
Theologie: Salzburger Fakultät startet mit neuem Dekan ins Semester
Der Kirchenhistoriker und Ostkirchenexperte Prof. Dietmar Winkler ist neuer Dekan der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Salzburg. Winkler löste den bisherigen Dekan Prof. Michael Zichy ab, der an die Universität Bonn wechselt. Beide skizzierten im Rahmen einer Semesterauftaktveranstaltung am Dienstag, was in den vergangenen Jahren erreicht wurde und welche Schwerpunkte die Fakultät künftig setzen möchte. Vorgestellt wurde zum Semesterauftakt zudem Prof. Salvatore Loiero, der künftig Pastoraltheologie an der Fakultät lehrt.
Winkler unterstrich in seiner Eröffnungsansprache die Vielfalt der Studierenden und ihrer Interessen. Eine zeitgemäße theologische Fakultät erschöpfe sich nicht darin, "Ausbildungseinrichtung für kirchliche Berufe" zu sein, sondern erfülle vielfältige Aufgaben im Dialog der Wissenschaften sowie in der Gesellschaft. "Wir müssen uns als pluralitätsfähig erweisen, um die Menschen zu erreichen", so Winkler. Dazu müsse eine theologische Selbstbezogenheit und der Blick von einer "permanenten Mangelverwaltung auf den Reichtum der Charismen" geweitet werden. Nur so könnten die theologischen Fakultäten wieder zu "Vordenkern im Sinn einer umfassenden 'universitas' werden", um nicht nur binnenkirchlich, sondern gesellschaftlich Wirksamkeit zu entfalten.
Auch der scheidende Dekan Zichy warnte davor, angesichts des anhaltenden Studierendenrückgangs und eines "spürbaren Relevanzverlusts" die Aufbrüche und Innovationen der Fakultät zu übersehen. Man stehe nicht nur personell "gut da", sondern könne auf eine hohe Publikations- und Drittmittelquote sowie internationales Renommee und Partnerschaften verweisen. Dennoch dürfe man den Blick nicht vor dem gesamteuropäischen Trend der "Kirchenschrumpfung" verschließen, der sich auch in sinkenden Studierendenzahlen niederschlage.
Bei menschlicher Erfahrung ansetzen
Semestereröffnungs- und Festredner war der Grazer christliche Philosoph Prof. Reinhold Esterbauer. Er plädierte für eine umfassende philosophische Auseinandersetzung im Theologie-Studium und benannte zudem aktuelle Fragestellungen, in denen die Philosophie besonders gefordert sei. Dazu zählt laut Esterbauer u.a. die Auseinandersetzung mit dem Trans- oder Posthumanismus und den darin lauernden Gefahren einer funktionalistischen bzw. biologistischen Verkürzung des Menschen - auch wenn aus den posthumanistischen Ideen "religiöse Sehnsüchte nach Erlösung, nach der Überwindung des Todes und der Übernahme der Rolle Gottes" sprechen würden. "Wer nicht versucht, den Mensch als Mensch zu verteidigen, der wird am Ende auch Gott verlieren", so Esterbauer.
Gefahren ortete der Philosoph dort, wo in der Philosophie Methodenfragen vor inhaltlichen Fragen diskutiert würden. Stattdessen gelte es, beim Menschen und der menschlichen Erfahrung von Wirklichkeit anzusetzen. Dazu zähle auch ein sensibler Umgang mit Sprache bzw. die Fähigkeit, Texte in ihrer Originalsprache zu lesen. Wo die Philosophie der Versuchung erliege, sich nur mehr in "starren Begriffssystemen" zu ergehen, dort verliere sie den Bezug zum Leben und neige gleichermaßen zur Geschichts- und "Menschenvergessenheit". (Infos: https://www.plus.ac.at/theologie)
Quelle: kathpress