Bischof Krautwaschl wird 60: "Wollte als Kind Bestatter werden"
Die Diözese Graz-Seckau feiert den runden Geburtstag ihres Bischofs: Am Sonntag wird Wilhelm Krautwaschl 60 Jahre alt. Gefeiert wird dies u.a. um 8.30 Uhr mit einer Hl. Messe im südsteirischen Frauenberg. Am Vortag findet ein Festakt mit Vertretern aus Kirche, Politik und Gesellschaft in Seggau statt. Dabei wird es u.a. ein von ORF-Redaktionsleiterin Barbara Krenn moderiertes Gespräch über den Glauben mit dem Jubilar sowie Fußballpräsidentin Brigitte Annerl vom TSV Hartberg und dem Schauspieler Johannes Silberschneide geben. Außerdem gibt es einen spirituellen Impuls von Caritas-Direktorin Nora Tödtling-Musenbichler und dem Rektor der steirischen Diakone, Peter Weinhappl.
Einblicke in seinen Glauben, sein Leben und seinen Alltag gab der Bischof jedoch auch in einem "Wordrap", den seine Diözese am Freitag veröffentlichte. Er möge "besonders gerne klassische Musik, Opern und Konzerte", sei hingegen "bei der aktuellen Musik nicht so daheim", erklärte der Diözesanbischof im Interview. Kein Geheimnis lüftete er mit dem Bekenntnis seiner Liebe zum Fußball: Wenngleich er diesbezüglich nicht mit spielerischem Talent gesegnet sei, fiebere er mit den steirischen Mannschaften zumindest mit "und staune über den Einsatz, der dort gezeigt wird". Das für ihn alltägliche Gebet - ein "Sprechen mit Gott" - könne er nur weiterempfehlen: Es befreie, erleichtere und gebe viel Kraft, "Gott die Sorgen und auch die Freuden anzuvertrauen". Im Glauben an Gott sei es "möglich, viel auszuhalten".
Obwohl nicht "Medienbischof", war Krautwaschl doch einer der ersten katholischen Oberhirten des Landes, die auf Facebook und Twitter präsent waren. "Ich nutze u.a. Facebook für verschiedene Infos aus meinem Leben, um damit ein Stück weit die Bedeutung des Evangeliums weiterzutragen. Verkündigung via Social Media - was würde Jesus dazu sagen?", stellte der Bischof im Wordrap in den Raum. Nicht von ungefähr kommt es daher auch, dass der Bischof am 8. März Österreichs ersten "Verkündigungskanal" einer Diözese auf TikTok eröffnen wird.
Er hoffe, insbesondere für Jugendliche "mit der Botschaft des Evangeliums ein guter Wegbegleiter zu sein", sagte Krautwaschl dazu. Weiters gestand er auch seine Faszination für das Mobiltelefon, das bei ihm im Dauereinsatz sei - "das merkt man vermutlich". Derzeit hält der Bischof bei knapp 8.000 "Follower" auf Facebook, während der einst aktive Twitter-Kanal seit 2021 ruht. Dafür ist er seit 2018 auch auf Instagram aktiv, mit aktuell 1.500 Abonnenten seines Kanals.
Was den Umgang mit der Corona-Pandemie betrifft, sprach Krautwaschl zum runden Geburtstag rückblickend von einer "herausfordernden Zeit", bei der aus heutiger Sicht "manches offensichtlich übertrieben" gewesen sei und viele - "wohl auch ich" - etwas falsch gemacht hätten. "Verzeihung ist notwendig und Versöhnung. Ich bitte darum, denn: Wer ohne Sünde ist, werfe den ersten Stein", so der Bischof. Wichtig sei auch bei dieser Thematik vor allem, "in die Zukunft hinein" zu leben.
Pfarre als zweites Zuhause
Wilhelm Krautwaschl wurde am 5. März 1963 in Gleisdorf/Steiermark geboren. Sein Vater war Bestatter - was er dann als Kind auch selbst einmal werden wollte. Im Lauf der Zeit habe sich jedoch der Wunsch herauskristallisiert, Priester zu werden, sagte er. Die in unmittelbarer Nachbarschaft liegende Pfarre war in der Schulzeit sein zweites Zuhause, Krautwaschl war hier u.a. Ministrant, Leiter von Ministrantengruppen und Sänger im Jugendchor. Gleich nach der Matura trat er 1981 in das Grazer Priesterseminar ein und studierte Theologie an der Universität Graz. 1986 wurde Krautwaschl mit einer Diplomarbeit im Fachbereich Altes Testament über das Buch Josua Magister der Theologie, 1990 folgte das Doktorat mit einer moraltheologischen Arbeit über Asketik in der Zeit der Aufklärung.
Während des Studiums engagierte sich Krautwaschl mehrere Jahre hindurch in der steirischen Katholischen Jungschar, war vier Jahre lang Domzeremoniar und in dieser Funktion auch in die Vorbereitung der Papstbesuche 1983 und 1988 eingebunden. Auch sein Pastoralpraktikum 1989/90 absolvierte er in der Grazer Dompfarre. In der Studienzeit lernte er bei einem Treffen in Castelgandolfo bei Rom die weltweite Fokolar-Bewegung kennen, in der er geistliche Heimat fand.
Der Weihe zum Diakon am 17. Dezember 1989 folgte am 1. Juli 1990 die Priesterweihe durch den damaligen Diözesanbischof Johann Weber. Daran anschließend leistete er 16 Jahre Seelsorgearbeit in verschiedenen Regionen der Steiermark: Seine Kaplanszeit verbrachte Krautwaschl in Hartberg, ab 1993 war er im Pfarrverband Knittelfeld tätig, ab 1998 in Bruck/Mur, wo er acht Jahre als Pfarrer wirkte und ab 2002 zusätzlich auch Dechant war. In dieser Zeit engagierte sich Krautwaschl auch im Rahmen der Steuergruppe zum "Prozess 2010" bei der Erarbeitung von Zukunftsperspektiven für die katholische Kirche in der Steiermark.
Nach den Jahren in der Pfarrseelsorge ging es für Krautwaschl zurück nach Graz und zu größeren Verantwortungsbereichen. Ab September 2006 leitete er als Regens das Bischöfliche Seminar und das "Augustinum", das 2009 als diözesanes Zentrum für Bildung und Berufung eingerichtet wurde. Krautwaschl fungierte als Richter am Grazer Diözesangericht sowie als Diözesandirektor des Canisiuswerkes, wo er für Berufungspastoral zuständig war. Weiters war Krautwaschl, seit 2009 Träger des Ehrentitels "Monsignore", Mitglied der Liturgiekommission und leitete die Sektion Liturgiepastoral. Er war zudem Ansprechpartner für junge Priester und Mitarbeiter in der Berufsbegleitung in den ersten fünf Dienstjahren.
Pastorale Akzente
Krautwaschls Ernennung als Grazer Diözesanbischof durch Papst Franziskus erfolgte am 16. April 2015. Er wählte als Bischofs-Wahlspruch "Gott ist die Liebe". Die Weihe durch den Salzburger Erzbischof Franz Lackner fand am 14. Juni 2015 im Grazer Dom statt, seine beiden Vorgänger Johann Weber und Egon Kapellari waren Mitkonsekratoren. In der Österreichischen Bischofskonferenz ist Krautwaschl unter anderem Vorsitzender der "Katechetischen Kommission" sowie als Referatsbischof zuständig für "Bildung und Schule", "Laienapostolat" und "Allianz für den freien Sonntag".
Als Diözesanbischof setzte Krautwaschl vor allem pastorale Akzente, unter anderem mit der Unterzeichnung des "Zukunftsbilds der Katholischen Kirche Steiermark". Aufsehen erregte zudem, dass er gleich in seinem ersten Bischofsjahr eine syrische Flüchtlingsfamilie im Grazer Bischofshof aufnahm. "Sorge gegenüber Fremden" könne er nachvollziehen, sagte er zum Thema "Xenophobie", zugleich gelte aber auch: "Wenn ich liebe, nicht bei mir selbst stehenbleibe und 'Fremdes' kennenlerne, werde ich reicher." Hilfe zu leisten, wo Not sei, sei Grundauftrag der Kirche. Auch sein schauspielerisches Talent ließ Krautwaschl bereits einmal durchblicken - als er 2021 in einer Theaterproduktion von "Don Camillo und Peppone" den Bischof mimte.
Rückblickend habe er rund alle sieben Jahre einen neuen Anfang gemacht, so der Bischof, der auch über das "Ende" philosophierte. Das Zitat "Am Ende ist alles gut und wenn es nicht gut ist, dann ist es nicht das Ende", das Oscar Wilde zugeschrieben wird, "könnte auch von einem christlichen Autor sein. Denn am Ende wartet auf uns Christen das Reich Gottes. Ein besseres Ende gibt es nicht", so Krautwaschl. Bis dahin versuche er, "die Zeit, die mir zur Verfügung steht, möglichst gut zu nutzen". Priester würde er jederzeit wieder werden: "Die Kirche braucht aktive Laien, Priester und Diakone gleichermaßen", so Krautwaschl.
Quelle: kathpress