
Politiker und Wissenschafter Herbert Schambeck verstorben
Der christliche Politiker und Wissenschafter Herbert Schambeck ist am Montag im 90. Lebensjahr verstorben. Die letzte Ruhe findet der längstdienende österreichische Mandatar in Präsidialfunktion - em. Univ.-Prof.Schambeck war von 1975 bis 1997 in Präsidentenfunktionen des Bundesrates - in seiner Geburtsstadt Baden, wo er auch Ehrenbürger war. Das Requiem wird am 11. Oktober um 15 Uhr in der Stadtpfarrkirche St. Stephan gefeiert, anschließend findet die Beisetzung am Badener Stadtpfarrfriedhof statt.
Schambeck wurde am 12. Juli 1934 in Baden bei Wien geboren. Seine wissenschaftliche Laufbahn begann er 1958 als Assistent des Verfassungsjuristen Adolf Merkl. Von 1967 bis zur Emeritierung 2002 war er ordentlicher Universitätsprofessor für öffentliches Recht, politische Wissenschaften und Rechtsphilosophie an der Universität Linz. Von 1969 bis 1997 war er als ÖVP-Mandatar Mitglied des Bundesrates; ab 1975 war er Vizepräsident der Länderkammer im Parlament, später deren Präsident.
Prof. Schambeck brachte im Laufe seines Lebens seine Expertise auch auf weltkirchlicher Ebene immer wieder ein. So war er von 1967 bis 1997 Delegierter des Heiligen Stuhls bei der Generalkonferenz der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) in Wien. Von 1993 bis 2009 war er Konsultor des Päpstlichen Rates für die Familie. Schambeck war Gründungsmitglied der Päpstlichen Akademie der Sozialwissenschaften, der er 25 Jahre als ordentliches Mitglied und danach bis zuletzt als Ehrenmitglied angehörte. Von Johannes Paul II. wurde er 1990 zum "Gentiluomo di Sua Santita" (Päpstlicher Ehrenkämmerer) ernannt.
Zu den wichtigsten Publikationen des Verstorbenen zählen "Grundrechte und Sozialordnung", "Ethik und Staat", "Kirche, Staat und Demokratie", "Europäische Integration und Österreichischer Föderalismus", "Der Staat und seine Ordnung" sowie die bei "Duncker & Humblot" erschienene Sammlung von Abhandlungen und Vorträgen über "Kirche, Politik und Recht". Als Herausgeber veröffentlichte Schambeck u.a. die entscheidenden Reden und Aufsätze von Kardinal Agostino Casaroli, der als Architekt der vatikanischen "Ostpolitik" die "Wende" von 1989 wesentlich vorbereitet hat. Mit dem 1998 verstorbenen vatikanischen Kardinalstaatssekretär war Prof. Schambeck lange Jahre freundschaftlich verbunden. Seine letzte Publikation war ein schmaler Band mit dem Titel "Gedanken aus der Zeit zur Zeit", der kurz und bündig "Gedachtes, Erlebtes, Gesprochenes, Erlesenes" enthält.
Prof. Schambeck war es auch, der den damaligen Präfekten der Glaubenskongregation, Kardinal Joseph Ratzinger, aus Anlass einer Wallfahrt der Notare Mitteleuropas im Herbst 2004 mit Mariazell bekannt machte. In der Folge war er an der Anbahnung des Besuchs von Papst Benedikt XVI. in Mariazell 2007 beteiligt. Als früherer Langzeitpräsident der Österreichisch-Deutschen Kulturgesellschaft konnte Prof. Schambeck immer wieder Spitzenpersönlichkeiten aus aller Welt nach Wien holen, unter ihnen zahlreiche Bischöfe und Kardinäle.
Der Verstorbene wurde für sein Wirken mit zahlreichen staatlichen und kirchlichen Orden aus dem In- und Ausland ausgezeichnet. Er war Mitglied und Ehrenmitglied zahlreicher katholischer Studentenverbindungen.
Trauer bei Arbeitsgemeinschaft Katholischer Verbände
Die Arbeitsgemeinschaft Katholischer Verbände (AKV) trauert um Herbert Schambeck. Durch den Tod des vielfachen Präsidenten des Bundesrates und renommierten Staatsrechtslehrers verliere man "eine der prägendsten Persönlichkeiten des katholischen Verbandswesens", hielt AKV-Präsident Matthias Tschirf am Montag gegenüber Kathpress fest. Er verwies darauf, dass Schambeck für sein Wirken 1997 die "Kardinal Opilio Rossi Medaille" erhalten hatte. Es ist dies die höchste Auszeichnung, die die AKV jährlich an jene vergibt, die als Laien die Gesellschaft aus christlicher Verantwortung gestalten. "Herbert Schambeck prägte seine feste Verankerung im christlichen Glauben römischer Prägung in seinem Engagement in Politik und Gesellschaft. Er hinterlässt ein beeindruckendes Werk an Publikationen zu Staat, vor allem in seinem Anliegen um Föderalismus, Recht und Glaube. Ich selbst werde seine Leidenschaft in der Sache, aber auch seine bildhafte, auch humorvolle Sprache vermissen", sagte Tschirf.
Quelle: kathpress