
Caritas-Präsident bekräftigt Appell zu armutsfester Sozialhilfe
Caritas-Präsident Michael Landau hat seinen Appell an die Politik bekräftigt, die Sozialhilfe armutsfest auszugestalten. Nachdem der Verfassungsgerichtshof zentrale Teile des Sozialhilfe-Grundsatzgesetzes aufhob, sei es jetzt "höchste Zeit" für eine Neuausrichtung dieser "Baustelle", betonte er gegenüber der "Kronen Zeitung" (Ausgabe 3. April): "Eine Reparatur ist zu wenig, es braucht eine Reform!" Die Abschaffung der Mindestsicherung unter dem türkisblauen Kabinett von Kanzler Sebastian Kurz war - so die Erfahrung der Caritas - "ein Fehler, der sich jetzt in der Krise rächt". Landau forderte eine Sozialhilfe, die ein Leben ohne Armut erlaubt. "Es geht um die Not und Realität der Betroffenen - nicht um irgendwelche Ideologien."
Bislang durften die Länder die festgelegten Höchstgrenzen nur mit Sachleistungen überschreiten, erklärte Landau die jüngste Intervention des Verfassungsgerichtshofes. Nach dem aktuellen Urteil könne künftig auch mit Geldleistungen ein Mehrbedarf beim Wohnen abgedeckt werden. "Das ist erfreulich, besonders in Zeiten von Rekordinflation und steigenden Mieten", befand Landau. Aus Sicht und Erfahrung der Caritas brauche es aber weit mehr, nämlich eine Neuaufstellung der Sozialhilfe nach dem Grundsatz: "Weg von Maximalbeträgen, wieder hin zu bundesweit geltenden Mindeststandards."
Gerade beim Wohnen müsse die Wohnbedarfsregelung überarbeitet werden. Der Wohnkostenanteil habe sich am tatsächlichen Wohnbedarf zu orientieren, erklärte Landau. Für eine armutsfeste Sozialhilfe brauche es einerseits Mindeststandards, etwa für Familien und Kinder. Und andererseits seien die Kosten von Ort zu Ort verschieden, wies der Caritas-Präsident auf entsprechende Wortmeldungen der Länder hin. "Ich appelliere an Bund und Länder, jetzt rasch zum Thema Sozialhilfe ins Gespräch zu kommen", so Landau.
Gerade auch Kinder und alte Menschen seien vom krisenbedingt löchrig gewordenen sozialen Netz betroffen. Als Punkt, der ihm "am Herzen liegt", nannte der Caritas-Chef eine substanzielle Erhöhung der Mindestpensionen, also des Ausgleichszulagenrichtsatzes. "Es kann nicht sein, dass sich Mindestpensionistinnen und Mindestpensionisten nach einem arbeitsreichen Leben um Lebensmittelhilfe bei der Caritas anstellen müssen", betonte Landau. "Das ist eine Schande für ein Land wie Österreich." Ein Lebensabend in Würde müsse gesichert sein.
Kältetelefon frequentiert wie noch nie
Als Seismograf für soziale Notlagen dient alljährlich das Kältetelefon der Caritas. Wie aus einem Bericht der "Kronen Zeitung" vom Sonntag über die noch bis Ende April erreichbare Einrichtung hervorging, habe "nicht nur die Not zugenommen, sondern auch die Hilfe rekordverdächtige Ausmaße erreicht". Und das, obwohl der heurige Winter vergleichsweise moderat war. 9.000 Anrufe nahmen die 85 ehrenamtlich Tätigen seit 1. November 2022 beim Kältetelefon entgegen - so viele wie noch nie folgten der Aufforderung der Caritas, unter Tel. 01/480 45 53 auf eine obdachlose Person im Freien aufmerksam zu machen. Die Streetwork-Teams der Caritas unter der Leitung von Susanne Peter gehen den Anrufen dann nach und versorgen die Betroffenen.
Das Ziel, die Wohnungslosen in warme Quartiere zu bringen, wurde laut dem Bericht 380-mal erreicht. In den 39 Wärmestuben wurden 17.500 Besucher gezählt, freiwillig Helfende bereiteten für Notleidende 34.400 Mahlzeiten zu. "Die Arbeit unserer Streetwork-Teams rettet Leben", sagte Caritas-Wien-Geschäftsführer Klaus Schwertner. Deren großartiger Einsatz wäre jedoch nicht möglich ohne die Hinweise der aufmerksamen Wiener, die beim Kältetelefon anrufen.
Quelle: kathpress