
Tagung über Zurückdrängen der Reformation in Niederösterreich
Mit dem Zurückdrängen der reformatorischen Bewegung in Niederösterreich beschäftigt sich eine Tagung des Instituts für Landeskunde des Landes Niederösterreich, die von 3. bis 5. Juli am Campus Horn stattfindet. Unter dem Titel "Der Sieg der Gegenreformation in Niederösterreich" ist das zentrale Thema der Tagung die Rekatholisierung des Landes unter der Enns in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts, wie der ORF-Niederösterreich berichtete. Noch um 1600 bekannte sich in Niederösterreich ein großer Teil von Adel, Bürgern und Bauern zum Protestantismus.
Die religiöse Pluralität in dem Gebiet des heutigen Niederösterreich kam während des Dreißigjährigen Krieges (1618-1648) schlagartig zum Erliegen, als die katholischen Habsburger kompromisslos und mit voller Härte die Rekatholisierung ihrer Länder betrieben. Die damit verbundene machtpolitische Umwälzung sollte das Habsburgerreich und besonders Niederösterreich, das Land um die Residenzstadt Wien, mehrere Jahrhunderte lang nachhaltig prägen, so die Tagungsveranstalter.
Der Tagungsort in Horn sei dabei thematisch passend gewählt. So errichtete das Geschlecht der Puchheimer hier im 16. Jahrhundert eine repräsentative Burg. Dort traf sich im Jahr 1608 der evangelische Adel, um im Bund gegen den Kaiser seine Rechte zu sichern. Als Protestanten wurden die Puchheimer im Zuge der Gegenreformation 1622 vom Kaiser enteignet.
Das Symposion finde jährlich in einer anderen Region Niederösterreichs statt. Der diesjährige Veranstaltungsort im Waldviertel, wo mit dem Horner Bund von 1608, dem Zusammenschluss der protestantischen Stände Niederösterreichs, ein 'Epizentrum' des protestantischen Widerstandes entstand, sei deswegen passend, sagte Elisabeth Loinig, die Leiterin des Instituts für Landeskunde und Tagungsleiterin.
Mit 166 Siegeln für die Gleichstellung
1608 traf sich der evangelische Adel in Horn und verbündete sich im sogenannten "Horner Bundbrief" gegen Kaiser Matthias. Mit ihren insgesamt 166 Siegeln bekräftigten sie plakativ ihre Forderungen, wie die Gleichstellung der Konfessionen oder die Wiederherstellung ihrer alten Rechte.
Seit dem habsburgischen Bruderzwist (1608-1611) wurde in Niederösterreich ein verstärkter gegenreformatorischer Kurs gefahren. Kaiser Ferdinand II. führte die Rekatholisierung der habsburgischen Länder kompromisslos und mit voller Härte weiter. So verfügte er 1627, dass die lutherischen Pfarrer und Schulmeister Österreich unter der Enns verlassen mussten.
Auch sein Sohn, Kaiser Ferdinand III. (1637-1657), setzte diesen Kurs fort. Zwischen 1652 und 1654 wurden sogenannte Reformationskommissionen eingerichtet, die die Rekatholisierung des Landes unter der Enns vorantreiben sollten. Die Bevölkerung wurde gezwungen, zum Katholizismus zu konvertieren oder das Land zu verlassen. Damit war die Gegenreformation in Niederösterreich offiziell abgeschlossen.
Das Sujet des Symposions ist ein sprechendes Bild über die Abwertung und die gewaltsame Unterdrückung des protestantischen Glaubens. Es zeigt den Triumph der Gegenreformation (in Person von Ferdinand III. und Kronprinz Leopold I.) im Waldviertel über die "Häresie" des Protestantismus, die als weibliche Figur mit Schlangenhaupt gefesselt am Boden liegend dargestellt ist.
Quelle: kathpress