
Caritas zum Schulstart: Jedes Kind auf die Bildungsreise mitnehmen
Die Caritas Wien hat anlässlich des bevorstehenden Schulbeginns auf die besonderen finanziellen Herausforderungen für armutsbetroffene Familien hingewiesen. "Ein neues Schuljahr bedeutet für einkommensschwache Familien immer auch eine enorme finanzielle Belastung", betonte Caritasdirektor Klaus Schwertner am Montag bei einem Medientermin in Wien zum Auftakt der diesjährigen carla-Schulstartaktion. In diesem Jahr verschärfe sich die Situation einmal mehr aufgrund der anhaltenden Teuerungen. Schwertner: "Wir dürfen uns nämlich niemals mit Kinderarmut abfinden und müssen jedes Kind auf die Bildungsreise mitnehmen!" Bildung sei die beste Armutsprävention.
Es sei wichtig, "dass mit den Schulstartpaketen der Bundesregierung und der Schulstarthilfe einzelner Bundesländer bereits Unterstützungsmaßnahmen getroffen wurden und auch wir als Caritas versuchen hier einen Beitrag zu leisten", so Schwertner. Laut Experten seien die Kosten für Schulsachen im Vergleich zum Vorjahr um rund zehn Prozent gestiegen - für viele Eltern ein Grund zur Sorge. Schwertner: "Obwohl es zusätzliche staatliche Unterstützungen gibt, sehen wir, dass die Teuerung jene noch ärmer macht, die es vorher schon waren - darunter auch beunruhigend viele Kinder und Jugendliche."
Rund 353.000 Kinder und Jugendliche sind laut aktueller EU-SILC-Erhebung in Österreich armutsgefährdet. In Wien ist beinahe jedes vierte Kind von Armut betroffen. Mit ihrer carla Schulstartaktion möchte die Caritas auch dieses Jahr armutsbetroffene Familien konkret unterstützen: An den unterschiedlichen carla-Standorten in Wien können Familien vergünstigte Schulartikel kaufen.
Durch die gestiegenen Kosten für Schulsachen könnten sich viele Familien ein Startpaket für den Schulanfang ihrer Kinder nicht mehr leisten, zumal noch zusätzliche Kosten dazukommen, etwa für Nachhilfe oder Schulausflüge. Laut der aktuellen Schulkostenstudie der Arbeiterkammer belaufen sich die Gesamtkosten pro Schuljahr für Kinder in der Volksschule und Unterstufe auf fast 1.500 Euro.
youngCaritas-Aktion
Um Familien mit geringem Einkommen zu unterstützen, rief die youngCaritas auch in diesem Jahr zu einer großen Schulsachensammlung auf: Rund 8.500 Schülerinnen und Schüler in Wien und Niederösterreich setzten dabei ein wichtiges Zeichen und sammelten Schulmaterialien für Kinder und Jugendliche. Dabei spendeten insgesamt 54 Schulen mehrere hundert Schultaschen und Rucksäcke, Malkästen und Buntstifte-Sets sowie Jausenboxen, Trinkflaschen und tausende Schulhefte. Diese Schulsachen kommen Familien in den Mutter-Kind-Häusern und den Sozialberatungsstellen der Caritas zugute und werden in den carlas zu günstigen Preisen weitergegeben.
Zusätzlich können am kommenden Donnerstag von 11.30 Uhr bis 16 Uhr bei einer Aktion der youngCaritas Schultüten im Caritas Shop auf der Mariahilfer Straße 77 vorbeigebracht werden, die im Anschluss in den Caritas-Einrichtungen befüllt und pünktlich zum Schulstart an die angehenden Schüler verteilt werden.
Caritas Lerncafés
Wie angespannt die Situation aktuell für viele Familien ist, wird auch an anderer Stelle deutlich, wie die Caritas mitteilte: Die Zahl der Schüler, die auf externe Nachhilfe angewiesen ist, steigt. Gleichzeitig können sich viele Familien bezahlte Nachhilfe nicht leisten. Allein in diesem Schuljahr beliefen sich die Kosten dafür im Mittel auf rund 720 Euro pro Schulkind. Schwertner: "Die Caritas Lerncafés reagieren auf genau diese Problematik." Österreichweit würden derzeit rund 1.900 Schülerinnen und Schüler kostenlos in den 68 Caritas Lerncafés betreut. Im letzten Schuljahr konnten 95 Prozent der Kinder die Klasse positiv abschließen und in die nächste Schulstufe aufsteigen. "Ein riesengroßes Dankeschön an die 737 Freiwilligen, die diesen Erfolg möglich machen", so Schwertner: "Doch auch hier sehen wir: Der Bedarf ist groß. Österreichweit warten noch immer über 900 Schüler auf einen freien Platz in einem Caritas Lerncafé. Allein in Wien sind aktuell 354 Kinder auf einer Warteliste."
Maßnahmen gegen Kinderarmut
Caritasdirektor Schwertner appellierte am Montag an die politisch Verantwortlichen, verstärkt Maßnehmen gegen Kinderarmut zu setzen. Zwar seien bereits Maßnahmen gegen die Teuerungen von Bundes- und Landesregierungen gesetzt worden, doch weitere Reformen seien notwendig, um den Familien auch langfristig zu helfen. "Einmalzahlungen sind gut, aber sie verpuffen rasch. Und die Inflation schlägt nicht nur einmal, sondern täglich zu", so Schwertner. Konkret fordert die Caritas eine Gesamtreform der Sozialhilfe Neu mit bundesweit einheitlichen Mindeststandards und bedarfsorientierten Kinderrichtsätzen.
Quelle: Kathpress