
"Europa-Bischof" Zsifkovics: Friede nur über Einheit möglich
Der Eisenstädter Bischof Ägidius Zsifkovics erinnert am "Europatag" (9. Mai) an die friedensstiftende Gründungsidee der Europäischen Union. "Es war die prophetische Vision der Gründungsväter, dass der Weg zu nachhaltigem Frieden in Europa nur über die Einheit führt. Diese Einheit kann aber nur erreicht werden, wenn der Blick über die eigenen nationalen Grenzen hinausreicht und auf das Ganze gelenkt" wird, hielt der in der Österreichischen Bischofskonferenz für Europafragen zuständige Bischof am Dienstag in einer Aussendung fest.
Das gemeinsam Verbindende müsse von allen erstrebt werde und historische Wunden geschlossen werden, betonte Zsifkovics. "Heute sind die Gefahren einer erneuten Teilung Europas in Zeiten verschiedenster Krisen größer denn je" verwies der Bischof mit Sorge auf die aktuellen Krisen wie Krieg, Klimakrise, Inflation oder Migration. "Die Sorgen und Nöte vieler Menschen sind real und müssen gehört werden. Die politischen Verantwortungsträger stehen in der Pflicht, an sowohl unmittelbaren als auch nachhaltigen Lösungen zum Wohl aller zu arbeiten."
Der "Europatag" wird im Gedenken die im Jahr 1950 unterzeichnete Schuman-Erklärung gefeiert, die den Grundstein für ein neues Europa legte, das schließlich in der Europäischen Union aufging. "Der mutige Schritt, der vor über 70 Jahren von Robert Schuman gesetzt wurde, verdient größte Achtung", so Zsifkovics zu der "von tiefer christlicher Frömmigkeit" getragenen Gründungsidee der EU, basierend auf "Einheit und Frieden".
Trotz aller Widrigkeiten gehe es darum, "gegen alle Hoffnung voll Hoffnung zu glauben", zitierte Bischof Zsifkovics mit Blick auf das zweite Jahr des Überfalls Russlands auf die Ukraine aus dem Römerbrief des Apostels Paulus. Frieden und Versöhnung seien möglich, wenn der Blick der Politik auf das Ganze gesetzt wird und sich alle Beteiligten guten Willens konstruktiv für den Frieden einsetzten, sagte der Bischof. In dieser Hinsicht habe Papst Franziskus bereits die Europa-Bischöfe im März und bei seinem Besuch in Budapest gemahnt, "vorausschauende und schöpferische Brückenbauer und Architekten des Friedens zu werden".
Einheit bedeute nicht Einheitlichkeit
Die Antwort auf die aktuellen Herausforderungen könne jedoch "niemals Spaltung, sondern nur Einheit lauten", so Zsifkovics. Das Streben nach fester Einheit in Europa müsse mit dem Respekt vor der Vielfalt und dem Reichtum der Länder, die die Einheit ausmachen, einhergehen, "denn Einheit bedeutet nicht Einheitlichkeit". Während seiner Reise in Ungarn habe der Papst vor einem Europa, das in einer "Art abstrakter Überstaatlichkeit" das "Leben der Völker vergisst", gewarnt, erinnerte der Bischof. "Nehmen wir uns diese Worte zu Herzen und blicken wir an diesem Europatag voll Dankbarkeit auf das große europäische Projekt."
Quelle: kathpress