Tirol: Ausstellung erinnert an NS-Widerstandskämpfer Franz Weber
Das Bischöfliche Gymnasium Paulinum in Schwaz erinnert in einer Ausstellung an den ehemaligen Schüler Franz Weber, der als Widerstandskämpfer im Zweiten Weltkrieg einen wichtigen Beitrag zur Befreiung Innsbrucks leistete. Die Ausstellung "Franz Weber - zwischen Anpassung und Widerstand" zeichnet den Weg des immer noch wenig bekannten Widerstandskämpfers und späteren Landes- und Bundespolitikers aus Oberperfuss nach: vom Schulalltag nach dem Anschluss 1938 über die Kriegserfahrungen in Polen, die Desertation bis zur Operation Greenup, die einen wichtigen Beitrag zur Befreiung Innsbrucks leistete. Die Ausstellung wird am 12. Mai um 18 Uhr im Paulinum eröffnet.
"Oft sind es konkrete Menschen, an denen junge Menschen ganz besonders lernen und auch ihr Leben ausrichten", sagte Elmar Fiechter-Alber, Direktor des Bischöflichen Gymnasiums Paulinum Schwaz, in einer Aussendung im Vorfeld der Ausstellung. An der Person Franz Weber sei nicht nur seine "Heldentat" bedeutsam. Er stehe auch dafür, "dass Lebenswege keine geradlinigen Pfade sind, sondern Irrwege, das Suchen nach Wahrheit und Mut entscheidend sind". Die Schülerinnen und Schüler, die an der Ausstellung mitgewirkt haben, hätten sich dadurch auf einen intensiven Lernprozess einlassen können. Bei der Ausstellung gehe es nicht nur um ein historisches Thema, sondern es würden auch viele Fragen der Gegenwart thematisiert.
Die Tiroler Landtagspräsidentin Sonja Ledl-Rossmann hielt in der Aussendung fest: "Es freut mich, dass die Schülerinnen und Schüler des Paulinums nun das Ergebnis ihres spannenden Ausstellungsprojekts vorstellen können - und wir Abgeordnete mehr über Franz Weber, einen unserer Vorgänger, erfahren werden."
Zur Person Franz Weber
Franz Weber (1920 - 2001) trat 1932 in das Bischöfliche Gymnasium Paulinum in Schwaz ein. Die Schule wurde von 1938 bis 1945 als Deutsche Oberschule für Jungen geführt. Weber wurde während seines letzten Schuljahres einberufen und erhielt ein Zeugnis mit Reifevermerk. Im Zweiten Weltkrieg erlebte er als Wehrmachtssoldat die Gräueltaten der Nationalsozialisten gegenüber den Juden in Polen. Als er nach Italien verlegt wurde, lief er zu den Amerikanern über.
Im Februar 1945 sprang er zusammen mit zwei Agenten des amerikanischen Geheimdienstes OSS mit dem Fallschirm über dem Stubaier Gletscher ab und half als Ortskundiger, eine geheime Funkstation in seinem Heimatort Oberperfuss aufzubauen. Die Agenten schleusten sich in hohe Kreise der Nazis ein und lieferten Informationen an die amerikanischen Truppen. Die sog. Operation "Greenup" des OSS gilt als mitentscheidend dafür, dass Innsbruck kampflos an die amerikanischen Truppen übergeben wurde.
Nach dem Krieg war Weber kurze Zeit Leiter der Bundespolizeidirektion in Innsbruck. 1947 wurde er Landessekretär des Bauernbundes, 1953 Angestellter der Tiroler Landarbeiterkammer. 1949 zog Franz Weber als Abgeordneter der ÖVP in den Tiroler Landtag ein. 1954 wurde er Bundesrat in Wien. 1958 wechselte er als Abgeordneter in den Nationalrat, 1959 bis 1961 saß er erneut im Bundesrat. Anschließend war Weber noch weitere 14 Jahre Mandatar in Tirols Landesparlament, ehe er 1975 freiwillig ausschied. Franz Weber wurde mit dem Großen Goldenen Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich sowie dem Ehrenzeichen des Landes Tirol ausgezeichnet.
Quelle: kathpress