
WIFO-Chef zu Gast beim Katholischen Publizistenverband
"Sachverhalte verständlich vermitteln, ohne die Komplexität zu verlieren." Unter diesem Anspruch sieht sich der Direktor des Österreichischen Institutes für Wirtschaftsforschung (WIFO), Gabriel Felbermayr, der von Medien regelmäßig als Experte zu Wirtschaftsthemen angefragt wird. Wie der Wirtschaftswissenschaftler und nach eigenen Angaben "bekennende Katholik" bei einer Veranstaltung des Verbands katholischer Publizistinnen und Publizisten am Mittwochabend in Wien ausführte, sei das Erklären von wirtschaftlichen Zusammenhängen mit hoher Verantwortung verbunden. "Es ist immer gut, wenn man auch Bescheidenheit an den Tag legt", so der Rat des WIFO-Chefs an alle, die als Experten in wirtschaftlichen, naturwissenschaftlichen und anderen Fachbereichen in der medialen Öffentlichkeit stehen.
Anlass für das Gespräch mit Felbermayr war die schon traditionelle Veranstaltung des Publizistenverbandes rund um den kirchlichen Gedenktag des Heiligen Franz von Sales, der auch als Patron der Journalisten gilt. Moderiert wurde der Abend vom Direktor der Katholischen Sozialakademie (KSÖ), Markus Schlagnitweit. Dieser wies unter anderem darauf hin, dass der WIFO-Chef seit vergangenem Jahr Mitglied des wissenschaftlichen Beirates der neu aufgestellten KSÖ ist und auch beim kirchlich initiierten Studienfonds "Pro Scientia" mitwirkt. Er schätze das interdisziplinäre Gespräch in der KSÖ und bei "Pro Scientia" außerordentlich und profitiere als Wissenschaftler persönlich davon, so Felbermayr über seine beiden ehrenamtlichen Tätigkeiten.
Wirtschaftskommunikation betreffe Inhalte, die für viele Menschen wichtig seien, führte der bekannte Ökonom aus. "Es geht um was", wenn man als Experte über Preise, Löhne, Wirtschaftsprognosen oder Jobchancen spreche. Vor allem müsse man mitbedenken, dass allein das Reden über Wirtschaft durch einen Experten etwas in wirtschaftlichen Gesamtgefüge auslösen könne.
Als angefragter Experte gelte es, immer den Effekt einer selbsterfüllende Prophezeiung (engl. self-fulfilling prophecy) mitzubedenken. Mit anderen Worten: Eine Wirtschaftsprognose über eine mögliche Zukunft habe Einfluss und sei Ursache dafür, dass die prognostizierte Zukunft auch eintrete. Diesen Umstand müsse ein Wirtschaftskommunikator ebenso stets im Kopf haben wie die Folgen - zumal es bei den meisten wirtschaftlichen Entscheidungen durch die Politik immer Gewinner, aber auch Verlierer gebe. Vor diesem Hintergrund könne er, Felbermayr, resümierend festhalten, dass gelingende Kommunikation letztlich immer Vertrauen brauche.
Angesprochen auf den Stellenwert der Katholischen Soziallehre, sagte der WIFO-Chef, dass diese beispielsweise über die Freiburger Schule des Ordoliberalismus eine hohe Akzeptanz in der deutschsprachigen Wirtschaftswissenschaft habe. Die kirchliche Sozialehre habe auch Begriffe wie "Subsidiarität" im Denken über politische, wirtschaftliche und soziale Zusammenhänge einbringen können. Zudem sei etwa die kirchlich immer geforderte "Option für die Armen" nicht nur für ihn persönlich, sondern auch für viele in der Wirtschaftswissenschaft eine wichtige Inspiration, so Felbermayr. Freilich sei eine konkrete Sozialenzyklika für ihn aber keine wirtschaftswissenschaftliche Anleitung, die es umzusetzen gelte.
Das Attribut "bekennender Katholik" bedeute für ihn, "dass ich mich nicht wegducke, wenn ich danach befragt werde", erklärte Felbermayr, der sagte. "Unser Familienleben ist geprägt von unserer katholischen Sozialisierung, die mir im Leben geholfen hat."
Quelle: kathpress