Empörung in oberösterreichischer Pfarre über drohende Abschiebung
Für Empörung in der Pfarre und in der ganzen Gemeinde Haslach (OÖ.) hat die drohende Abschiebung einer gut integrierten christlichen Familie aus Indien gesorgt. Bereits in der Fastenzeit hatten sich Pfarrangehörige im Rahmen der Protestaktion "40 Tage Menschlichkeit" für den Verbleib der alleinerziehenden Mutter Emilia Lopez und ihrer jugendlichen Kinder ausgesprochen; am Dienstagmorgen verschärfte sich die Lage: Die 40-jährige Inderin Emilia Lopez sowie ihr 15-jähriger Sohn Joshua wurden in Schubhaft genommen, kurz darauf die anderswo eingemietete 21-jährige Tochter Joia. Aktuell befinden sich die drei in einem Anhaltezentrum in der Wiener Zinnergasse, wo sie für die am Donnerstag geplante Abschiebung vorbereitet werden.
In Haslach an der Mühl herrscht Unverständnis über den behördlichen Umgang mit den Betroffenen, zumal ihre Arbeitskraft in Österreich dringend gebraucht würde: Die Mutter arbeitete als Köchin und engagierte sich als Mesnerin in der Pfarrgemeinde, die Tochter absolvierte eine Ausbildung zur Altenpflegerin.
Ihren Asylantrag hatten die Lopez', Katholiken aus dem indischen Bundesstaat Goa, im August 2021 gestellt, berichtete "Der Standard" am Donnerstag. Auf einen anderen Aufenthaltstitel hätten sie zu diesem Zeitpunkt ohne vorherige Rückkehr ins zunehmend hindunationalistische Indien keine Chance gehabt. In ihrer Heimat befürchteten sie Repressalien: Der Vater der Kinder, von dem sie getrennt lebe, habe sich Geld von Politikern geborgt und nicht zurückbezahlt, die Gefahr sei groß, dass man sich an ihr schadlos halte, sagte Emilia Lopez.
Pfarre setzt sich für Menschlichkeit ein
Das Regionsteam der Katholischen Jugend Oberes Mühlviertel hatte gemeinsam mit dem Haslacher Pfarrer Gerhard Kobler und Pfarrengagierten von dort Mahnwachen organisiert, wie auf www.meinbezirk.at/rohrbach zu lesen ist. Bei der Abschlusskundgebung am Karfreitag forderten die Aktivisten die Bundesregierung auf, endlich etwas gegen die weiterhin menschenunwürdigen Zustände in den europäischen Flüchtlingslagern zu unternehmen. "Hören Sie endlich auf, die Menschlichkeit zu blockieren" und "Kein Mensch ist illegal auf der Erde" lauteten die Botschaften auf Plakaten. Weiters wurde ein Fürbittenbaum aufgestellt, es erfolgte ein Aufruf zu weniger Hass und mehr Menschlichkeit.
"Es ist mir schon bewusst, dass wir nicht alle aufnehmen können, aber wir sollten uns mit den Fluchtursachen beschäftigen", erklärte Anna Bräuer von der Katholischen Jugend. "Außerdem haben wir Platz für einige Menschen." Pfarrer Gerhard Kobler hoffte, dass die Aktion zum Nachdenken und zu Veränderungen führt, auch im Zusammenhang mit dem "Vorenthalten von Menschenrechten". Er gab zu bedenken: "Da kann man nichts tun - das ist für mich der unmenschlichste Satz, den es gibt."
Der auf Asyl- und Bleibeverfahren spezialisierte Anwalt Wilfried Embacher bemühte sich laut "Standard", der Familie Lopez eine Rückkehrmöglichkeit zu eröffnen. Für den Fall der Abschiebung versuche er, das 18-monatige Wiedereinreiseverbot in den Schengenraum abzuwenden, das mit einer Zwangsausreise einhergeht. So könnten die Lopez', deren Mangelberufe für Österreich höchst attraktiv seien, sich zeitnah um ein weiteres Visum bemühen, hieß es.
Quelle: kathpress