Krautwaschl: "Parteiungen aufbrechen, Teilwahrheiten überwinden"
"Die Kultur des Hörens und miteinander Redens bedarf auf allen Ebenen der Gesellschaft und der Kirche einer Verbesserung und mitunter Haltungsänderung". Das hat der Grazer Bischof Wilhelm Krautwaschl bei einem morgendlichen Gottesdienst am Donnerstag im Rahmen der Frühjahrsvollversammlung der Bischofskonferenz im niederösterreichischen Seitenstetten betont. Die Österliche Bußzeit sei Einladung dazu, aus Sorge um das Wohlergehen aller "Parteiungen aufzubrechen, Teilwahrheiten zu überwinden und aufeinander zuzugehen". Nur von sich selbst überzeugt zu sein, "bringt uns nicht zueinander", warnte der Bischof in seiner Predigt. Allzu "reizvoll" sei es oft, "andere vorzuführen und kein gutes Wort an ihnen zu lassen".
Krautwaschl zeigte sich überzeugt, dass das, was Papst Franziskus mit Synodalität - also die Bereitschaft, bei Entscheidungsfindungen die Sichtweise anderer ernst zu nehmen und eigene Standpunkte zu hinterfragen - als Wesensausdruck der Kirche betone, nicht nur für die Kirche, sondern für die Gesellschaft insgesamt vonnöten sei. Wie schwer ein solches Hören im Konkreten ist, sei heute immer und immer wieder erfahrbar: "Viele leben und hören nur mehr sich und ihresgleichen in den vielfältigen Bubbles", so der Bischof. Aus diesen Meinungsblasen mit ihren "Verengungen der eigenen Perspektive" herauszukommen, sei alles andere als einfach. Die Algorithmen, die in den sogenannten "sozialen Medien" angewendet werden, seien nicht darauf ausgerichtet, dass umfassend informiert wird, um zu gewissenhaften Entscheidungen zu kommen. Es gehe vielmehr nur darum, "die eigene Meinung zu bestärken".
Auch als Bischof ein Suchender
Dies schüre zur Überzeugung, sich über andere stellen zu dürfen, statt mit Hörbereitschaft und Verständnis andere im Blick zu haben. Ihm selbst falle es mitunter schwer, so Krautwaschl weiter, "mein Gegenüber davon zu überzeugen, dass auch ich, trotz meiner Verantwortung, ein suchender Christ bin und nicht automatisch als Bischof die Weisheit mit dem sprichwörtlichen Löffel gegessen habe".
Es mag sein, "dass ich da und dort, dass wir da und dort daneben tappen", räumte Krautwaschl ein. Und er appellierte: "Gönnen wir uns selbst, gönnen wir unserem Gegenüber dann auch Verzeihung." Es brauche "Grundvertrauen, ohne das kein gedeihliches Miteinander möglich ist". Der Bischof untermauerte seine Aufforderung abschließend mit einer Warnung aus dem Tagesevangelium: "Jedes Reich, das in sich gespalten ist, wird veröden und ein Haus ums andere stürzt ein."
Die insgesamt viertägige Vollversammlung der Bischofskonferenz endet am Donnerstag. Über ihre Ergebnisse wird Erzbischof Franz Lackner im Rahmen einer Pressekonferenz in Wien am Freitag, 17. März, um 10 Uhr im "Club Stephansplatz 4" (Wien, 1., Stephansplatz 4) informieren.
Quelle: kathpress