
"Tag der Begegnung" in Innsbruck
Christsein ist keine lästige Pflichtübung, sondern geistvolle "Aufbauarbeit": Mit diesen Worten hat der Innsbrucker Diözesanbischof Hermann Glettler am Samstag 1.200 Tiroler Pfarrgemeinde- und Pfarrkirchenräte zum "Tag der Begegnung" begrüßt. Die Diözese Innsbruck lud die Ehrenamtlichen aus allen Dekanaten und Seelsorgeräumen der Diözese zu einem Vernetzungstreffen in Innsbruck. Dabei bildete ein Festvortrag der Wiener Theologin Regina Polak unter dem Motto "Kirche und Gesellschaft in der Zeitenwende - Mittendrin gestalten wir Pfarre" sowie ein Abschlussgottesdienst mit Bischof Glettler den Rahmen. Grußworte kamen auch von Landeshauptmann Anton Mattle, der die Ehrenamtlichen als "Bindeglied und Brückenfunktion zwischen den verschiedenen Strömungen in einer Pfarrgemeinde" bezeichnete.
Die Miteinander-Kräfte müssten gestärkt werden - kirchlich und gesellschaftlich, so der Bischof in seinen Begrüßungsworten. Er rief die Ehrenamtlichen auf, sich von Gott persönlich ansprechen zu lassen und selbst in der Pfarre und im Seelsorgeraum Verantwortung zu übernehmen.
Pfarren und Seelsorgeräume stellten in einer Zeit großer Verunsicherungen und Ängste Orte dar, wo Menschen Halt finden könnten und mit ihren Freuden, Anliegen und Sorgen ernst genommen werden sollten, so der Bischof.
Auch beim Abschlussgottesdienst appellierte Gletter an die Pfarrgemeinde- und Pfarrkirchenräte in eine lebendige Sonntagskultur zu investieren. "Die Feier des Sonntags ist die Mitte der Gemeinschaft. Eine schöne Liturgie und gelebte Gastfreundschaft sind Aufbaunährstoffe für die Seele."
"Christsein ist ein lebenslanges Hineinwachsen in die persönliche Berufung", meinte der Innsbrucker Bischof weiter. Bezeichnend für diese Berufung sei, dass Gott zuerst den Menschen in den Blick nehme und ihn nicht auf dessen Versagen oder Fehlleistungen hin fixiere. Glettler: "Gott ruft auch mich mit all meinen Defiziten."
Pastoraltheologin Polak: Nicht jede Pfarre muss gleich sein
Ihren Festvortrag stellte die Wiener Pastoraltheologin Regina Polak zwar den zahlenmäßigen Rückgang in der katholischen Kirche fest, sah aber im aktuellen Umbruch den Glauben als tragend, der zum Aufbruch ermutigen könnte. Die Gefahr bestehe darin, zu meinen, jede Pfarre müsse gleich sein. Es gehe vielmehr darum, in der Begegnung mit den Menschen zu erkennen, worin die spezifische Berufung einer Pfarre an einem konkreten Ort besteht.
Insgesamt sieht Polak ein großes Bemühen um ein Miteinander. Dabei unterstrich sie, dass nicht jede Spannung tatsächlich eine Spaltung sei und nicht jeder Meinungsunterschied ein Konflikt. "Was mir allerdings auffällt, dass zu selten Fragen gestellt werden, um die Haltung des bzw. der Anderen besseren zu verstehen." Ein neues Lernen von Selbstreflexion und Selbstdisziplin so wie "ein wenig mehr Bescheidenheit" würde der Kirche gut anstehen. "Sich einzugestehen, dass ich nicht die ganze Wahrheit gepachtet habe, sondern nur einen Teil der Wahrheit erkenne, würde das gemeinsame Vorankommen manchmal enorm erleichtern", so die Pastoraltheologin wörtlich.
Der Pfarrgemeinderat als Leitungsgremium der katholischen Pfarren berät in regelmäßigen Sitzungen, was zu tun ist, legt Ziele und Prioritäten fest, plant und beschließt die dazu erforderlichen Maßnahmen, sorgt für deren Durchführung und überprüft die Arbeit, ihre Zielsetzung und Entwicklung. Der Pfarrkirchenrat ist in der Pfarre für die kirchliche Vermögensverwaltung und die Bauangelegenheiten zuständig.
Quelle: kathpress