
12 Jahre Familienpolitik
KFÖ-Präsident Trendl zieht Bilanz
12 Jahre Familienpolitik
KFÖ-Präsident Trendl zieht Bilanz
Bei der Jahreshauptversammlung des Katholischen Familienverbands Österreichs (KFÖ) am Samstag, 30. September, in Graz wird ein neuer Präsident gewählt. Dieser wird mit Sicherheit nicht mehr Alfred Trendl heißen, denn dieser zieht sich nach vier Amtsperioden zu je drei Jahren an der Spitze des Verbandes zurück. Er denke, dass es nach zwölf Jahren Zeit sei, das Amt in jüngere Hände zu übergeben, so Trendl im Interview mit Kathpress, in dem er nochmals die vergangenen Jahre Revue passieren ließ und auf erzielte Erfolge im Sinne der Familien und noch nötige familienpolitische Reformen einging.
Den Familienbergriff hat Trendl dabei immer sehr weit gefasst: "Wo Menschen für die nächste Generation in Liebe und Verantwortung und freiwillig persönlich Verantwortung übernehmen, da ist Familie. Und ich glaube, das ist auch die Antwort der Kirche." Natürlich gebe es das christliche Idealbild der Familie, das auch oft noch gelebt werde, aber nicht immer möglich sei.
Grundsätzlich gebe es für Familien in Österreich sehr gute Voraussetzungen, "die wir dann aber oft als selbstverständlich annehmen", so Trendl. Zugleich gelte es, Lücken zu schließen und weitere Verbesserungen einzufordern. Hier sei in den vergangenen Jahren auch einiges gelungen. Trendl wies etwa auf die wesentlich bessere steuerliche Anerkennung der Erziehungsarbeit hin. Mit dem Familien-Steuerbonus ab 2019, der später nochmals erhöht wurde, sei ein großer Wurf gelungen. Erfolge hätten immer viele Väter und Mütter, der Familienverband habe sich aber jedenfalls auch über Jahrzehnte dafür eingesetzt, hielt der KFÖ-Präsident fest. Erfreulich sei zudem, dass der Kindermehrbetrag auf 700 Euro pro Kind und Jahr erhöht wurde.
Dazu käme als weiteres Plus die 2023 eingeführte automatische Wertanpassung von Familienleistungen, also etwa von Familienbeihilfe und Kinderbetreuungsgeld. "Es war eigentlich ein Skandal, dass das so lange nicht gekommen ist. Jetzt werden nicht mehr nur die Pensionen wert angepasst erhöht, sondern etwa auch die Familienbeihilfe." Die Familie sei die Grundlage der Gesellschaft, so Trendl. Und dem werde durch die neuen Regelungen mehr Rechnung getragen.
Umstrittenes Thema Kinderbetreuung
Ein heißes und auch ideologisch aufgebauschtes Thema ist die Kinderbetreuung. "Hier gibt es viele Player, die eigene Ideologien und eigene Anschauungen unter dem Titel Familie vertreten, aber nicht Familie meinen", so Trendl: Die Position des KFÖ sei abseits aller Ideologien klar: "Die Eltern wissen am besten, was für ihre Kinder gut ist. Jedes Kind ist unterschiedlich, jede Familie ist unterschiedlich. Daher sollen und dürfen die Eltern entscheiden. Das ist ihr Recht und ihre Pflicht. Wahlfreiheit ist das oberste Gebot."
Jeder Ausbau der Kinderbetreuung sei grundsätzlich zu begrüßen, nur dürfe daraus kein Rechtfertigungsdruck für die Eltern erwachsen, dass sie ihre Kinder fremdbetreuen lassen. Wer möglichst früh wieder ins Berufsleben einsteigen will, solle die Möglichkeit haben, wer die eigenen Kinder lieber selber länger betreut, sollte das auch können. Unabdingbar sei aber jedenfalls eine entsprechende Qualität der Kinderbetreuung. Vieles sei schlicht nicht möglich, weil Geld und Personal fehle.
Für die Kinderbetreuung brauche es auch eine Prioritätensetzung in den Gemeinden, die vielfach dafür zuständig sind, plädierte Trendl für "familienfreundliche Gemeinden". Das sei auch eine Zukunftsfrage bzw. Zukunftschance für Gemeinden: "Wenn das ernst gemeint ist und gelebt wird, haben solche Gemeinden sicher eine größere Anziehungskraft für Familien als solche, wo es keine gute Kinderbetreuung gibt." Nachsatz: "Ein großes Thema sind auch familienfreundliche Pfarren."
Freiwillige Verlängerung der Karenz
Im Blick auf die vielfach diskutierte neue Karenz-Regelung, wonach die Karenz auf 22 Monate verkürzt wird, wenn diese nur von einem Elternteil in Anspruch genommen wird, warb Trendl einmal mehr für die freiwillige Verlängerung vonseiten der Arbeitgeber: "Die nun beschlossenen 22 Monate sind die verpflichtende Karenz, die die Arbeitgeber gewähren müssen. Es steht ihnen aber frei, ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern eine längere Karenzdauer zu gewähren. Wer die Vereinbarkeit von Beruf und Familie ernst nimmt und sich als familienfreundlicher Betrieb auszeichnen will, sollte das auch tun."
In dieser Hinsicht erwarte er sich auch von kirchlichen Arbeitgebern eine Vorbildfunktion, so Trendl, der zugleich hervorhob, dass sich diese schon jetzt seiner Wahrnehmung nach als sehr familienfreundlich erweisen würden.
Sehr positiv hob Trendl im Kathpress-Interview zudem hervor, dass inzwischen für die Pension die Kinderbetreuung in den ersten vier Lebensjahre mit den Versicherungsleistungen eines durchschnittlichen Einkommens angerechnet wird. Zwar würden, wenn in dieser Zeit ein weiteres Kind zur Welt kommt, die überschneidenden Zeiten nicht doppelt gerechnet, trotzdem sei dies schon eine gute Beitragszahlung zur Pension. Werde zusätzlich verdient, würden die daraus entstehenden Pensionsversicherungsleistungen hinzugerechnet. Wenn also die Politik trommle, dass die Frauen durch die Kinderbetreuung in die Armutsfalle schlittern, dann stimme das zumindest für die ersten vier Jahre ab Geburt eines Kindes ganz sicher nicht, betonte der KFÖ-Präsident. Freilich: "Wir wünschen uns, dass die Beitragszeiten für die Pensionsversicherung bis zum achten Geburtstag des Kindes ausgeweitet werden."
Ausdrücklich würdigte der KFÖ-Präsident im Blick auf die Kinderbetreuung auch die Leistungen der Großeltern. Dies werde viel zu wenig gesehen und wertgeschätzt. Er wies in diesem Zusammenhang auch auf den "Oma-Dienst" hin, den der Familienverband in einigen Diözesen anbietet. Hier wäre mehr Förderung durch die öffentliche Hand wünschenswert. Eine weitere Forderung des KFÖ: der Ausbau des Unterhaltsvorschusses.
Dank an Bischöfe
12 Jahre an der Spitze des Familienverbands sei eine herausfordernde, zeitintensive, aber auch sehr erfüllende Zeit gewesen, so das Resümee Trendls. Der KFÖ habe rund 30.000 Mitgliedsfamilien, es gelte dabei immer auch die Interessen der Verbände in den einzelnen Diözesen mitzubedenken. "Da muss und darf man einander zuhören, aufeinander zugehen, auch im Wissen, dass man nicht immer alles auflösen kann. Aber das ist normal. Aus meiner Sicht hat es sehr gut funktioniert." Auch von den heimischen Bischöfen habe er sich stets in seiner Arbeit unterstützt gefühlt, hob Trendl dankend hervor.
Themen, die dem KFÖ ebenso wichtig wie die bisher genannten sind: Kinderschutz und Bildung. Hier wies Trendl etwa auf die jahrelange Forderung des KFÖ nach einem verpflichtenden Ethikunterricht für alle Schülerinnen und Schüler hin, die keinen Religionsunterricht besuchen. Dass dies nun eingeführt wurde, bewertete er als großen Erfolg. - Im Interesse der Schülerinnen und Schüler.
Auch der Klimaschutz sei dem Familienverband natürlich ein großes Anliegen, so Trendl weiter. Der Verband sei keine Umwelt-NGO, "aber gerade, wenn es um Familien und damit um die Zukunft geht, ist das ein essenzielles Thema".
Er wünsche sich für die Zukunft, dass die Wertschätzung für die Familien - "und zwar ausnahmslos für alle Familien" - erhalten bleibt und die Politik auch in Zukunft die Interessen der Familien entsprechend berücksichtigt.
Alfred Trendl, studierter Jurist und zweifacher Familienvater, ist Jahrgang 1961. Er leitet eine Steuerberatungskanzlei in Wien. Das Amt des KFÖ-Präsidenten übte er ehrenamtlich aus.
Quelle: Kathpress