
Bischof Scheuer: Nicht auf Potenziale der Älteren verzichten
Die Gesellschaft wäre schlecht beraten, würde sie die Potenziale der Seniorinnen und Senioren nicht wahrnehmen. Darauf hat der Linzer Bischof Manfred Scheuer zum Jubiläum "50 Jahre Altenpastoral in der Diözese Linz" aufmerksam gemacht. Das Jubiläum wurde vergangene Woche mit einem Festakt im Welser Bildungshaus Schloss Puchberg gefeiert, wie die Diözese Linz am Montag mitteilte.
Bischof Scheuer wies bei seiner Begrüßung auf das Entwicklungspotenzial älterer Menschen hin: "So manches an bisher ungelebtem Leben kann erst jetzt aufleben", es gehe darum, das "Alt-Werden" als ein Geschenk für eine letzte Lebensentfaltung anzunehmen. "Wenn ich mich nur an dem messe, was ich nicht mehr kann, nicht mehr habe und nicht mehr bin, dann wird mein Leben armselig und trostlos", so der Bischof, "wenn ich jedoch dieses 'Nicht mehr' in seinen vielfältigen Variationen als Anstoß verstehe, meine Erinnerungen aufleben zu lassen, dann bin ich reich beschenkt".
Es gelte kritisch zu hinterfragen, ob der Beitrag und die Mitverantwortung älterer Menschen zum Gelingen der Gesellschaft genug gewürdigt werde. Die Gesellschaft wäre jedenfalls schlecht beraten, so Scheuer, würde sie die Potenziale der Seniorinnen und Senioren nicht wahrnehmen oder außer Acht lassen. "Der Maßstab der materiell verwertbaren Leistungsfähigkeit darf nicht der bestimmende sein: Es sind die Erfahrungen, das Wissen und der Überblick, aber auch die Entwicklungsfähigkeit und die Lernbereitschaft im Alter, die als Schätze da sind - es sind Potenziale, die man heben muss und nicht leichtfertig darauf verzichten darf", so der Bischof wörtlich.
Altern braucht Ehrlichkeit und Demut
Das Altern gehe freilich mit gravierenden Veränderungen einher: Körperliche und geistige Kräfte würden abnehmen, Gebrechlichkeit und Krankheit dagegen zunehmen, was die Unterstützung durch andere erforderlich mache, betonter Scheuer. "Das fordert und fördert einen Reifungsprozess, der aber nur wirklich stattfinden kann, wenn man zu diesem Nachlassen seiner Kräfte steht. Es braucht Ehrlichkeit und auch Demut, zum Altwerden zu stehen und es wirklich anzunehmen." Wenn dies jedoch gelinge, könne das Alter zu einer "Bereicherung und zu einer Gnade" werden.
Rupert Aschauer, scheidender Referent der Altenpastoral der Diözese Linz, dankte bei der Feier den vielen haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeitern im Bereich der Altenpastoral. "Mit ihrem persönlichen Einsatz und ihrer Kompetenz haben sie Seelsorge zu einem wichtigen Teil der Arbeit in Pflegeheimen gemacht." Dies habe sich besonders in der Zeit der Pandemie gezeigt, so Aschauer. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter seien in Oberösterreich "ein unverzichtbarer Teil der Altenheimseelsorge".
Neue diözesane Referentin für Altenpastoral ist ab April Carmen Rolle. "Altenpastoral geschieht in mannigfacher Weise und an verschiedenen Knotenpunkten, durch engagierte Menschen, die die Situation von Mitmenschen wahrnehmen und sensibel darauf reagieren. Respekt und Würde, Beistand statt Fürsorge leiten dabei das seelsorgliche Tun", erklärte die designierte Verantwortliche. "Es gilt, altersbedingte Einbußen zu bejahen und das daraus resultierende Wachstum wahrzunehmen", so Rolle. Es gehe darum, das Altern als einen "lebenslangen Prozess des Reifens und Sich-Wandelns" zu verstehen und andere darin zu unterstützen, "das wollen wir in der kirchlichen Altenpastoral fördern und fordern", bekräftigte sie.
Insgesamt gibt es in der Diözese Linz etwa 30 hauptamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in knapp 40 Heimen; zusätzlich unterstützen rund 70 Ehrenamtliche die Aufgaben der Altenpastoral, davon leiten rund 20 selbstständig die Seelsorge in einem Heim.
Quelle: kathpress