Turnovszky: Weltjugendtag ist Aufruf, "Komfortzone zu verlassen"
Der Weltjugendtag in Lissabon (WJT) vom 1. bis 6. August ist eine gute Gelegenheit, bekanntes Terrain zu verlassen und "Kontakte abseits der virtuellen Welt zu schließen". Das Großereignis habe damit eine "spirituelle Nachhaltigkeit" zum Ziel, erklärte Jugendbischof Stephan Turnovszky im Kathpress-Interview knapp drei Monate vor dem WJT. "Der Papst ruft mit dem WJT die Jugend auf, ihre Komfortzone zu verlassen und hinein ins Unbekannte zu gehen", meinte Turnovszky, der selbst zum Weltjugendtag nach Portugal reisen wird. Aktuell sind 750 Personen zu den offiziellen Gruppenreisen nach Lissabon angemeldet, erwartet werden bis zu 3.000 junge Pilgerinnen und Pilger.
Österreichische Jugendliche und junge Erwachsene können sich noch für diverse Fahrtmöglichkeiten anmelden, entweder mit Weihbischof Turnovszky, mit Orden, diözesanen Gruppen oder Gemeinschaften. "Aktuell sind mehr als 60 Gruppen gemeldet, die Reisen nach Lissabon anbieten", informierte der Jugendbischof. Reisemöglichkeiten für junge Menschen zwischen 16 und 35 Jahren listet u. a. die Website www.weltjugendtag.at auf.
Turnovszky erklärte seine Rolle im Zuge des WJT als Begleiter, Seelsorger und Verantwortlicher von Jugendlichen. "Ich will jungen Erwachsenen ermöglichen, diese Erfahrung zu machen und sie während der Reise unterstützen", so der Jugendbischof, der bereits seit 2009 das Referat der Bischofskonferenz für die Kinder- und Jugendseelsorge leitet. Der WJT sei damit nicht nur Sache der Jugendlichen selbst, sondern auch der Bischöfe, die die Veranstaltung dafür nutzen würden, zu lernen, wie junge Menschen heute beten und feiern, und um den Kontakt mit Jugendlichen zu vertiefen. "Insofern bedeutet der Weltjugendtag auch immer einen gewissen Lernerfolg für mich", so Turnovszky.
Den ökologischen Aspekt des WJT und die lange Anreise zur Großveranstaltung bezeichnete der Jugendbischof als spannungsreich. Es brauche dabei eine "Güterabwägung, aber kein Schwarz-Weiß-Denken", so Turnovszky, der für die WJT-Anreise Bus und Flugzeug nutzen wird. Letzteres sei nicht zu verhindern gewesen, auch wenn sich die Verantwortlichen in Österreich darum bemüht hätten, die Reise per Bahn zu organisieren. Aber so etwas sei für eine größere Gruppe in Europa "leider nach wie vor praktisch unmöglich". Er werde daher "Flugzeug-begleitende-Maßnahmen" treffen, um den Umweltschaden zu minimieren, so der in der Klimaschutzbewegung "Religions For Future" engagierte Turnovszky.
Nachhaltig sei beim WJT vor allem auch die spirituelle Dimension der Veranstaltung, meinte der Bischof. Die Großveranstaltung selbst habe wie jedes profane Festival auch seine Schattenseiten, etwa Müll oder lange Anreisen.
WJT verwandelt Städte
"Ich habe bei meinen bisherigen Weltjugendtagen erlebt, dass Gruppen gläubiger Menschen einer Stadt guttun, anders als Fußball-Hooligans", stellte der Bischof fest. Die Menge an gelebtem Glauben und Freude könne eine Gesellschaft verwandeln, zumindest für einige Tage. "Dabei steht auch der Verkehr still, jedoch ohne Aggression."
Als Wunsch formulierte Turnovszky, dass es schön wäre, "wenn wir in Österreich wieder einen 'Weltjugendtag' organisieren". Er bezog sich dabei auf die Großveranstaltung "Jesus in the City" 2018 in Wiener Neustadt. Das österreichische Budget für den WJT bezeichnete er als "eher schmal", trotzdem gebe es Subventionen für sozial benachteiligte Jugendliche, die sich ohne finanzielle Unterstützung die Fahrt nach Lissabon nicht leisten könnten.
Weltjugendtage seit 1985
Der 37. Weltjugendtag findet vom 1. bis 6. August in Lissabon unter dem Motto "Maria stand auf und machte sich eilig auf den Weg" (Lk 1,39) statt. Maria sei ein Vorbild für dynamische junge Menschen, die nicht regungslos vor dem Spiegel ihr eigenes Bild betrachten oder in den Sozialen Netzwerken "gefangen" sind, erklärte Papst Franziskus in seiner Botschaft zum Weltjugendtag. Aufgrund der Corona-Pandemie war das katholische Großereignis von 2022 auf 2023 verschoben worden.
Papst Johannes Paul II. (1978-2005) hatte die Weltjugendtage 1985 ins Leben gerufen. Das jeweilige katholische Kirchenoberhaupt lädt junge Christen aller Erdteile zu einem Treffen unter einem bestimmten Motto ein. Bisher gab es 15 internationale Weltjugendtage, der erste fand 1986 in Rom statt.
Im Wechsel werden die Weltjugendtage in kleinerem Rahmen in den Diözesen vor Ort sowie rund alle drei Jahre als weltweites Großtreffen organisiert. Papst Franziskus nahm bereits an drei Großtreffen teil: 2013 im brasilianischen Rio de Janeiro, 2016 in Krakau in Polen und 2019 in Panama.
weltjugendtag.at/gruppenfahrten
Quelle: Kathpress