![Zeitzeuge Städtler: Möglichste tun, um Unheil wie Krieg zu vermeiden / Susanne Rheinfrank](/img/b7/8d/ce089167f2c3694cd520/Zeitzeuge_St_dtler__M_glichste_tun__um_Unheil_wie_Krieg_zu_vermeiden-asset-f1aef3c1bbb8d3dca385.jpg)
Zeitzeuge Städtler: Möglichstes tun, um Unheil wie Krieg zu vermeiden
Der Zeitzeuge Prälat Leopold Städtler (98) wollte als Geistlicher stets "das Möglichste tun", um Unheil wie Krieg, den er selbst als Soldat im Zweiten Weltkrieg erlebte, zu vermeiden. Das erzählte der älteste Priester und frühere Generalvikar der Diözese Graz-Seckau am Donnerstag bei einem Zeitzeugengespräch an der Katholisch-Theologischen Fakultät Graz, deren ältester Absolvent er ebenfalls ist. Städtler erlebte nicht nur die Gräuel der NS-Zeit mit, sondern auch die Aufbruchsstimmung des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-1965), die er als außerordentlich prägend, "besonders für uns Junge", empfand.
Nach seiner Rückkehr aus norwegischer Kriegsgefangenschaft begann Städtler an der Grazer Universität mit dem Theologiestudium. Die Beweggründe für den Eintritt in das Grazer Priesterseminar im Jahr 1946 entsprachen seinem Wunsch, "die Menschen verstehen zu wollen", erzählte der 1925 im weststeirischen Ligist geborene Geistliche. Seine Aufgabe als Priester habe er immer so verstanden, im Rahmen des Möglichen, "im kleinen Bereich", etwas zu tun und zu verbessern. Ein großes Anliegen sei ihm gewesen, die "Gräben der 30er-Jahre" zwischen Kirche und Arbeitern zu überwinden. Daher sei ihm das Gespräch mit den Arbeitern immer wichtig gewesen.
Das Zweiten Vatikanum habe "für uns Junge den Weg" dargestellt und sei ein "ungeheurer Fortschritt" für die Kirche gewesen, sagte Städtler, "besonders was Interreligiösität und Ökumene betraf". Auch in Zukunft sei es nötig, so Städtler, "theologisch gebildete Leute, Priester wie Laien" zu haben, verwies er auf die Bedeutung der Katholischen Fakultät heute. Genauso wichtig sei jedoch, "nicht allein Christ zu sein und gebildet zu sein", sondern auch, "in seiner kleinen Welt den Glauben zu leben, damit das Umfeld das auch merkt". Als getaufter Mensch sei man automatisch ein "Missionar für den Glauben", erinnerte der Theologe.
Glaube "großartige und gesunde Sache"
Es sei eine "großartige und gesunde Sache", wenn man dem Evangelium folge und versuche, wie Jesus zu sein, appellierte er an die anwesenden Schülerinnen und Schüler. Das Leben solle sich nicht nur um das "eigene Ich" drehen, so der 98-Jährige, vielmehr gelte es zu versuchen, "das 'Wir' in den Vordergrund stellen, um eine gewaltige Zukunft zu haben".
Leopold Städtler wurde 1925 in Ligist geboren. 1950 zum Priester geweiht, waren seine Berufsjahre vor allem von der Katholischen Arbeiterjugend und dem Kontakt zwischen Arbeiterschaft und Kirche geprägt. Nach dem Zweiten Vatikanum setzte er gemeinsam mit Bischof Johann Weber (1927-2020) viele Reformen in der Diözese Graz-Seckau um. 1972 wurde er in das Domkapitel berufen und wirkte von 1976 bis 1997 als Generalvikar der Diözese. Für sein Wirken erhielt er zahlreiche Auszeichnungen.
Vor einem halben Jahr hat die Leiterin des Instituts für Kirchengeschichte und Kirchliche Zeitgeschichte an der Uni Graz, Prof. Michaela Sohn-Kronthaler unter Mitarbeit ihres Assistenten Markus Zimmermann eine Monografie über Städtler veröffentlicht. Sie ist 2022 unter dem Titel "Mit den Menschen leben. Leopold Städtler. Ein Zeitzeuge" im "Styria"-Verlag erschienen.
Quelle: kathpress