www.bildungswerk.at/aktuelles/?a=46)
Quelle: kathpress