Scheuer kritisiert Massai-Vertreibung in Tansania
Auf die Vertreibung indigener Gruppen in Tansania haben der Linzer Diözesanbischof Manfred Scheuer und Erzbischof Isaak Amani Massawe von Arusha (Tansania) aufmerksam gemacht. "Seit Monaten wird die Volksgruppe der Massai drangsaliert und unter Vorwänden von ihren angestammten Weidegebieten vertrieben", mahnte Scheuer bei einer Veranstaltung der Sozialinitiative "Pro Watschinger" des Oberösterreichischen Cartellverbandes am Sonntag. Beide Bischöfe hoben die Bedeutung der Entwicklungszusammenarbeit der Initiative im Norden Tansanias hervor. Die Initiative unterstützt seit 15 Jahren die Aufrechterhaltung und Verbesserung der medizinischen Grundversorgung der Bevölkerung - überwiegend Massai.
Vor einem grundsätzlichen Vertrauensverlust des Volkes in die Politik und Verwaltung infolge der "politischen Drangsalierung der Massai", warnte der Erzbischof von Arusha. Er zeigte sich aber zuversichtlich, dass der begonnene Dialog der Regierung mit den lokalen Vertretern der Massai positiv verlaufen werde und sich die Lage entspannen könne.
"Die katholische Kirche in Tansania verbürgt sich für ihren Dienst an den Menschen und sieht ihre Aufgabe auch im Bauen von Brücken und der Vermittlung von friedlichen und konstruktiven Lösungen", so der Erzbischof, der anlässlich des "ad limina"-Besuchs der tansanischen Bischöfe im Vatikan auch Belgien, Deutschland und Österreich besucht. Weiters dankte er der Sozialinitiative des Oberösterreichischen Cartellverbands, dem Land Oberösterreich und der Dr.-Herbert-Watschinger-Fonds der Diözese Linz, für die Unterstützung der Massai, "auch wenn die Umstände dramatisch schwieriger werden".
Aktuell sei die Lage in den Spitälern und für die lokale Bevölkerung sehr angespannt, erläuterte der "Pro Watschinger"-Obmann Reinhard Mattes. So erschwere die Politik der Regierung Tansanias seit Beginn 2023 die Finanzierung kirchlicher Spitäler, zudem sei die Massai-Bevölkerung von Zwangsabsiedlung und Vertreibung bedroht. Auch das besonders wichtige "Flying Medical Service" sei grundlos eingestellt worden. Weiters benötige das Spital in Wasso dringend "eine neue, krisensichere Stromversorgung", so Mattes vor den 50 Gästen und Unterstützern, darunter unter anderem Generalvikar Severin Lederhilger, Ex-Landeshauptmann Josef Pühringer und Landesrat Wolfgang Hattmannsdorfer.
Den Besuch des Erzbischofs von Arusha, dessen Erzdiözese Partnerin vor Ort sei, nannte Scheuer ein Zeichen der Verbundenheit und Ausdruck der Überzeugung, "dass die Unterstützung aus Oberösterreich gerade auch in dieser schwierigen Situation für die Massai in Tansania enorm wichtig ist". Bis heute sei es das Ziel der Initiative, die Gesundheitsversorgung und Bildung zu fördern. Scheuer würdigte die Initiative zudem als eine der ältesten diözesanen Initiativen in der Entwicklungszusammenarbeit, "die bis zum heutigen Tag besteht".
"Pro Watschinger" führt die Arbeit des oberösterreichischen Priesters und Arztes Dr. Herbert Watschinger fort, der 1964 und 1977 Buschspitäler in Wasso und Endulen in Tansania gründete. "Pro Watschinger" unterstützt die lokale Bevölkerung unter anderem mit der Finanzierung von Sanierungs- und Bauprojekten sowie bei Anschaffungen wie Krankenhaustransportfahrzeugen. Außerdem vergibt die Initiative Stipendien für das Studium der Medizin, Pharmazie, Krankenpflege und Gesundheits- bzw. Spitalsmanagement. Ferner werden die "Watschinger-Spitäler" mit dem ehrenamtlichen Einsatz österreichischer Fachärzte sowie die Unterstützung von Ordensschwestern unterstützt. Die Hilfe vor Ort erfolgt mit Unterstützung des Landes Oberösterreich und der Diözese Linz. (Infos: https://pro-watschinger.at)
Quelle: kathpress