
Diözese Linz kündigt Jägerstätter-Gedenken in St. Radegund an
Anlässlich des 80. Todestages des Seligen Franz Jägerstätter findet am 8. und 9. August 2023 in seinem oberösterreichischen Heimatort St. Radegund das jährliche internationale Gedenken statt. Das hat die Diözese Linz am Freitag angekündigt. Die Gedenkfeierlichkeiten rund um seinen Todestag sind seit 1983 ein jährlicher Fixpunkt in der Erinnerung an den NS-Kriegsdienstverweigerer.
Das Programm beginnt am Dienstag, 8. August, um 18 Uhr mit einem Abendgebet in der Kirche St. Radegund. Tags darauf, am Todestag Jägerstätters, präsentieren Andreas Schmoller und Verena Lorber vom Franz-und-Franziska-Jägerstätter-Institut Linz (FFJI) um 9.30 Uhr im Pfarrheim Tarsdorf die neue digitale Jägerstätter-Edition, die die Gesamtausgabe der Schriften des Ehepaars online zugänglich macht. Um 11 Uhr sorgt Asylexperte Herbert Langthaler mit Ausführungen zum Thema "Verfolgungsgrund Kriegsdienstverweigerung" für Aktualitätsbezüge. Nach dem Mittagessen folgt um 13.30 Uhr eine Fußwallfahrt von Tarsdorf nach St. Radegund, wo zur Todesstunde um 16 Uhr eine Andacht in der Pfarrkirche gehalten wird. Um 19.30 Uhr leitet dort der Linzer Bischof Manfred Scheuer, einst Postulator im Seligsprechungsprozess Jägerstätters, eine Eucharistiefeier, die in eine Lichterprozession zur Jägerstätter-Grabstätte mündet.
Anhaltendes Interesse
"Das Interesse an der Lebensgeschichte des Innviertler Bauern und Familienvaters sowie dessen Gattin Franziska ist ungebrochen", sagte Andreas Schmoller, Leiter des an der Katholischen Privat-Universität (KU) Linz angesiedelten FFJI. Zugleich sei offenkundig, dass sich die Auseinandersetzung mit Jägerstätter in den vergangenen acht Jahrzehnten mehrfach geändert habe. Die Zugänge seien vielfältig geworden, eine eigene Erinnerungskultur habe "sich langsam entwickelt und zusehends gefestigt".
Neben dem Gedenken an Jägerstätter sei in St. Radegund immer auch der Blick auf andere Figuren des NS-Widerstands sowie der Austausch über die NS-Vergangenheit in Österreich auf dem Programm gestanden, wies Schmoller hin. Durch den Ukraine-Krieg würden nun historische Analogien zwischen damals und heute in den Blickpunkt rücken und für Kontroversen sorgen. "Welche Impulse die Beschäftigung mit Jägerstätter für brennende Fragen der Gegenwart bringt, ist immer wieder Anliegen des jährlichen Gedenkens in St. Radegund gewesen", teilte der Forscher mit.
Die von Schmoller und seiner Kollegin Lorber herausgegebene Broschüre "Franz Jägerstätter. Leben und Erinnerung" bietet auf Deutsch und Englisch und mit neuem Bildmaterial einen Überblick zum Leben des Seligen und seiner Frau Franziska. In kurzen Kapiteln werden die Kontroversen und Würdigungsformen in Gesellschaft, Kirche und Kunst sowie am Gedächtnisort St. Radegund thematisiert. Personen aus Öffentlichkeit, Kirche und Kultur heben in Statements die Bedeutung Jägerstätters hervor, ein pädagogischer Ausblick auf die Chancen zukünftiger Beschäftigung mit der Biografie rundet die im Wagner Verlag erschienene Publikation ab.
"Franz Jägerstätter. Leben und Erinnerung ('Christ und Märtyrer')" umfasst 56 Seiten und kostet 8 Euro.
Jägerstätter-Gedenkveranstaltungen 2023
Dem Jägerstätter-Gedenken im August ging bereits eine Reihe an Veranstaltungen voraus, die sich dem 80. Todestag widmeten, z. B. die Präsentation der digitalen Jägerstätter-Edition (Juni 2023, KU Linz) und des "Gedächtnisbuches Oberösterreich" (Mai 2023, Mariendom Linz), die Jägerstätter-Ausstellung der Friedensbibliothek Berlin "Besser die Hände als der Wille gefesselt" (Mai-Juni 2023, Mariendom Linz), die Sternwallfahrt der Katholischen Männerbewegung nach St. Radegund (Mai 2023) und die Gedenkfeier in der Ursulinenkirche Linz "Vor 80 Jahren: Verweigerung, Haft, Verurteilung, Tod" (Mai 2023).
Der Innviertler Landwirt, Mesner und Familienvater Franz Jägerstätter (1907-1943) hatte sich aus Glaubensgründen geweigert, mit der Waffe für das Nazi-Regime in den Krieg zu ziehen. Daraufhin wurde er vom Reichskriegsgericht in Berlin wegen "Wehrkraftzersetzung" zum Tod verurteilt und vor 80 Jahren, am 9. August 1943, in Brandenburg an der Havel durch Enthauptung hingerichtet. Die Seligsprechung erfolgte am 26. Oktober 2007 im Linzer Mariendom, der liturgische Gedenktag Franz Jägerstätters ist sein Tauftag, der 21. Mai.
(Info: www.jaegerstaetter.at; https://ku-linz.at/ffji)
Quelle: kathpress