
"Klimapater" Alt: "Jesus würde sich heute auf die Straße kleben"
Der deutsche Jesuit und Sozialethiker Jörg Alt hat in der aktuellen Folge des Ordenspodcasts "Orden on air" einmal mehr sein Engagement für den Klimaschutz erläutert. So meint der als "Klimapater" bekannte Ordensmann zur Frage, ob sich Jesus heute auf die Straße kleben würde: "Jesus hat nicht nur eine individuelle Caritas gepredigt, sondern sich auch mit den Mächtigen seiner Zeit angelegt. Das ist ein Vorbild, dass es heute zu befolgen gibt. Er hat damals Gesetze gebrochen, als er Kranke an Sabbat geheilt hat. Jesus hat Staat, Gesellschaft, Wirtschaft und Institution einen Spiegel vorgehalten. Also ja, deswegen glaube ich schon, dass Jesus sich heute auf die Straße kleben würde."
In Deutschland hat sich der Ordensmann wegen Aktionen zivilen Ungehorsams und Widerstands, etwa an einer Straßenblockade oder dem Retten essbare Lebensmittel aus Mülleimern von Supermärkten, strafbar gemacht. Seither laufen gegen P. Alt verschiedene Strafermittlungsverfahren.
Wie Alt im Podcast weiter ausführt, beschäftigt er sich seit 40 Jahren mit den Themen sozialer Gerechtigkeit und ökologischer Nachhaltigkeit. "Ich habe dazu Predigten und Vorträge gehalten, Publikationen herausgegeben, Diskussionen geführt, Petitionen gestartet und eigentlich gedacht, dass ich alles tue, was ich tun kann, um dieses Thema in die Öffentlichkeit zu bringen." Doch irgendwann sei ihm bewusst geworden, dass er den Ernst der Lage selbst noch nicht verstanden habe und dass die Regierungen dieser Welt nur mehr wenige Jahre Zeit hätten, entscheidende Weichen zu stellen, bevor das Klima vielleicht nicht mehr repariert werden könne.
Alt: "Das war dann der Punkt, wo ich mich fragen musste: Wenn die Lage so dringend ist, wie 99,9 Prozent der seriösen Wissenschaft sagt, dann kann ich nicht mehr so weiter machen wie in den letzten 40 Jahren. Und wenn diese jungen Menschen mutig genug sind, sich gegen die Dinge einzusetzen, die die Klimakatastrophe schon spürbar machen, kann ich als Ordenspriester nicht nur zusehen, Segen spenden und weiter predigen. Also musste ich mitmachen und mich auch auf die Straße kleben."
Seit März 2022 läuft der Podcast "Orden on air" der heimischen Ordensgemeinschaften, der Ordensfrauen und -männer vor den Vorhang holen möchte. Ziel ist es, interessante Persönlichkeiten und besondere Talente vorzustellen sowie das Engagement von Ordensleuten in den vielfältigen Bereichen des Lebens zu zeigen. Der Podcast ist auf allen größeren Audioplattformen zu finden.
(Infos: www.ordensgemeinschaften.at/publikationen/podcast)
Quelle: kathpress