Schönborn zu Mauthausen-Gedenken: Demokratie heute schützen
Das Gedenken an das Ende des NS-Konzentrationslagers Mauthausen muss mit dem Einsatz gegen heutiges Unrecht und für Demokratie verbunden sein. Das hat Kardinal Christoph Schönborn in seiner Freitagskolumne für die Gratiszeitung "Heute" betont - am 5. Mai, dem 78. Jahrestag der Befreiung der KZ-Insassen durch die amerikanische Armee. Der Wiener Erzbischof ging darin auf die häufig gestellte Frage ein, ob die Nazi-Zeit nicht längst aufgearbeitet sei. Seine eindeutige Antwort darauf: "Unrecht und Gewalt gibt es auch heute. Menschen werden misshandelt. Es braucht Wachsamkeit und Mut, dagegen aufzustehen."
Schönborn zitierte dazu auch die heute 92-jährige Oberösterreicherin Anna Hackl, deren Familie im Februar 1945 zwei KZ-Flüchtlinge aus Mauthausen auf ihrem Bauernhof versteckte und dabei das eigene Leben riskierte. Ihrem Appell schloss sich der Kardinal an: "Schaut's auf unser schönes Österreich und gebt acht auf die Demokratie. Ihr wisst's gar nicht, wie gut es uns eigentlich geht." Es sei erforderlich, "wachsam und vorsichtig" angesichts von bedrohlichen Entwicklungen zu sein, "denn solche Sachen gehen ganz schnell". Schönborn mit Hackls Worten: "Es liegt an uns allen, dass all das Schreckliche nie mehr geschieht."
Fast sieben Jahre lang, von 1938 bis zum 5. Mai 1945, sei das größte Konzentrationslager Österreichs "zu einer Hölle auf Erden" geworden, erinnerte der Kardinal mit Blick auf die Befreiungsfeier in Mauthausen, wo am 7. Mai auch ein ökumenischer Gottesdienst gefeiert wird. "Unvorstellbare Grausamkeiten" hätten die Nazis den Menschen dort angetan. Von den mehr als 200.000 Häftlingen überlebte gerade einmal die Hälfte.
Mauthausen-Komitee hält Erinnerung wach
Das die Gedenkfeierlichkeiten alljährlich austragende Mauthausen-Komitee (MKÖ) wurde im Jahr 1997 von der Österreichischen Bischofskonferenz und dem Österreichischen Gewerkschaftsbund in Partnerschaft mit dem Bundesverband der Israelitischen Kultusgemeinden Österreichs als Nachfolgeorganisation der Österreichischen Lagergemeinschaft Mauthausen gegründet. Das Komitee verpflichtete sich damit, das Vermächtnis der ehemaligen KZ-Häftlinge zu bewahren und weiterzutragen. Als überparteilicher und überkonfessioneller Verein tritt das MKÖ für die freie Demokratie und die Menschenrechte aller ein.
Dem Kuratorium gehören Bischofskonferenz-Vorsitzender Erzbischof Franz Lackner, der griechisch-orthodoxe Metropolit Arsenios Kardamakis, der lutherische Bischof Michael Chalupka, IKG-Präsident Oskar Deutsch u.a. Personen des öffentlichen Lebens an.
Die Befreiungsfeier in Mauthausen wie auch das Fest der Freude am 8. Mai in Wien werden auf ORF III übertragen und auf den Online-Kanälen des MKÖ international gestreamt. (Programm und weitere Infos: www.mkoe.at)
Quelle: kathpress