VinziWerke: Betreuungsbedarf für ehemalig Obdachlose verdreifacht
Die VinziWerke machen auf einen erhöhten Nachbetreuungsbedarf bei ehemaligen Obdachlosen in ihren Einrichtungen aufmerksam. 117 Personen wurden seit der Gründung von "VinziDach - Housing First Salzburg" im Jahr 2012 in ihre eigenen vier Wände begleitet, teilte das Hilfswerk am Donnerstag mit. Der Bedarf an Nachbetreuung bei den Klientinnen und Klienten habe sich heuer im Vergleich zum Vorjahr verdreifacht. Gründe dafür lägen in den zahlreichen Krisen der vergangenen Jahre, so die Organisation.
Nach dem "Housing First"-Konzept werden Wohnungen an Menschen vermittelt, die zuvor jahrelang auf der Straße gelebt haben. In ihren eigenen vier Wänden werden die Bewohnerinnen und Bewohner weiterhin betreut - langfristig und individuell auf ihre Bedürfnisse abgestimmt. 10 bis 15 Personen werde pro Jahr auf diese Weise nachhaltig zu einer Wohnung verholfen, so die VinziWerke.
Viele der von Langzeitobdachlosigkeit betroffenen Menschen hätten eine Doppeldiagnose. Das bedeutet, dass neben einer Sucht- auch eine psychische Erkrankung vorliegt. Drei von Krisen gezeichnete Jahre hätten bei dieser Personengruppe ihre Spuren hinterlassen, wie die jährliche Bilanz der Einrichtung deutlich mache: Rund 260 Stunden verbrachten die sieben Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter von VinziDach demnach 2022 allein mit der Nachbetreuung.
Der Bedarf steige weiter, sagte Peter Linhuber, seit Anfang des Jahres Leiter von VinziDach - Housing First Salzburg. "Für uns ist das einerseits ein Zeichen dafür, dass die Folgen der Pandemiejahre, zuletzt auch die Teuerungen, zu enormen Belastungen für Personen unserer Zielgruppe geführt haben." Andererseits zeige die Bilanz auch die Effektivität des Prinzips auf: "Die Stabilität der Wohnverhältnisse ist bei jenen Personen am höchsten, die sich schon länger in der Betreuung von VinziDach befinden", so Linhuber.
Mit dem Projekt wollen die VinziWerke Obdachlosigkeit nachhaltig beenden. Dafür müssten allerdings auch die richtigen Voraussetzungen geschaffen werden. Dazu zählen einerseits das Vorhandensein von leistbarem Wohnraum für alle Menschen und andererseits ein breites, niederschwelliges und günstiges Angebot an psychologischer Hilfe für Personen, die unter psychischen und Suchterkrankungen leiden. "Solange nicht alle Betroffenen gut vom sozialen Netz aufgefangen werden, wird unsere Arbeit unerlässlich bleiben", so Linhuber abschließend. (www.vinzi.at)