
Fußballtrainerin, Künstler, Rapper: Ordensleute zeigen ihre Talente
Dass Ordensleute alles andere als verschroben sind und ihre vielfältigen Talente aktiv für die Menschen einsetzen, wollen die Österreichischen Ordensgemeinschaften mit vier neu veröffentlichten Kurzvideos unterstreichen. Unter dem Titel "Nuns & Monks got Talents" kann man eine Ordensfrau als Fußballtrainerin kennenlernen, Bekanntschaft mit einem rappenden Franziskanermönch machen und erfahren, wie zwei kreative Ordensleute mit Farbe und Pinsel für göttliche Momente sorgen.
Schon als Kind war Sr. Elisabeth Siegl von den Don Bosco Schwestern begeisterter Rapid-Fan, aber erst mit Anfang 20 begann sie selber vereinsmäßig zu spielen. Nach ihrem Ordenseintritt und der Übersiedlung nach Oberösterreich dockte die Klosterneuburgerin schließlich beim Sportclub Vöcklabruck an und wurde Teil des Frauenteams VBSC Ladies. Mittlerweile ist die 48-Jährige bei ihrem Verein ins Trainergeschäft umgestiegen.
Sie kümmert sich als Individualtrainerin besonders um die jungen Frauen, die neu zur Mannschaft stoßen. Unter dem Motto "Sport ist für alle da" legt die Ordensschwester gemeinsam mit der Vereinsführung großen Wert auf die integrative Kraft des Fußballs. Vöcklabruck nimmt damit eine Vorreiterrolle in Oberösterreich ein. Spielerinnen aus Kongo, Syrien, Iran, Afghanistan, den Niederlanden, Deutschland und Österreich im Alter von 14 bis 40 stehen gemeinsam am Platz. "Der Fußball hilft, über den eigenen Tellerrand hinauszuschauen und schafft es, alle sozialen Schichten zu verbinden", so Sr. Elisabeth Siegl. Aktivitäten auch abseits des Trainings helfen den Spielerinnen, eine gute Gemeinschaft zu bilden.
Rapper und YouTuber
Als studierter Musiker begnügt sich der Franziskanermönch P. Sandesh Manuel nicht damit, das Wort Gottes online zu predigen, sondern verpackt seine Botschaft in Raps. Sein Medium dafür ist YouTube, jeden Freitag geht ein neuer Song online. Das Risiko, damit in konservativen Kirchenkreisen anzuecken, geht er bewusst ein. Für Pater Sandesh hat die Kirche nur dann Zukunft, wenn sie neue Wege findet, um besonders auf junge Menschen zuzugehen. Mit 17 Jahren trat der gebürtige Inder in den Franziskanerorden ein, seit 2013 lebt er in Wien. Inzwischen hat Pater Manuel über 35.000 YouTube-Abonnenten.
Vorbild Marc Chagall
Mit farbenfrohen Bildern, Zeichnungen und Malereien gibt Sr. Judith Lehner Einblicke in ihr Leben als Ordensfrau und das, was sie bewegt. Ihre Werke sind von der Natur und der starken Bildsprache der Bibel inspiriert. In Ausdruck und Farbgestaltung sind sie dem fantastischen Realismus zuzuordnen, der die künstlerische Arbeit von Lehner seit ihrer Studienzeit an der Akademie der Bildenden Künste in Wien prägt. Großes künstlerisches Vorbild der Schwester vom Göttlichen Erlöser ist Marc Chagall.
Kunst im Kloster
Der gebürtige Niederösterreicher Thomas Hessler ist Theologe, Ordensmann und Künstler. Neben seiner künstlerischen Ausbildung und dem Erwerb von Erfahrungswissen aus dem Bereich der Naturheilkunde konnte er sich mit dem Aufbau des Europaklosters Gut Aich im Jahr 1993 einen Lebenstraum erfüllen. Kunst wurde dort von Anfang an lebendig. Seit 1996 hat er ein Kunstatelier und leitet seit 2011 die Kunstwerkstätten im Europakloster Gut Aich. Die von Hessler geleiteten Kunstwerkstätten haben in den vergangenen Jahren zahlreiche öffentliche und private Projekte umgesetzt, darunter ein Mahnmal für KZ-Opfer, Taufkapellen oder Aussegnungshallen.
Die in den Videos porträtierten Persönlichkeiten würden zeigen, dass Ordensleute ihre Individualität und Kreativität nicht an der Klosterpforte abgegeben haben, so die Generalsekretärin der Österreichischen Ordenskonferenz Sr. Christine Rod. Dieser weltoffene Umgang stehe ganz im Einklang mit dem Motto "präsent.relevant.wirksam", unter das die Österreichischen Ordensgemeinschaften ihr Wirken gestellt haben.
Quelle: Kathpress