
Abtei Mehrerau: Abt Wohlwend feiert Doppeljubiläum
Mit einem Dankgottesdienst hat der Mehrerauer Abt Vinzenz Wohlwend am Dienstagnachmittag sein 5-jähriges Amtsjubiläum als Abt und sein 25-jähriges Priesterjubiläum gefeiert. Mit dem Abt feierten die Klostergemeinschaft und zahlreiche Gläubige. Am 19. September 2018 wurde Wohlwend zum Abt des Zisterzienserklosters gewählt, am 19. September 1998 wurde er zum Priester geweiht. Als Abt der Territorialabtei Mehrerau gehört Wohlwend auch der Österreichischen Bischofskonferenz an. Er ist zudem verantwortlich für die Mehrerauer Zisterzienser Kongregation, zu der rund 20 ZisterzienserInnen-Klöster in Österreich, Deutschland, Schweiz, Italien, USA, Tschechien und Slowenien gehören.
Anlässlich des Doppeljubiläums gab der Abt in mehreren Interviews Auskunft über das Leben im Kloster, seine eigene Berufung und seine Pläne für das Kloster Mehrerau. "Für mich hat das Priesterjubiläum eine wichtigere Bedeutung", sagt er etwa gegenüber den "Vorarlberger Nachrichten" (Montag-Ausgabe). In seiner priesterlichen Rolle fühle er sich tief berufen, stets nahe bei den Menschen zu sein, ihre Freuden und Sorgen zu teilen.
Der Weg, Priester zu werden, sei dabei nicht von Anfang an vorgezeichnet gewesen. "Ich hätte mir auch vorstellen können, Kinder zu haben. Eltern werden zu dürfen, ist eine schöne Berufung", so Wohlwend: "Wie in jedem Leben gab es auch in meinem Leben Phasen der Zweifel und des Hinterfragens." Im ersten Jahr als Novize habe er eine tiefe Krise erlebt. Doch es seien gerade die Gemeinschaft und die Mitbrüder im Kloster gewesen, die ihm halfen, die Richtung wiederzufinden und mit erneuerter Kraft weiterzugehen. Auch seine Mutter sei ihm damals mit Rat zur Seite gestanden.
Auf die zahlreichen Kirchenaustritte angesprochen, meinte der Abt: "Ich glaube nicht, dass die Menschen heute weniger spirituell als früher sind. Es gibt nach wie vor eine Sehnsucht, Rituale zu leben, was die Rekordzahl an Hochzeiten zeigt." Als Antwort auf diese Sehnsucht habe das Kloster Mehrerau begonnen, sich weiter zu öffnen. Die Tatsache, dass 95 Prozent des Bregenzer Trinkwassers aus der Quelle des Mehrerauer Waldes stammen, hat für den Abt auch eine symbolische Bedeutung: "Für mich ein schönes Bild dafür, was die Mehrerau ist und mehr und mehr sein soll: eine Quelle des Lebens. Wir wollen aus unserer Spiritualität heraus für die Menschen, die hierherkommen, ein Ort der Erholung und Kraftquelle sein."
Ein weiteres großes Projekt des Klosters, dessen älteste Teile 900 Jahre alt sind, sind die umfangreichen Sanierungsmaßnahmen, die bis zum 800-jährigen Ordensjubiläum 2027 fertiggestellt sein sollen. "Im Sinne der Schöpfung wollen wir das Gute pflegen und instand setzen sowie historisch bedeutende Räumlichkeiten erhalten", erklärte der Abt, dem besonders am Herzen liegt, dass die Gemeinschaft in ihrem Handeln im Sinne des Klimas nachhaltig ist. "Es geht dabei nämlich um nichts weniger, als die Zukunft unserer Kinder", betonte er.
Vaduz braucht Brückenbauer
In der Liechtensteiner Zeitung "Vaterland" nahm Wohlwend zu den Spekulationen Stellung, dass er Nachfolger des umstrittenen Erzbischofs von Vaduz, Wolfgang Haas, werden könnte. "Mit mir hat noch niemand gesprochen und ich hoffe, dies bleibt auch so", sagt er der Zeitung. "Ich wäre in der jetzigen Situation auch nicht die richtige Person. Ich habe hier eine Gemeinschaft und dies ist mein Lebensentwurf. Bischof zu sein, wäre nicht mein richtiger Weg."
Zudem brauche es jetzt einen Brückenbauer, der neutral ist und keiner Gruppierung zugeordnet wird, so Wohlwend: "Nachdem ich dem Verein für eine offene Kirche sehr nahe stehe und dort auch immer wieder Gottesdienste zelebriere, bin ich positioniert." Und dies würde das Brückenbauen enorm erschweren. "Liechtenstein braucht einen Erzbischof, der zuerst eine Struktur schafft, welche die Menschen wieder zusammenbringt. Und das wird ein ganz große, aber auch sehr schwierige Aufgabe. Und ich bezweifle, dass ich für diese Aufgabe die richtige Person wäre, weil ich mich selbst am besten kenne."
Schweiz, Liechtenstein, Österreich
P. Vinzenz (Rudolf) Wohlwend wurde am 15. Oktober 1969 in Grabs in der Schweiz geboren. Er besuchte in Schaan in Liechtenstein die Volksschule und anschließend das Gymnasium der Zisterzienser in Mehrerau, wo er 1989 maturierte. 1989/90 studierte er in Salzburg Theologie, 1990 begann er das Noviziat in der Zisterzienserabtei Mehrerau, wo er ein Jahr später die zeitliche Profess ablegte. Sein Theologiestudium setzte P. Vinzenz von 1991 bis 1995 in Einsiedeln (Schweiz) fort. 1994 legte er die feierliche Profess ab. Den letzten Abschnitt des Theologiestudiums und das Pastoralpraktikum absolvierte er bis 1997 in Benediktbeuern (Deutschland).
Am 19. September 1998 wurde P. Vinzenz zum Priester geweiht. Von 1997 bis 2009 wirkte er als Erzieher am Collegium Bernardi in Mehrerau, seit 1999 war er auch Religionslehrer. 2009 wurde Wohlwend Prior und Novizenmeister. Nach dem Rücktritt von Abt Anselm van der Linde ernannte Papst Franziskus P. Vinzenz mit 1. August zum Administrator von Mehrerau. Am 19. September erfolgte die Wahl zum Abt. Papst Franziskus bestätigte die Wahl und ernannte ihn am 23. November 2018 zum Territorialabt von Wettingen-Mehrerau. Die Abtbenediktion fand am 2. Jänner 2019 in der Abteikirche von Wettingen-Mehrerau statt.
Quelle: kathpress