
Schönborn: Gott ist gerecht, vor allem aber barmherzig
Im Vorfeld des kirchlichen "Sonntags der Barmherzigkeit" am 16. April hat Kardinal Christoph Schönborn auf das Zusammenspiel von Gerechtigkeit und Barmherzigkeit hingewiesen. "Ohne Gerechtigkeit gibt es keine echte Barmherzigkeit. Immer nur nachgeben, alles durchgehen lassen, das hat mit Barmherzigkeit nichts zu tun, und auch nicht mit Gerechtigkeit", schrieb der Wiener Erzbischof in seiner Freitags-Kolumne für die Gratiszeitung "Heute". Es brauche beide Haltungen, so Schönborn, "aber Gott ist vor allem barmherzig".
Im heutigen Sprachgebrauch klinge der Begriff "Barmherzigkeit" etwas altmodisch, "fast wie ein Fremdwort". Was das Gegenteil von Barmherzigkeit bedeute, wüssten die meisten Menschen genauer, etwa "wenn wir jemandem vorwerfen, dass er unbarmherzig ist, hart und herzlos handelt", bemerkte der Kardinal. Ganz anders verhalte sich jemand, der ein großes und weites Herz habe. "Das sind Menschen, die Mitgefühl haben, die mit den Schwächen der anderen geduldig und nachsichtig umgehen."
Im ständigen Konkurrenzkampf des Lebens, in dem zumeist das Recht des Stärkeren gelte, liege der Schluss nahe, dass Barmherzigkeit etwas Weltfremdes, oder gar ein Zeichen der Schwäche sei, so der Wiener Erzbischof. "Bloß mit Barmherzigkeit lässt sich kein Unternehmen gewinnbringend führen, kein Kind erziehen, kein gerechtes Gerichtsurteil fällen." Dennoch vertraue er, betonte Schönborn, "auf einen barmherzigen Gott".
Die katholische Kirche feiert seit dem Jahr 2000 am achten Tag nach Ostern, der früher als "Weißer Sonntag" bezeichnet wurde, den "Sonntag der göttlichen Barmherzigkeit". Das zunächst in Polen verbreitete Fest wurde von Papst Johannes Paul II. für die Weltkirche eingeführt. Es geht zurück auf mystische Eingebungen der an diesem Tag heiliggesprochenen polnischen Ordensfrau Sr. Faustyna Kowalska (1905-1938).
Quelle: kathpress