Schönborn an Bürgermeister: Kirchen müssen offen bleiben
Kardinal Christoph Schönborn hat an die österreichischen Bürgermeisterinnen und Bürgermeister appelliert, die Kirchen in ihren Gemeinden weitestgehend offenzuhalten. "Wachen Sie darauf, dass im Ortskern die Kirche offen ist", sagte der Wiener Erzbischof bei den "Kommunalen Sommergesprächen" am Freitag im steirischen Bad Aussee. "Kirchen sind Nahversorgung für die Seele, die Menschen müssen seelisch auftanken können", so Schönborn bei seinem Impuls vor Vertretern aus Wissenschaft, Politik und Wirtschaft, die vom 31. August bis 1. September über kommunale Zukunftsthemen diskutierten.
"In einem Ortskern eine verschlossene Kirche, was ist das für ein Signal?", stellte Schönborn als rhetorische Frage in den Raum. Auch wenn die Pfarren heute nicht mehr allein gestellt seien in den politischen Gemeinden, sondern ein Angebot unter vielen darstellten, brauchten die Menschen - "gerade in der heutigen Zeit" - spirituelle Ressourcen und einen Ort der Sinnstärkung. Deswegen sollten Kirchen, wenn möglich, bis Spätabend offen sein. In der Erzdiözese Wien versuche man die verantwortlichen Pfarrer und Pfarrgemeinderäte so gut es gehe zu ermutigen, das zu ermöglichen.
Wie wichtig offene Gotteshäuser seien, habe nicht zuletzt die Corona-Pandemie gezeigt, zeigte sich Schönborn überzeugt. Während dieser seien Kirchen zum persönlichen Gebet immer offengestanden, auch wenn Gottesdienste nicht möglich waren, erinnerte der Kardinal. Es sei der Österreichischen Bischofskonferenz in ihren Verhandlungen mit der Politik immer ein großes Anliegen gewesen, den Menschen eine offene Kirche bereitzustellen, wo sie sich zum Gebet, oder zum Entzünden einer Kerze einfinden konnten.
Die Kirche zeige nach wie vor in vielen Gemeinden die Mitte des Orts an, so der Kardinal, oft frage er sich "wie wird es weitergehen mit unseren Ortskernen? Wie wird die österreichische Landschaft in Zukunft aussehen?". Zentral sei dabei die Frage, wie man Kirchenräume auch kommunal nützen, "ohne dass sie säkularisiert werden", so Schönborn. Grundsätzlich sei er aber zuversichtlich, was die Zukunft anbelange. "Ich glaube an die Regenerationskraft der Generationen, warum sollte es heutiger Generation nicht gelingen, mit den Herausforderungen umzugehen?", so der Kardinal abschließend.
Unter dem Motto "Unsere Welt. Zwischen Solidarität und Resilienz", hatte der Österreichische Gemeindebund und die Kommunalkredit zu den 18. Kommunalen Sommergesprächen nach Bad Aussee eingeladen. Neben Kardinal Schönborn nahmen u.a. Ex-Kanzler Wolfgang Schüssel, Staatssekretärin Claudia Plakolm (ÖVP), der ehemalige Vizekanzler und Bundesaußenminister Deutschlands, Sigmar Gabriel, WIFO-Chef Gabriel Felbermayr, Bundesrats-Präsidentin Claudia Arpa, Momentum-Chefin Barbara Blaha oder Bundesschulsprecherin Flora Schmudermayer an den Gesprächen teil.
Quelle: kathpress