
Diakonie zu Neuerungen bei Inklusion: "Guter erster Schritt"
Die evangelische Diakonie hat differenziert auf die geplanten Neuerungen bei der Inklusion von Menschen mit Behinderung am Arbeitsmarkt reagiert. Die "spätere Feststellung von Arbeitsfähigkeit ist guter erster Schritt", sagte Diakonie-Direktorin Maria Katharina Moser am Donnerstag in einer Aussendung, aber: "Viele weitere müssen folgen". Grundsätzlich gelte es, Arbeitsplätze anzupassen, nicht die Menschen.
Jeder Mensch habe das Recht auf Arbeit, für Menschen mit Behinderungen sei es in der Behindertenrechtskonvention verbrieft, erinnerte die Hilfsorganisation. "Bisher wurden junge Menschen mit Behinderungen schon mit 15 einer Überprüfung ihrer Arbeitsfähigkeit unterzogen und oft für arbeitsunfähig erklärt. Das galt dann für ihr ganzes Leben. Dass das nun bald ein Ende hat, ist ein überfälliger und guter erster Schritt", so Moser. So gelte es weiterzugehen, denn zwischen "arbeitsfähig" und "arbeitsunfähig" liege eine ganze Palette an Möglichkeiten.
"Es geht immer um die individuellen Unterstützungsleistungen, die eine berufliche Teilhabe ermöglichen würden, und diese müssen sich an den jeweiligen persönlichen Stärken und Fähigkeiten orientieren", so Moser. Wenn sich die Analyse immer an den Defiziten und "Behinderungen" orientiert, werden die Menschen an ihrer Teilhabe gehindert, und dann bleibt das Potenzial von Menschen mit Behinderungen ungenutzt. "Das ist eine Verschwendung, nicht zuletzt in Zeiten steigenden Personalmangels", so die Diakonie-Direktorin.
Um Inklusion am Arbeitsmarkt für alle Menschen zu erreichen, müsse dieser durchlässig gestaltet werden, forderte Moser. "Erst wenn der Arbeitsmarkt durchlässig wird und die Rückkehr in Werkstätten gesichert ist, können Menschen nach ihren Fähigkeiten arbeiten und dabei zwischen unterstützten Formen der Beschäftigung und selbstständiger Tätigkeit am allgemeinen Arbeitsmarkt wechseln". Weiters forderte sie einen gerechten Lohn statt Taschengeld für Arbeit in Werkstätten sowie die Gewährleistung dringend benötigten Sozial- und Gesundheitsleistungen, auch wenn etwa der Versuch anzudocken scheitere.
Gefordert werde von der Hilfsorganisation deshalb eine Kombination aus Lohn und Sozialleistungen, die über einen Inklusionsfonds finanziert werden. "Wenn man das ganze System inklusiver Arbeit neu denkt, wäre ein Inklusionsfonds das beste Mittel, um jede Person individuell dort zu unterstützen, wo sie es braucht, um sich mit ihren Fähigkeiten einbringen und am Arbeitsmarkt teilhaben zu können", so die Diakonie-Chefin.
Quelle: kathpress