
Hilfsorganisationen melden neuen Rekord bei Spenden via Testament
In Österreich wurden im Vorjahr so viele Testamentsspenden gemacht wie nie zuvor: Rund 120 Millionen Euro, was mehr als 13 Prozent des jährlichen Spendenaufkommens von insgesamt 900 Millionen Euro ausmacht. Gegenüber dem Wert vor 10 Jahren entspricht dies einer Steigerung von 140 Prozent. Spenden aus dem Nachlass würden damit zu einer der wichtigsten Stützen für die Finanzierung von Hilfsprojekten, heiß es vonseiten es "Fundraising Verbands Austria". Die an "Vergissmeinnicht - Die Initiative für das gute Testament" beteiligten gemeinnützige Organisationen haben am Mittwoch im Wiener Schlosspark Schönbrunn jener Verstorbenen gedacht, die "ihr soziales Engagement über den eigenen Tod hinaus fortsetzen" - mit der symbolischen Pflanzung von Vergissmeinnicht-Blumen.
Testamentsspenden finanzieren sowohl laufende soziale Projekte als auch völlig neue Hilfsangebote. "Durch ihre Unplanbarkeit bilden sie vielfach den Beginn für Neues", erklärte der "Fundraising Verband Austria". Testamentsspenden seien für die Hilfsorganisationen ein wichtiger Beitrag zur Realisierung von weltweiten Bildungs- und Sozialprogrammen, betonte auch Jugend-Eine-Welt-Geschäftsführer Reinhard Heiserer in einer Aussendung.
Nach Angaben der "Vergissmeinnicht-Initiative", die die jährliche "Dankeschön-Pflanzaktion" organisiert, wurden im Vorjahr in Österreich "noch nicht dagewesene" 120 Millionen Euro an gemeinnützige Einrichtungen vererbt, nachdem es noch 2021 rund 80 Millionen Euro gewesen waren. Auch wenn für das Jahr 2022 eine einzelne, außergewöhnlich hohe Testamentsspende in Höhe von 25 Millionen Euro dabei war, würden diese Zuwendungen mittlerweile finanziell mehr zum Gemeinwohl beitragen als Unternehmen oder gemeinnützige Stiftungen, so die Initiative.
Über den Tod hinaus Gutes tun
Einen besonders großen Interessensanstieg verzeichnet "Vergissmeinnicht" unter kinderlosen Personen. 40 Prozent von ihnen sähen im gemeinnützigen Testament eine sinnstiftende Möglichkeit, ihr Vermögen nach dem Tod gemeinnützigen Anliegen zu widmen. Auch die bereits erfolgten Testamentsspenden stammen zu über 90 Prozent von alleinstehenden und kinderlosen Personen. Sichtbar werde dies auch bei den Infoveranstaltungen, bei denen sich Familien bewusst dafür entscheiden, einen Teil des Vermögens dem guten Zweck zu vermachen, informierte "Vergissmeinnicht"-Leiter Markus Aichelburg.
Vonseiten "Jugend Eine Welt" wurde darauf verwiesen, dass Testamente unter anderem den langfristigen Erhalt von Schul- und Ausbildungszentren für junge Menschen in Afrika, Asien, Lateinamerika, im Nahen Osten oder Südosteuropa ermöglichten sowie auch andere dringend notwendige Maßnahmen. Das Interesse, mit dem letzten Willen einen solchen Beitrag in die Wege zu leiten, nimmt laut Geschäftsführer Heiserer stetig zu: "Wir bemerken das anhand der vielen Nachfragen." Neben Sparvermögen werden ebenso Immobilien, Wertpapiere, Schmuck, Kunstwerke, Sammlergegenstände und vieles mehr für den guten Zweck vermacht. Vielen der Spender sei es wichtig, dass ihre oft schon zu Lebzeiten gewährte Unterstützung, etwa für den Schulbesuch von Kindern, auch nach ihrem Tod bestehen bleibt, so der "Jugend Eine Welt"-Geschäftsführer.
Die katholische Hilfsorganisation hat am Friedhof Wien-Hietzing (Grab Nr. 7, Reihe 2, Gruppe 68) als Dank einen "besonderen" Erinnerungsort für alle seine verstorbenen Testamentsspender, Projektpartner und Förderer" geschaffen. Mit Bezugnahme auf den Gründer des Ordens, der die vom Hilfswerk unterstützten Einrichtungen betreibt, wacht dort eine aus Altmetall gefertigte Don Bosco-Statue, umringt von drei Kindern.
"Wochen des Guten Testaments"
Während der "Wochen des Guten Testaments" - heuer von 2. bis 31. Mai - informieren Notare über das gemeinnützige Testament, Patientenverfügung und weitere Vorsorgemaßnahmen an. Die Initiative Vergissmeinnicht erinnert auch durch andere Aktionen regelmäßig über die Wichtigkeit einer Testamentserstellung und die Möglichkeit, dabei neben Angehörigen auch eine gemeinnützige Organisation zu berücksichtigen. Gibt es weder Testament noch gesetzliche Erben, fällt die Erbschaft automatisch an den Staat. Der Informationsbedarf sei nach wie vor groß, hieß es: Nur 30 Prozent der Personen über 40 hätten bereits ein Testament geschrieben.
Der "Vergissmeinnicht"-Initiative gehören 100 Organisationen aus allen gemeinnützigen Bereichen - wie Soziales, Tier- und Umweltschutz bis hin zur Kulturförderung - an. "Jugend Eine Welt" ist seit dem Beginn im Jahr 2012 als eine der 28 Gründerorganisationen dabei. (Infos: www.vergissmeinnicht.at)
Quelle: kathpress